Dating im Unbekannten

Erste Dates sind ja immer so eine Sache. Obwohl die meisten meiner Freunde darauf schwören, dass das erste Date auf bekanntem Territorium stattfinden muss, alleine wegen des Heimvorteils und der lokalen Kenntnis von Notausgängen, habe ich mich von Cafés, Bars und Prenzlberg-Spaziergang verabschiedet und mich nach neuen Möglichkeiten umgeschaut. Ich date ab jetzt lieber im Unbekannten.

Bei Dates sind Erwartungen hoch, Schweißporen temporär geweitet und die Angst vor Momenten unangenehmer Redepausen ist schon Tage vor dem Date in Gehirn und Herz eingepflanzt. Aber auch wenn man ein eingespielter Profi ist, eigentlich hat niemand wirklich Bock auf erste Dates und dennoch sind sie oft ein wichtiger Schritt auf der großen Liebessuche. Umso mehr Gedanken verschwende ich in letzter Zeit an die Ortswahl des Treffens. Die Dating-Location soll schließlich nicht nur die vorhandene Aufgeregtheit auf einem Minimum halten, sondern am besten zusätzlich selbst für Gesprächsstoff bei dem ersten Treffen nach dem Tinder-Chat sorgen.

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Mein erster Anlauf: Der Tierpark in Friedrichsfelde. Nicht zu spannend, aber als Anfang doch irgendwie passend. “Bei Elefanten, Zebras und Nacktmulen sollte man doch eine gute Zeit verbringen können!”, denkt sich mein Romantiker-Ich und findet sich damit letzten Sonntag am Eingang des Parkes ein. Ein leicht zweifelndes Date im Schlepptau.

Drei Feststellungen aus der Praxis

1. Tiere sind der beste Gesprächs-Opener!

Julius-Kraft-Gelbschnabel-2Mein Date: “Ich mag den, so als Rocky der Vögel! Der muss sich wegen seiner Optik bestimmt einiges gefallen lassen und kämpft sich richtig durch. - Was ist denn dein Lieblingsfilm?”

Während man bei Dates in Cafés oft nach der Getränkebestellung direkt zum imaginären Fragebogen greift und die üblichen "Was machst du so's" abklappert, liegt der Fokus beim Zoo-Date erst einmal auf den Tieren. Man unterhält sich über die Schlafgewohnheiten von Giraffen (sie schlafen nur ca. 30 Minuten pro Nacht und das im Stehen) und das ulkige Aussehen der Gelbschnabeltokos.

Was im ersten Moment banal klingt, ist für das Kennenlernen untereinander perfekt. Unterschiedliche Themen werden durch die Zooinsassen ganz natürlich aufgeworfen, ohne auch nur einmal auf den mentalen Fragebogen zu schauen.

2. Führungsqualitätencheck, Tierpark-Edition

Julius-Kraft-Schild-2Die Anlage in Friedrichsfelde ist riesig und dazu mehr als dürftig beschildert. Das bedeutet nicht nur viel Bewegung und ein schwungvolleres Date, sondern fördert vor allem den Teamgeist. Schnell stellt sich heraus, wer die Orientierung behält und wer den sprichwörtlichen Wald vor lauter “Für Besucher kein Zugang”-Schildern nicht mehr sieht. Das regt zum Handhalten an.

3. Futtern in schönster Schwimmbad-Atmosphäre
Nach ein paar Stunden im Park kann man es sich an einer der Buden gemütlich machen. Ich finde ja Chicken Nuggets und Pommes (6,50 Euro) beim Imbiss am Raubtierhaus sind der perfekte Deal: Man teilt sich Bank und Nuggets und kommt unterdessen mal von Pinguinen und Seekühen ab. Ostromantik und Sitznachbarn mit Porsche-Tatoos inbegriffen.

Zusatzpunkt: Auch wenn sich dein Dating-Partner als mittlere Katastrophe herausstellt – was gibt es Schöneres, als ein kleines Stück Kindheit wiederzuentdecken?!

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Tierpark Berlin
Am Tierpark 125
, 10319 Berlin Friedrichsfelde
Öffnungszeiten: täglich 9:00 – 19:00 Uhr (Kassenschluss 18:00 Uhr)
Preise: Erwachsene 12 €; Studenten, Berufsschüler, Erwerbslose und Schüler 9€

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