Wie war es eigentlich bei Thees Uhlmann im Astra?

Das Astra gehört nicht unbedingt zu meinen Lieblingsveranstaltungsorten in Berlin. Das liegt vor allem daran, dass ich jedes Mal, wenn ich die Halle betrete, eine Zeitreise in meine Kindheit und Jugend mache. Zurück in die Kleinstadt, zurück in die dortige Mehrzweckhalle. Kleinstadtromantik ist wohl auch das passende Stichwort für das aktuelle und erste Soloalbum von Tomte-Sänger Thees Uhlmann. Wie so viele hat er früh die Flucht aus der heimatlichen Idylle ergriffen und sich in das hektische Treiben der Großstadt gestürzt. Inzwischen hat er sich aber auch mit seinem Heimatort Hemmoor, einem 8.500 Seelendorf im Landkreis Cuxhaven, ausgesöhnt. Identifikationspotential für alle Kleinstadtkinder. Schön das. Vielleicht ist das der Grund, warum sich so viele an diesem Sonntagabend auf die Straße getraut haben, um sich von Uhl besabbeln zu lassen. Vielleicht meint es auch das Schicksal gut mit ihm, denn die ARD bringt nicht den üblichen Tatort. Aber wer braucht schon das Fernsehen, wenn man doch sozusagen den Münstertatort der deutschen Musikszene auf der Bühne erleben kann?

Man möchte annehmen, dass ein ausverkauftes Haus für Herrn Uhlmann eigentlich zum Routineprogramm gehört. : Lederjacke an, dem Gitarristen und Produzenten des neuen Albums Tobi Kuhn (Monta) den Strohhut aufgesetzt, rauf auf die Bühne, Gitarre umschnallen und ab geht er. Schließlich ist es auch nicht das erste Mal auf dieser Tour. Aber nix da. In der üblichen Plauderlaune überschlägt sich Thees Uhlmann fast vor Freude über die vielen Menschen und die gute Stimmung im Publikum. Seine Nervosität und überschäumenden Emotionen geben der Textzeile „Meine Füße sind ständig in Bewegung, solange ich denken kann bin ich nervös“, aus „Und Jay-Z singt uns ein Lied“, eine neue Bedeutung. Wild gestikulierend singt er die Hommage an die alte Heimat („Zum Laichen & Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf“), und den alten Mann, der sich von ihm und Olli Schulz nicht die schweren Einkaufstüten nach Hause tragen lassen wollte, dafür aber ein Denkmal bekommen hat („Sommer in der Stadt“).
Einen kurzen Abstecher in die gute alte Tomte-Zeit mit seiner Hommage an New York gab es dann auch noch. Mit drei Zugaben verabschiedete sich Uhlmann nach über 90 Minuten von der Bühne. Ein fulminanter Wochenabschluss - auch ganz ohne Tatort.

von Kati Weilhammer

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