11 Tipps fürs Fotografieren in der Abenddämmerung

Meine Kamera und ich sind schon seit längerer Zeit unzertrennlich. Bei Tag, bei Nacht, betrunken und nüchtern. Klick, klick. Trotzdem kenne ich noch immer nicht all ihre Funktionen und lerne stetig dazu, meist durch das klassische Learning-by-doing. Läuft so halb. Als mich die Berlin School of Photography einlud, bei ihrer Fototour "Die blaue Stunde" mitzugehen, sagte ich deshalb sofort zu – auch, wenn ich gar nicht wusste, was es mit dieser ominösen Stunde auf sich hat.

Die sogenannte "blaue Stunde" bezeichnet die Zeit, in der die Sonne kurz vorm Auf- oder Untergehen ist und die Welt in ein indirektes Licht getaucht wird. Meist dauert diese Phase nur rund 30 Minuten, aber währenddessen herrscht eine ganz eigene Stimmung, perfekt für Landschaftsaufnahmen und Lichtspielereien. Das spärliche Licht leuchtet die Konturen der Umgebung gerade noch genügend aus und macht sie sichtbar.

Unsere kleine Fotogruppe hat sich gegen 20 Uhr in der Nähe der Oberbaumbrücke getroffen. Hier kommt man nicht nur leicht an ein Bier beim Späti, sondern hat auch gleich einige tolle Motive vor der Nase. Ein paar essentielle Tipps, die ich aus dem Kurs mitgenommen habe, lest ihr hier.

Tipps zum Fotografieren während der blauen Stunde

1. Die Kamera
Am besten gelingen die Fotos mit einer Kamera, bei der ihr möglichst viel manuell einstellen könnt. Euer Smartphone wird bei den abendlichen Lichtverhältnissen eher Schwierigkeiten haben, die vorherrschende Stimmung einzufangen. Für den Fotokurs könnt ihr eine geeignete Kamera gestellt bekommen.

2. Zeitpunkt checken
Da die Abenddämmerung nur recht kurz anhält, schaut vorher schon nach, wann die blaue Stunde ansteht. Das könnt ihr mithilfe von Apps oder auf dieser Website erfahren.

3. Standort vorab auswählen
Überlegt euch vorab, was ihr wo fotografieren wollt. #wegenzeitmangels

4. Stativ mitnehmen
Da die Lichtverhältnisse während der blauen Stunde recht schwach sind, nehmt ein Stativ mit – ansonsten verwackeln die Aufnahmen. Notfalls könnt ihr eure Kamera auch auf eine Mauer oder einen anderen festen Untergrund stellen, seid dadurch aber natürlich perspektivisch recht eingeschränkt.

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Fotodetails: ISO 100, 50mm, f/5,0, 8,0 Sek.

5. Die Lichtempfindlichkeit
Fotografiert am besten bei ISO 100, um Bildrauschen zu vermeiden. Denn je höher der ISO-Wert, also die Lichtempfindlichkeit der Kamera, eingestellt ist, desto größer wird das Bildrauschen.

6. Die Blendeneinstellung
Abhängig davon, wie weit die Blende eures Objektivs geöffnet ist, strömt viel oder wenig Licht herein. Außerdem beeinflusst die Blendengröße die Schärfentiefe eines Bildes. Nutzt für die blaue Stunde eine kleine Blende (zum Beispiel f/11-22) für viel Schärfentiefe und damit Lichtquellen als sogenannte Lichtsterne aufgenommen werden.

7. Die Fokusart
Fokussiert manuell (Auto-Fokus aus), da die Kamera aufgrund der schwachen Kontraste Schwierigkeiten mit der richtigen Fokussierung haben wird.

8. Die Belichtungszeit
Arbeitet im manuellen Modus. Probiert bei den Belichtungszeiten ein wenig herum, belichtet mal kürzer, mal länger, auch abhängig davon, was ihr fotografieren wollt. Generell gilt: Blitz aus!

9. Die klassische Landschaftsaufnahme

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Fotodetails: ISO 100, 50mm, f/13, 6,0 Sek.

Findet euer Motiv, stellt eure Kamera auf einen festen Untergrund, bzw. befestigt sie auf dem Stativ. Fokussiert und belichtet manuell.

10. Unterbelichtung
Wenn ihr eure Aufnahmen ein wenig unterbelichtet, wirken die Fotos natürlicher.

11. Menschen ausblenden, Lichter einfangen

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Fotodetails: ISO 100, 50mm, f/11, 30,0 Sek.

Hinter diesem Foto steckt gar nicht so viel Magie, wie man vielleicht meint. Der Trick heißt: Langzeitbelichtung. Findet euer Motiv, stellt eure Kamera auf einen festen Untergrund, bzw. befestigt sie auf dem Stativ. Arbeitet mit einer kleinen Blende. Die Belichtungszeit kann zwischen 30 Sekunden bis über eine Minute liegen (Bulb-Modus). Probiert einfach ein bisschen herum. Um auf Nummer sicher zu gehen, dass beim Auslösen nichts verwackelt, könnt ihr auch mit dem Selbstauslöser arbeiten.


Euch ging das alles zu schnell? Der Fotokurs "Die blaue Stunde" der Berlin School of Photography findet jede Woche statt. Hier lernt ihr in kleinen Gruppen alles über die richtige Fototechnik und eure Kamera – und noch weitere Tricks für Aufnahmen während der Abenddämmerung. Den Kurs gibt es auf Deutsch und Englisch. Die Berlin School of Photography bietet außerdem Fotografie-Einstiegs- und Fortgeschrittenenkurse an. Euch interessieren eher andere Motive, Street Art oder Berlins Sehenswürdigkeiten? Dann guckt mal hier.


Fotos: Milena Zwerenz
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