Für ein Dinner im Leimers lohnt sich die Anreise nach Frohnau

© Daliah Hoffmann

Privat sowie beruflich zieht es mich nur sehr selten aus meiner kulinarischen Komfortzone innerhalb des Berliner Rings. Vor kurzem war ich nun aber doch weiter weg, etwas außerhalb im beschaulichen Frohnau. Der Ortsteil gehört zu Reinickendorf und grenzt an Brandenburg. Ich war, wie soll es auch anders sein, zum Essen gehen hier.

Ein Unbekannter in Sachen gehobener Gastronomie ist die Gegend um Frohnau aber nicht. In den Achtzigern pilgerten Berliner hier her, um in Rockendorfs Restaurant in Weidmannslust Sterneküche zu kosten. Anfang der Achtziger bekam das Restaurant von Siegfried Rockendorf den ersten Stern vom Guide Michelin verliehen, 1988 folgte der zweite. Der Berliner Koch war unter anderem berühmt für seine Interpretation des Berliner Eisbeins.

Zurück in der Gegenwart und in Frohnau sucht man ein Sternerestaurant vergebens. Gehobene Küche und freundlichen Service bekommt man hier aber trotzdem, uns zwar im Familienrestaurant Leimers Kunst & Küche um die Ecke vom Zeltinger Platz.

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Leimers Chefkoch Sidney Adams hat vorher unter Jörg Behrend im Hotel De Rome gearbeitet und nimmt uns heute, gemeinsam mit seinem Sous Chef Börge Bening, mit auf (s)eine große Gourmetreise. Unser Sieben-Gänge-Dinner startet mit dem Roadkill Lachs. Was auf dem Teller wie ein blutiger Unfall aussieht, ist in Zitronenöl angemachtes Lachstatar auf einer Roter Beete-Reduktion mit Wasabi Sauerrahm, Wasabi Rauke und einer Scheibe grünem Apfel für die Säure. Es folgen Möhren in verschiedenen Farben und Texturen mit einem Curryschaum. Die kleinen Rüben haben Biss oder sind, in Mousseform, samtig-weich. Auf die zwei farbenfrohen Gänge folgt ein Allerlei von Semmelstoppelpilze. Sidney will verschiedenen Texturen aus einem Produkt machen und zu zeigen, wie vielfältig Gemüse sein kann. Abgerundet werden die Pilze mit Trüffel. Auch wenn sich der Teller farblich im langweiligen Grau befindet, geschmacklich ist hier viel los.

Viel los ist im Leimers nicht nur auf den Tellern, sondern auch an den Wänden. Das Restaurant heißt nicht umsonst Leimers Küche und Kunst. Die Inhaber, ebenso kunstbegeistert wie herzlich, stellen hier regelmäßig zeitgenössische Werke aus der eigenen Kunstsammlung aus. Zurzeit hängen Gemälde des deutschen Künstlers Marc Taschowsky im Restaurant. Wir speisen neben einer übergroßen bunten Audrey Hepburn aus Ölfarben. Neben Kunst finden man hier auch auserlesene Weine aus Deutschland, Italien und Frankreich. Einige davon kann man berlinweit nur hier genießen, wie den Abymes Cuvee Gastronomique von Jean Perrie & Fils.

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Für den vierten Gang bleibt Chefkoch Sidney dem Trüffel treu. Dieses Mal als Bestandteil eines wunderbar cremigen Risottos mit bissfestem Reis, Weißwein, Parmesan und Eigelb. Ich liebe Risotto und Trüffel sowieso und könnte diesen Gang auch noch drei weitere Male essen.

Wir sind bei den Hauptspeisen angekommen. Den Anfang macht kross gebratener Wolfsbarsch auf luftiger Romesco Soße aus Paprika und Spinat. Danach folgt Rücken vom Weiderind. Genauso zart wie das Fleisch ist auch die in Rinderfett konfierte Kartoffel, die als Beilage kommt. Die Teller bestehen, ein gutes Beispiel sind die Hauptspeise, hauptsächlich aus maximal vier einzelnen Bestandteilen bzw. Geschmäckern: Fisch, Spinat, Soße und Fleisch, Kartoffel, Rosenkohl. Obwohl, oder gerade weil die Teller eher zurückhaltend und nicht überladen angerichtet sind, kommen die einzelnen Zutaten besonders gut zur Geltung. Können des Chefkochs und Qualität der Lebensmittel spielen eine ebenso gleich große Rolle. Zum Abschluss gibt es kleine Schokoladentrüffel mit Himbeersorbet, Soße und Crumble.

Jeder Gang war ein Beweis, dass hier mit viel Liebe zum Detail und zum Produkt gekocht wird. Die Gourmetreise von Küchenchef Sidney im Leimers war eine echte Genussreise, die wir gerne bald wieder antreten wollen – dafür lohnt sich die lange Anreise nach Frohnau allemal.

© Daliah Hoffmann

Leimers Kunst und Küche |Fürstendamm 1A, 13465 Berlin | Dienstag – Sonntag: 15–22 Uhr | Mehr Info

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