Guter Kaffee und leckere Kuchen im Leuchtstoff in Neukölln

© Jule Richter

Wenn Neukölln eine Wohnung wäre, würde das Leuchtstoff garantiert das Wohnzimmer sein. Das kleine aber feine Café direkt an der S-Bahn-Station Hermannstraße ist schon von weitem wegen seiner hellblau angemalten Fassade zu erkennen. Drinnen baumeln Glühlampen von der Decke, die Theke ist mit hellen Holzfassaden verkleidet und an der Wand hängen Sofas und Bücher.

Wer das Leuchtstoff und seine Mitarbeiter nicht kennt, würde das Etablissement wahrscheinlich in die Kategorie „gentrifizierendes Bio-Hipster-Café“ einordnen. Doch dagegen wehrt sich das 15-köpfige Team mit Sicherheit hartnäckig – mehr oder weniger aktiv. Als sich herumsprach, dass es im Leuchtstoff WLAN gibt, sammelten sich in dem Café immer mehr digitale Nomaden. Seither hängen Schilder mit durchkreuzten Laptops an der Wand. Die werden nämlich seither wochenends und im Eingangsraum nicht gern gesehen. Nur in den hinteren Räumen dürfen sich die stillen Coworker niederlassen.

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„Als Niels Göttsch das Café 2011 gründete, machte er es vor allem aus Neugierde zum Kaffee. Er hat eine besonders große Leidenschaft für modernen Filterkaffee“, sagt David Krauthausen, einer der Besitzer des Cafés. Doch dass der Bezirk damals noch nicht für ein solch asketisches Konzept (nur Filterkaffe, sonst nichts) bereit war, merkte Niels schnell. Also wurde aus dem Leuchtstoff mit der Zeit mehr als ein Kaffeeladen. Heute reicht das Angebot von selbstgepressten Säften über Mate-Tee bis hin zu Baguettes, selbstgemachten Kuchen, Zimtschnecken und – seit neuestem – wechselnden Mittagsgerichten. Natürlich alles Bio (außer die Croissants, die seien einfach zu „geil“, obwohl konventionell).

Besonders Kaffeeliebhaber sollten sich im Leuchtstoff sehr wohlfühlen. „Wir kooperieren nur mit Röstereien, die uns sympathisch sind und von denen wir Hundert Prozent überzeugt sind“, sagt David. Darunter sind die Kaffeemanufaktur Machhoerndl aus Nürnberg, jb kaffee aus München und Phoenix Coffee Roasters aus Dresden.

Mit einer möglichst breiten Preisspanne (Kaffee gibt es von 1,80 Euro bis 3,80 Euro) versucht das Leuchtstoff jedem in der Umgebung einen Besuch zu ermöglichen. „Klar, wir sind uns dem bewusst, dass wir selbst zu den Gentrifizierern gehören und nicht direkt für jeden einladend wirken. Wir versuchen aber durch unsere Preisgestaltung und Aktionen wie Refugee KüFas so offen wie möglich zu sein“, sagt David. Außerdem versuchen sie typische Gastronomie-Mechanismen zu entschleunigen: mit flachen Hierarchien, Mitbestimmung, Transparenz und möglichst entspannten Arbeitsbedingungen. Das zahlt sich aus: Nicht umsonst ist das Café gut besucht und sorgt für eine gemütliche Atmosphäre im rauen Neukölln.

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Das Leuchtstoff wächst an den Ideen der Mitarbeitenden und Gästen. „Als Niels sich im vergangenen Jahr für Cold Brew-Kaffee vom Fass interessierte, bauten wir eine Maschine und zack – hatten wir Nitro Kaffee im Angebot. Genauso läuft es auch mit unseren restlichen Angebot.“ Der eine backt gerne Zucchini-Kokos-Kuchen, der nächste steht auf selbstgemachtes Chutney. Für das kulinarische Angebot bedarf es im Leuchtstoff nicht unbedingt eine Ausbildung, sondern viel mehr Initiative und Leidenschaft. Die selbstgemachten Kuchen und Zimtschnecken haben sich bereits rumgesprochen und werden mittlerweile auch an Bouldergärten und zu verschiedenen Anlässen auf Wunsch geliefert.

Man könnte das Leuchtstoff auch ein „interaktives Café“ nennen: Es bietet Raum, in dem Ideen Formen annehmen, kulinarisch und auch kulturell. Momentan kommen jeden Donnerstag Menschen zusammen, um beim „OfenMic“ über Kopfhörer Musiker*innen zu lauschen, wie so eine Art Silent-Disko. Das war eine Idee eines Gastes, der das Format zuvor in einer anderen Bar angeboten hatte. „Wir sind alle Experten in den Dingen, die wir gerne tun. Doch was uns alle wohl vereint, ist die Leidenschaft für guten Kaffee und Essen“, sagt David.

© Jule Richter

Unbedingt probieren: Der Cappuccino mit Dinkel-Mandel-Milch ist wohl der leckerste vegane Kaffee ganz Berlins.

Veggie: Das gesamte Angebot ist mindestens vegetarisch, vieles auch vegan.

Mit wem gehst du hin: Mit dem Date kann man sich gut in die zahlreichen Sofas verkuscheln, mit den Eltern sich einmal durch das Kaffee-Angebot testen.

Besonderheit des Ladens: Die entspannten Leute und der unglaublich gute Kaffee.

Lärmfaktor: Könnte schon mal lauter werden.

Preise: Wer gerade klamm ist, sollte sich das Leuchtstoff für bessere Zeiten aufheben.

Café Leuchtstoff | Siegfriedstraße 19, 12051 Berlin | Montag – Freitag: 08–18 Uhr, Samstag & Sonntag: 10–18 Uhr | Mehr Info

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