Sonntag, 04.11. Ein Chor irrt sich gewaltig - Volksbühne

Eigentlich wollte ich euch heute "Schmeiß dein Ego weg" von Pollesch wärmstens ans Herz legen, nachdem ich vor einigen Wochen das Stück zum wiederholten Male gesehen habe. Doch was passierte? Martin Wuttke bricht sich das Bein, will trotzdem spielen, ich freue mich wie Sau (Gibt es etwas Besseres, als ein Stück, das man zuvor schon mal gesehen hat noch mal zu sehen, mit einem körperlich eingeschränkten Hauptdarsteller? - Nein!) aber es musste leider abgesagt werden, aus versicherungstechnischen Gründen, wie es auf der Facebookseite der Volksbühne heißt. Immer diese Versicherungen. Naja. Dafür gibt es dann heute "Ein Chor irrt sich gewaltig", auch von René Pollesch. Allein das kann ja nur Gutes bedeuten.

Pollesch bringt Filmmotive und Themen und Theorien aus der Literatur in einen diffusen Zusammenhang. Angriffsziel dieses Spiels (so steht es geschrieben im Programmheft), ist das in Theaterkreisen vorherrschende Klischee: "Ja zur Liebe" und "Nein zum Geld".
Sein Theorieboulevard will links, aber nicht sentimental oder gar schlicht sein. Vor dem Blümchenvorhang, der die Bühne schmückt, bleibt beabsichtigt unklar, wer eigentlich wer ist. Alle Darstellerinnen und ein Darsteller sprechen sich willkürlich als Mann oder Frau an. Sophie Rois (wie immer umwerfend großartig) bezeichnet ihre Männer als "Chor", und als man diesen "Chor" als zehn junge Frauen identifiziert hat, kommt als nächstes dann doch ein Mann durch die Tür. Als Zuschauer ist man andauernd bemüht zu verstehen, wird letztendlich aber doch wieder nur zerstreut.

"Wir sind schon gut genug! Sie, Lucien! Ich! Wir alle sind gut genug, das ist nicht das Problem gerade, dass einige nicht so gute Menschen wären wie andere. Aber Sie! Mit Ihrer Selbstgewissheit über den eigenen Platz in diesem Leben, die jede Theorie nur wie ein modisches Accessoire neben sich duldet."

Volksbühne Berlin: Rosa-Luxemburg-Platz | Beginn: 18 Uhr | Karten ab 8 Euro

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