ABENDBROT MIT AIDA #9 - Las Olas in Mitte

© Jule Müller

Dies ist eine Geschichte vom Versuch, mal etwas scheisse zu finden und daran zu scheitern: Es ist ja langweilig, wenn immer alles toll und schön und lecker ist. Nein, ich wollte endlich mal eine Anti-Empfehlung abgeben. Was richtig doof finden. Das Essen voll Abscheu runterzwingen. Mich in einer Touristenfalle über's Ohr hauen lassen. Eine Warnung aussprechen, die sich gewaschen hat. Aber dann hat das alles nicht so richtig geklappt.

Im Gegenteil: Es war lecker. Wir wurden satt und auch recht glücklich. Aber der Reihe nach: Die sehr lustige Frau Müller und ich begaben uns neulich zum Abendbrotessen ins «Las Olas» am Alexanderplatz. Es ist eingezwängt, fast zerdrückt unter einem riesigen Betonquader, in dem sich ein Steakrestaurant befindet und serviert Tapas und sonstige Spezialitäten der spanischen Küche.


Was könnte man als Touristenfalle bezeichnen, wenn nicht diesen Laden am Rande des Niemandslandes Alexanderplatz? Wir erwarteten nur das Schlimmste und freuten uns ein bisschen darauf. Vor unserem inneren Auge sahen wir Kunstpalmen und Tiefkühlkost. Aber nein – leider wurden wir enttäuscht. Von den fünf Tapas, die wir bestellten, war keines ein Vollausfall, sondern alles sehr solide. Es war fettig, würzig und lecker, genau wie ich es aus Spanien in Erinnerung hatte. Nur wurde sozialverträglich der Knoblauchanteil reduziert.

Die Salsa Brava leicht scharf mit frischen Knoblauchecken, die Gambas mit Knoblauch kochend heiß im Tontöpfchen, die Pimientos de Padrón, spanische kleine Paprika, glänzend mit großen Meersalzkristallen und sogar die frittierten Käsebällchen waren allem Anschein nach hausgemacht, fluffig und flüssig in der Mitte. Klasse. Dazu noch mit Knoblauch und Chili gebratene Champignons, Brot mit Aioli (beides allerdings definitiv nicht hausgemacht) und süffiger Sangría mit frischen Früchten drin.




Von der Decke hängen große Schinken und Knoblauchzöpfe, an der langen Theke kann man eine große Auswahl der angebotenen Tapas schon vorher in Augenschein nehmen. Viele sind absolut landestypisch, einige nicht, aber vom Prinzip her wie in Madrid, Málaga und Barcelona. Mit dem leider damit verbundenen Nachteil, dass diese Gerichte dann nur in der Mikrowelle nochmal warm gemacht werden. Bei den hier nicht ganz so niedrigen Preisen eher unschön.


Zum wahren Spanien-Feeling fehlte allerdings der in der Ecke plärrende Fernseher, aber darüber kann man nur froh sein. Wer einen Abend Lust hat, im absoluten Urlaubskitsch zu schwelgen, an der Theke zu sitzen und sich eine Tapa nach der anderen auszusuchen und sich den Sangría krugweise hinter die Binde zu kippen, ist hier gut aufgehoben. Und unter Palmen sitzt man hier sogar auch.

Las Olas | Karl-Liebknecht-Str. 29 | Montag bis Samstag ab 17 Uhr | Reservierung im Internet oder unter 030 2 41 54 72

Die schönen Fotos hat diesmal Jule Müller gemacht. Wenn sie nicht gerade ihre Freunde zum Lachen bringt, um sie abzulichten, schreibt sie auf ihrem Magic Typewriter sehr lustige Texte.

Wer bis zum nächsten Abendbrot noch mehr mit Aida futtern möchte, dem sei ihr Blog Improkitchen an den Magen gelegt.

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