Sonntag, 22.12 Märchenstunde w/ClickClickDecker – Heimathafen
Es waren einmal vier Hände voller Künstler, die die Menschen seit Jahren mit ihrer Stimme als Singer/ Songwriter verzauberten. Sie alle vereinte etwas: Sie mochten Märchen. Und so kam es, dass durch ein zauberhaftes Projekt namens „Es war einmal und wenn sie nicht“, zusammen kam, was zusammen gehört. 17 Märchen der Brüder Grimm, gelesen von 17 der schönsten Stimmen des Landes.
Heute Abend lesen acht von ihnen ihr Märchen vor, unter anderem Moritz Krämer und Gisbert zu Knyphausen. Mit dabei ist auch der wunderbare Nimmersatt ClickClickDecker (ja, richtig gelesen), der uns schon vorher ein bisschen erzählt hat.
Du liest bei "Es war einmal und wenn sie nicht" aus "Die kluge Else" vor. Davon hören wir jetzt das allererste Mal, kannst du uns kurz sagen, worum es geht?
Es geht, na klar, um die kluge Else und um die Einfachheit des damaligen Ehebündnisses und des Lebens in der Gesellschaft. Die Geschichte ist eher absurd und selbsterklärend. Ich empfinde die Geschichte als eine damalige Warnung an Träumer und Denker. Die Else macht sich sehr viele Sorgen und spinnt sich Abläufe und Möglichkeiten im Kopf zusammen, die ihr auf der einen Seite zur Ehe verhelfen, aber am Ende auch im Weg stehen und zur eigenen Verwirrung und der damit einhergehenden Verbannung führen.
Hast du dir dieses Märchen selbst ausgesucht? Was magst du am liebsten daran?
Ja, habe ich. Anfänglich wollte ich eine andere lesen, die war aber schon vergeben.Ich mag die Sinnlosigkeit und die Reduzierung auf das Wesentliche. Es wird nicht hinter dem Berg gehalten, wie einfach gestrickt die Menschen damals waren und wie verworren und kompliziert wir heute sind. Die Else ist der damalige Holden Caulfield der Hausmärchen. Was ihn zum Abbild und einer Leitfigur machte, steht ihr im Weg und wird als noch nicht bereit genug abgetan.
Hast du noch bestimmte Kindheitserinnerungen, die mit Märchen zusammenhängen?
In Ostberlin liefen zu meiner Kindheit immer die schönen tschechischen Verfilmungen in den Kinos. 50 Pfennig und man konnte abtauchen in die Farbenpracht und Parallelwelten der Märchen. Meine Mutter arbeitete am Staatstheater an der Garderobe und konnte mich manchmal in Vorstellungen einschleusen. Auch konnte ich mir Kleider leihen, um beim Fasching der schönste Prinz zu sein.
In welcher Märchenfigur erkennst du dich am ehesten wieder?
Vielleicht ein Nimmersatt.
Wenn es nicht "Die kluge Else" ist: Was ist dein Lieblingsmärchen und warum?
Mein Lieblingsmärchen ist „Von dem Tode des Hühnchens“, gelesen von Moritz Krämer. Die Worte und seine Stimme sind wie für einander geschaffen. Unfassbar gut!
Was sollten wir uns alle für unser Leben von Märchen abgucken?
Alles was einen Anfang hat, hat auch ein Ende.
Wie viel Psychoanalyse und Archetypen-Interpretationen von Märchen sind eigentlich erlaubt oder sollte man doch lieber Märchen Märchen sein lassen?
Märchen haben immer etwas kindliches, etwas verzauberndes. Mit dem Alter kommt der Realismus und man versteht, dass es manche Dinge in den Märchen nicht gibt.Zu den Figuren kann man, na klar, viele Parallelen finden oder sie sich bauen. Ob das unbedingt nötig ist, wage ich zu bezweifeln. Ich persönlich würde sie Märchen sein lassen.
Und wenn sie nicht gestorben sind?
Dann leben sie in einer gut geglückten Trennung, mit ihren neuen Patchworkfamilien und machen eine Weiterbildung, um sich mit knapp vierzig nochmal selbst etwas zu beweisen.
Wer zur Märchenstunde möchte, der sollte uns jetzt schnell sein Lieblingsmärchen in die Kommentare posten. Wir verlosen noch 2x2 Tickets für heute Abend.