Die schärfsten Nudeln der Stadt essen bei Chungking Noodles in Kreuzberg

© Wiebke Jann

Wenn es ein Pop-up-Konzept geschafft hat, sich in die Herzen der Berliner*innen zu kochen, dann wohl Chungking Noodles, denn egal wo die scharfen chinesischen Nudeln serviert werden, herrscht Ausnahmezustand. Teilweise waren sie bereits nach einer Stunde ausverkauft, irgendwann wurden sogar Time Slots eingeführt, für die man sich vorher Tickets kaufen konnte. Klar, dass alle Foodies der Stadt kurz ihren Donut fallen gelassen haben, als sie erfuhren, dass Ash Lee endlich einen eigenen Laden eröffnet. Nicht einmal zwei Wochen ist das jetzt her, Zeit für uns, dem vielleicht schärfsten Nudelhimmel einen kleinen Besuch abzustatten.

Es ist ein für den November typischer kalter Abend, es riecht schon nach Winter, als wir uns auf den Weg in die Reichenberger Straße machen. Entsprechend leer ist die Straße auch, abgesehen von einer mittelgroßen Menschentraube, die sich vor einem kleinen hell leuchtenden Laden bildet – Chungking Noodles. Durch die komplett verglaste Front kann ich von außen nicht nur die Mitarbeiter*innen hinter dem rot gekachelten Tresen, der gleichzeitig die offene Küche begrenzt, wuseln sehen, sondern auch gegenüber des Tresens die im schmalen Gang Wartenden – ein bisschen fühlt sich das Ganze hier an wie vor den angesagten neuen Food-Läden in New York, bei denen die Leute stundenlang anstehen, um Cronuts zu bekommen. Aber auch wenn wir Warten tendenziell eher uncool finden, hat der Laden hier einen besonderen Vibe.

© Wiebke Jann
© Wiebke Jann

Nach circa zwanzig Minuten Warten schlängeln wir uns, vorbei am Tresen, an dem auch Leute essen, durch den schmalen Gang in das wirklich kleine Herz des Ladens. Die Wände sind unverputzt, teilweise bis auf Brusthöhe gekachelt, entlang der Wände stehen helle Holztische mit Bänken und Hockern. Es wird viel geredet und gelacht. Es hallt. Aus den Boxen hört man leise Hip-Hop-Beats. Uns wird schnell klar: Das hier ist kein Laden für romantische Dates, sondern für hippe Großstädter*innen, die nach Feierabend etwas Leckeres essen wollen, einen Wein trinken und dann wieder weiterziehen wollen. Vielleicht ist es auch dieses Gefühl, das mich so sehr an amerikanische Großstädte erinnert, diese Mischung aus Imbiss und Restaurant – die Antwort des 21. Jahrhunderts auf das französische Bistro.

© Wiebke Jann
© Wiebke Jann

Die Karte ist übersichtlich und natürlich sehr ähnlich zum Menü, das es bei den Pop-ups gab. Den Ursprung hat das Nudelgericht in Chongqing, einer Stadt im Südwesten Chinas. Ash serviert ihre Variante mit hausgemachten Nudeln (bei ihrem Pop-up waren sie noch nicht selbst gemacht), einem selbst gemachten Chili-Öl, hausgemachter Brühe, verschiedenen Gewürzen wie Szechuan-Pfeffer, Kohl und Koriander. Bei den Toppings kann man zwischen drei Optionen wählen: Pork, Beef oder vegan mit Tofu und Shitake-Pilzen. Mittwochs wird zusätzlich eine Chicken-Variante angeboten. Genauso wie die Hauptspeisen, sind auch die Vorspeisen übersichtlich: Chungking Potato, Sweet Pickled Cucumber und Sichuan Sausage.

Bei den Vorspeisen entscheiden wir uns für die beiden veganen Varianten. Die Kartoffeln sind in hauchdünne Scheiben geschnitten und in einer leckeren leicht scharfen Soße eingelegt sind. Die eingelegten Gurken sind hingegen etwas süßlicher. Beides unaufgeregt lecker, für unseren Geschmack ist es aber nicht unbedingt notwendig, die Vorspeisen zu bestellen, da der eigentliche Star, die Nudeln, sie dann doch ziemlich leicht in den Schatten stellen. Wir entscheiden uns für die vegane Variante mit Tofu und Shitake-Pilzen als Topping und was sollen wir sagen, sie schmeckt fantastisch.

Die selbst gemachten Nudeln sind perfekt gegart, haben noch richtig Biss ohne zu hart zu sein, unten in der Schüssel verstecken sich die beiden Soßen, die würzige Brühe und das Chili-Öl, die perfekt aufeinander abgestimmt sind. Häufig ist es ja so, dass sehr scharfes Essen eigentlich nur noch einen Geschmack zulässt: Schärfe. Bei Chungking Noodles ist alles so fein abgestimmt, dass neben der zugegeben krassen Schärfe, trotzdem das Umami, der fein gewürzte Tofu und auch die Frische des Korianders zur Geltung kommen. Außerdem ist neben der Schärfe der Chili durch den Szechuan-Pfeffer noch eine angenehme frische Schärfe dabei, die das Gericht wirklich lecker macht.

© Wiebke Jann
© Wiebke Jann

Für über zehn Euro stehen die Nudeln zwar nicht unbedingt auf der günstigeren Seite, dadurch das alles selbst gemacht ist, drücken wir da aber gerne mal ein Auge zu. Außerdem haben die Portionen die perfekte Größe, denn wenn man satt ist, ist immer noch genau die kleine Portion Nudeln in der Schüssel, die man sich zu Hause gerne noch mal für den Geschmack nach nimmt.

Ein kleiner Wermutstropfen an dem Laden ist leider, dass man nicht reservieren kann und somit, vor allem jetzt in der Anfangszeit, mit etwas Wartezeit rechnen muss. Das Gute wiederum ist, dass der Laden eigentlich niemanden dazu einlädt, ewig zu sitzen, somit hält sich die Wartezeit in Grenzen und wenn wir mal ehrlich sind: Leere Läden mag ja nun keine*r so wirklich, am wenigsten die Besitzer*innen und deswegen freuen wir uns vielmehr für Chungking Noodles, dass der Laden so gut läuft. Es wird jedenfalls nicht unser letzter Besuch gewesen sein.

Unbedingt probieren: Die Nudeln, was sonst?

Veggie: Es gibt eine vegane Nudelvariante und zwei der drei Vorspreisen sind vegan.

Besonderheit des Ladens: Eine Mischung aus Garküche und angesagtem New-Yorker-Imbiss

Mit wem gehst du hin: Freund*innen, am besten aber nur zu zweit oder dritt, weil der Laden und die Tische recht klein sind

Für Fans vom: The Tree

Preise: Hauptspeisen zwischen 10.50 und 13 Euro, Vorspeisen 4–5 Euro

Chungking Noodles | Reichenberger Straße 35, 10999 Berlin | Dienstag – Samstag: 18–22 Uhr | mehr Info

Entdecke die besten Restaurants, Bars und Plätze in deiner Nähe.

Zur neuen Karte!
Zurück zur Startseite