ART VERGNÜGEN #5
Regelmäßig im Februar habe ich den Eindruck, die frische Neujahrsbrise flache ab und dass erst der Frühling das Energiemanko wieder ausgleichen könne. Etwas lasch war der Monat auch dieses Jahr. Eindeutig Bildschirm-basiert. Nach der Arbeit am Computer gönnt man sich noch 1-5 Folgen der aktuell auserwählten Serie, geht auch mal zu einer Video (!)- Ausstellung, holt sich die Kunst in den Schoß. Nun, ich wehre mich nicht und nehme an, der März wird wieder aktiver.
Screen Tests - Ehemalige Jüdische Mädchenschule
Peaches fletscht das Silbergebiss. Jonathan Meese salutiert. Arthur The Dog haut ab. Der Launch der deutschen Ausgabe des legendären Interview-Magazins bot einen Anlass für ein Revival von Warhol’s Screen Tests. An die Record-Taste durfte dieses Mal sein damaliger Assistent Gerard Malanga. In den 60ern postierte der Künstler Freunde (natürlich überwiegend Celebrities) vor seiner Kamera, ließ sie zunächst weder sprechen noch sich bewegen.
Jedes Video der aktuellen Show ist auch online zu sehen. Wer seine Kamerawirkung direkt testen möchte, ist vom MOMA eingeladen sich selbst zu filmen, die Aufnahme hochzuladen und damit in das große Screen Test-Archiv einzuziehen. Mehr Informationen hier.
Mädchenschule: Auguststr. 11-13, Berlin-Mitte | Mo-Sa 11-20 Uhr
Allan Kaprow - nbk
Pech gehabt, wer nicht dabei gewesen ist, also vermutlich wir alle. Wir sind wieder in den 60er, erneut in New York. Fremde versammeln sich in einer Wohnung oder auf der Straße. Niemand weiß was passiert, aber sie werden gemeinsam etwas erschaffen. Diese etwas bezeichnet Allan Kaprow, der Vater dieser improvisierten Form der Aktionskunst, als Happening. Man kann die Zeit nicht zurück drehen, sich aber wenigstens die Dokumentation eines solchen Events in Time Pieces ansehen. Auch ganz interessant, bequem oder auch unangenehm, kann es sein, allmonatlich das Video of the Month des nbk zu sich zu nehmen.
Time Pieces ab 06. März, Eröffnung 02.März, 19 Uhr
nbk (Neuer Berliner Kunstverein)/ Showroom, 1.OG: Chausseestrasse 128 / 129, 10115 Berlin
Di - Fr
12 - 18 Uhr
Do 12 - 20 Uhr
John Smith "Slow Glass" - Tanya Leighton
Ein wenig später, in den 70ern nämlich, entstand der Großteil von John Smiths’ Videoarbeiten, die erst bei der Berlin-Berlinale 2010 die Aufmerksamkeit der Kunstszene auf sich zogen. Es handelt sich eigentlich immer um furchtbar banale Aufnahmen seiner Umgebung, die der Brite mit einer Philosophie des Alltags unterlegt. In Slow Glass (1988-1991) führt ein alter Glasbläser, aus der Perspektive seines Berufes, einen Monolog über die Wahrnehmung von Erinnerung und Verwandlung. Smiths’ Arbeiten, diese komödiantischen Dokumentarfilme mit ihrer paradox nüchternen Erzählweise, haben für mich auf jeden Fall einen hohen Unterhaltungswert. Vielleicht versteht ihr nach Girl Chewing Gum warum, vielleicht findet ihr mich danach aber auch einfach nur komisch. Wie er diese beliebige Straßenszene wie sein Marionettentheater zu diktieren scheint, erinnert an die True Man Show. Und auf jeden Fall finde ich auch den Vergleich mit Monty Python vollkommen berechtigt.
Slow Glass bis 03. März
Tanya Leighton: Kurfürstenstraße 156, 10785 Berlin
Mi – Sa 12 – 18 Uhr
Film beginnt jeweils zur vollen Stunde
Orte, die ich man noch mal schnell besuchen sollte.
Teil 1: Deutsche Guggenheim
Der Nachruf auf das Deutsche Guggenheim – etwas voreilig, denn erst Ende 2012 muss die Kunstinstitution anderen Zwecken weichen – führt mir vor Augen, dass ich zahlreiche künstlerische Großereignisse dort verpasst habe. Erst kürzlich zum Beispiel Almech: Pawel Althammer verlegte die Fabrik seines Vaters von Polen nach Berlin; konsequenterweise inklusive der Firmenschilder. Über der polnischen Fabrik prangte Deutsche Guggenheim, über dem Guggenheim Almech. Zunächst bezogen 30 lebensgroße Figuren die Hallen, bis zum Ende der Ausstellung wurden sie handwerklich von den Fabrikarbeitern verdreifacht. Es gab eine Jackson Pollock Einzelschau (2005), Anish Kapoor und Jeff Wall waren geladen. Ich selbst hatte das Haus nie so recht auf dem Radar, von der aktuellen Ausstellung Found in Translation hört man aber Gutes. Ob das nur freundliches Lob für einen zum Tode geweihten ist bleibt rauszufinden.
Lost in Translation noch bis 09. April
Deutsche Guggenheim bis Ende 2012
Deutsche Guggenheim:
Unter den Linden 13/15,10117 Berlin
täglich 10 – 20 Uhr
Eintritt frei