Poste Deine Darmspiegelung! Wie man sich (nicht) im Internet verhalten sollte

Mit dem raschen Aufstieg der Sozialen Medien kam auch der rasche Unmut über digitale Selbstdarsteller. Wie oft saß man schon vor dem Computer und hat sich über peinliche Selfies, übermäßig viele Emojis, schlimme Rechtschreibfehler oder inhaltlichen Schwachsinn von anderen Usern gewundert. Auch wenn Fremdschämen nicht schön ist, die Genugtuung, die man spürt, wenn man sich über solche Leute lustig macht, ist es allemal. Mit seinen Tipps zum erfolgreichen Verhalten im Internet parodiert Peter Wittkamp in seinem Buch "Poste Deine Darmspiegelung" peinliche Internetnutzer.


Aus dem Buch: "Poste Deine Darmspiegelung"
Das Buch besteht aus 42 Lektionen. Hier könnt ihr Lektion Nr. 8 lesen: "Kommentiere so viel wie möglich!"

Grundsätzlich solltest Du versuchen, einfach alles zu kommentieren! Mit Kommentaren verhält es sich wie mit lustigen Smileys und Katzenbildchen: Es kann nie genug von ihnen geben. Auch wenn Du dich bei manchen Themen kaum oder gar nicht auskennst gilt: Ein Kommentar kann nicht schaden! Es gibt schließlich zu jedem Thema eine ausreichende Zahl feiner Floskeln, die Du auch dann benutzen kannst, wenn Du noch nicht einmal ansatzweise begreifst, worum es geht.

Kleines Beispiel: Eine Meldung dreht sich um Politik und irgendwas ist mal wieder gründlich schiefgelaufen. Dir fehlt jedoch die Zeit, die Hintergründe zu recherchieren oder auch nur den verlinkten Artikel dazu zu lesen. Kein Grund, auf einen Kommentar zu verzichten. Es gibt gerade im politischen Bereich eine Menge Formulierungen, die immer funktionieren. Zum Beispiel:

• »Diese Politiker!!!«

• »In welchem Land leben wir eigentlich?«

• »Da muss man sich nicht wundern, wenn immer weniger Menschen wählen gehen!«

• »Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht!«

• »Und so was regiert uns!«

Geht es nicht um Politik, sondern beispielsweise um eine erneute Senkung des kulturellen Niveaus (eine neue Sendung auf RTL, die Autobiografie eines C-Promis, der neue Film von Schweighöfer), nutze gerne den Klassiker:

»Und so was schimpft sich das Land der Dichter und Denker!«

Oder auch: »Niveau ist keine Hautcreme!«

Kann man beide immer bringen, werden nie alt oder falsch.

Du merkst: Kommentieren ist nicht schwer. Aber gewichtig! Denn Du zeigst mit einem Kommentar, dass Du eine Meinung hast. Dass Du nicht mit allem einverstanden bist, was »die da oben« so alles veranstalten. Dass Du aufmerksam durch die Welt gehst. Auch wenn Du nicht immer alles so ganz genau verstehst.

Lass Dich auch bitte nicht davon stören, wenn es bei Dir in Sachen Orthografie und Grammatik noch ein wenig hapert. Kommentare sind eine hervorragende Möglichkeit, beides zu üben. Und schließlich reicht es ja auch, wenn vorerst nur Du selbst verstehst, was Du da gerade geschrieben hast.

Wir fassen zusammen: Kommentieren ist stets sinnvoll und Dein gutes Recht!

Aber Achtung: Es kann nicht nur Dein gutes Recht sein, sondern auch zur Pflicht werden. Während Du möglichst jedes Thema kommentieren solltest, gibt es vier besonders wichtige, die Du einfach kommentieren musst!

1. Vegane Ernährung

2. Der Islam in Deutschland

3. Das »Dschungelcamp«

4. Die Flüchtlingsdebatte

Es kann nicht sein, dass Diskussionen hierzu geführt werden, ohne dass die Welt Deine Meinung erfährt. Schreib einfach irgendetwas – aber schreib! Auch hier gilt: Keine Sorge, wenn Du gar nicht so genau weißt, worum es geht.

Ein flottes »Veghaner essen meinem Essen das Essen weg!!!« hat bisher noch jede Ernährungs-Diskussion bereichert!

Ein »Islahm gerne, aba nich hier in Deutschland« noch jede Religions-Debatte.

Ein »Ich kuck das nicht und außerdem nervts, daß die sooft Werbung zeigen« ist ein sehr gelungener Beitrag zum »Dschungelcamp«!

Und "Warum haben die Flüchtlinge alle Smartphones, wenn es denen doch angeblich so schlecht geht" wird man als besorgter Bürger ja wohl mal fragen dürfen!


Peter Wittkamp

Peter Wittkamp ist 34 Jahre alt, lebt in Berlin und arbeitet seit 2013 als Autor und selbständiger Berater für Online-Kommunikation. Außerdem kümmert er sich um die allseits beliebte BVG-Kampagne "Weil wir dich lieben". Ab heute kann man sein Buch "Poste Deine Darmspiegelung" käuflich erwerben. Und zu unserer Beruhigung macht auch er Selfies.


Titelbild: © cnn

Zurück zur Startseite