Dienstag, 05.02. Passenger Espresso - in Kreuzberg

Bis vor kurzem war ich überhaupt kein guter Kaffetrinker. Ich habe Leute nicht verstanden, die zum Aufwachen erst mal einen großen Becher Latte Macchiato brauchen und ich habe Coffeshops, wie diesen mit der Meerjungfrau auf grünem Grund, gehasst. Letzteres hat sich nicht geändert, aber ich habe gemerkt, wie gut Kaffee tut und wie toll er schmecken kann. Grad zur jetzigen Jahreszeit ist es ganz wunderbar, sich zwischendurch mit dieser warmen braunen Flüssigkeit in vielerlei Hinsicht 'aufzutauen'. Warum das auf einmal so ist, weiß ich nicht, aber vielleicht mag ich auch bald Rosenkohl.

Jedenfalls hat sich mit dieser Geschmacksneuentdeckung (dank eines guten Freundes) eine Lücke zwischen den Häusern am schlesischen Tor aufgetan. Drei mal laufe ich dort in der Woche auf dem Weg zur Arbeit vorbei und auf einmal war da ein kleiner unscheinbarer Laden. Ein paar Hocker davor, die Tür drei Stufen über Straßenniveau und viele kleine weiße Pappbecher in vielen kalten Händen. Ich könnte schwören, dass der vorher nicht da war. Nach einem riesigen Falafel-Teller ist ein kleiner Espresso ja genau das Richtige. Also rein da.

Innen ein langer Tresen, diesem gegenüber eine lange Sitzbank und noch mehr weiße Kaffepötte. Die Karte ist übersichtlich, kein Triplecaramelicedflat-Wahnsinn zu entdecken. Es gibt Espresso, Cappuccino, Käffchen und Flat White (so etwa Cappuccino auf australisch). Einfach oder doppelt. Auf dem Tresen stehen ein paar Kuchen und Kekse und es läuft 'Archangel' von 'Burial'. Der äußerst sympathische Barista (YO!) macht einen Becher nach dem anderen voll und hat für jeden ein paar nette, britisch genuschelte Worte über. Kein Platz für 1000 Macbook Pros und nicht gemütlich genug um dort den ganzen Nachmittag zu verbringen. "Just a simple Espresso-Bar!" ist das Motto. Und dieser Espresso, der da aufgetischt wird, ist etwas ganz besonderes. Riechen und schmecken wird zu einer absoluten Symbiose. Ich schmecke Marzipan, meine Begleitung Schokolade. Irgendein Qype-User schreibt einen ganzen Roman dazu. Schnell und richtig gut und für mich vollkommen neu.

Inzwischen habe ich rausgefunden, dass die Gründer der Espresso-Bar ganz und gar nicht neu dabei sind. Der Laden heißt "Passenger Espresso" und das ist auch gleichzeitig der Name der selbst gerösteten Kaffe und Espresso-Sorte. Schon seit 2010. Im Sommer gibt es auf einigen Festivals und auch am Boxi eine mobile Kaffeküche, um müde Gesichter munter zu machen.

Als ich am Wochenende beim Spaziergehen wiederkomme, kann der Typ sich an mich erinnern und macht mir meinen Kaffee, bevor ich überhaupt bestellen kann. Wir unterhalten uns gut, aber kurz und das Kaffetrinken macht den verkarterten Samstag zum entspannten Urlaubstag. Sowas ist nett und sowas gefällt allen. Deswegen sollte jede und jeder, der und die das liest, diesen Laden einen Besuch abstatten.

Passenger Espresso
Offen von 08:00h-19:00h, Wochenends er ab 10:00h