Berliner*innen am Sonntag: Auf den Flohmarkt und die Pfaueninsel mit Alexandra Maria Lara

© Hella Wittenberg

Der Sonntag ist heilig! Wir haben uns gefragt, was waschechte, zugezogene oder ganz frisch gebackene Berliner an diesem besten Tag der Woche eigentlich so tun? Lassen sie alle Viere gerade sein oder wird doch gearbeitet, was das Zeug hält? Sind sie „Tatort“-Menschen oder Netflix-Binger*innen, Museumsgänger*innen oder festgewachsen am Balkon? Brunchen sie mit Freund*innen oder trifft man sie allein im Wald beim Meditieren an? Wir haben bei unseren liebsten Berliner*innen nachgefragt.

Das sagt die Schauspielerin Alexandra Maria Lara über ihren Sonntag

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Ist der Sonntag ein besonderer Tag?

Mein Sohn sagt im Kindergarten immer: "Hoch die Hände, Wochenende!" Und ja, das Wochenende ist für uns besonders, der Sonntag immer noch ein bisschen mehr. Ich bin auch an einem geboren. (lacht) Nur manchmal, da hat der Tag etwas Melancholisches an sich. Da denke ich mir, es sollte nicht nur den Monday, sondern auch den Sunday Blues geben.

Und wie kann man diesem Blues gut entgegenwirken?

Wir nehmen uns für alles doppelt so viel Zeit wie sonst. Zum Frühstücken, beim Rausgehen mit dem Hund, vielleicht bei einem Sonntagsausflug. Der Tag wird nicht zu sehr verplant. Ich mag es, dass er alles an Möglichkeiten in sich birgt, aber nicht jeder Punkt auch umgesetzt werden muss. Manchmal schaffen wir es, uns spontan mit Freunden im Garten zu treffen. Außerdem überlegen wir gerne, welchen Film man am Abend noch schauen könnte.

Wenn ihr einen Ausflug macht, wohin geht der?

Wir sind gerne in der Natur unterwegs – an ruhigen Orten, an denen nicht gleich 1.000 Menschen herumschwirren. Oder am Wasser, zum Beispiel am Schlachten- oder Wannsee. Unserem Kleinen gefällt auch die Pfaueninsel immer sehr gut. Falls ich mal Lust auf Trubel habe, gehe ich auf den Flohmarkt am 17. Juni. Den kenne ich noch aus Kindheitstagen, da bin ich früher gerne mit meinen Eltern hingegangen. Der ist richtig toll!

Nur manchmal, da hat der Tag etwas Melancholisches an sich. Da denke ich mir, es sollte nicht nur den Monday, sondern auch den Sunday Blues geben.
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Was leitet den Sonntagabend ein?

Erst eine entspannte Zeit mit meinem Sohn. Der freut sich dann aber auch schon wieder auf die beginnende Woche. Genau wie seine Mutter. Ich mag ja auch das frühe Aufstehen. Am Morgen funktioniert mein Kopf am besten. In der ersten Tageshälfte habe ich insgesamt mein größtes Tempo und die höchste Energie. Die Vorfreude darauf beginnt also schon langsam am Abend.

Und wenn der Sohn schläft?

Dann schaue ich noch mit meinem Mann einen Film. Wobei das zuletzt etwas anders ablief, da er vier Monate in Madrid gedreht hat. In der Zeit ist er samstagvormittags zu uns geflogen und leider schon am Sonntagnachmittag mit der vorletzten Maschine wieder zurück gereist. Deswegen fiel das gemeinsame Filmschauen weg. Ich habe dann viel gelesen. J. K. Rowlings Krimi Weißer Tod, den sie unter dem Pseudonym Robert Galbraith veröffentlicht hat, fand ich beispielsweise genial und konnte mir damit sehr gut die Stunden vertreiben.

Was ist für dich ein täglicher Luxus?

Ich könnte mir ehrlich gesagt manchmal sogar etwas mehr gönnen ... aber Ordnung zu schaffen, zum Beispiel, das ist für mich Luxus. Weil wir ständig unterwegs sind, stehen überall so halb gepackte und halb ausgepackte Taschen. Wenn ich da Zeit habe, klar Schiff zu machen, dann habe ich auch wieder einen freien Kopf.

Ich könnte mir ehrlich gesagt manchmal sogar etwas mehr gönnen ...
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Welche Werte sind dir wichtig?

Ich bin von zwei wunderbaren Menschen großgezogen worden. Die Werte, die mir meine Eltern mitgegeben haben, will ich jetzt auch als Mutter vermitteln. Also achtsam mit sich und anderen umgehen, ehrlich, offen und großzügig sein.

Wie schützt du deine Werte?

Gerade in den letzten Jahren habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, absolut ehrlich zu sein. Das ist mein Weg, mich zu schützen. Wenn mir etwas nicht gefällt oder mir eine Ungerechtigkeit widerfährt, dann packe ich das nicht weg, ich gehe damit um. Ich kann nicht im Konflikt mit einer Freundin stehen, drei Wochen nicht darüber reden und das mit mir herumschleppen. Und wenn jemand zu viel von mir will, dann ist es vielleicht auch unangenehm zu sagen, dass ich gerade nicht kann, mein Kopf zu voll ist oder ich momentan mit niemandem telefonieren will – aber genau mit einer solchen Klarheit kann man Missverständnisse vermeiden.

Was hast du zuletzt über dich gelernt?

Berufsbedingt gucke ich natürlich sehr gerne auf andere Menschen, versetze mich in sie oder in neue Situationen hinein, aber ich schaue mich auch selbst ganz genau an. Ich bin da streng mit mir, manchmal vielleicht auch zu streng. Ich habe immer viel Geduld und Empathie für andere, aber hin und wieder komme ich dabei zu kurz, ohne dass ich es bewusst mitkriege. Ich habe gelernt, dass das noch meine Baustelle ist, aber an der arbeite ich bereits.

Kannst du auch mithilfe von Rollen an dir arbeiten?

Auf jeden Fall, durch Rollen lernt man ganz viel über sich. Dazu kommt bei mir aber auch noch das Alter. Es hat mich deutlich entspannt. Früher habe ich Dinge viel mehr kontrollieren wollen. Beim Drehen wollte ich früher beispielsweise genau wissen, wie ich aussehe oder wie ich innerhalb einer Szene wirke. Aber da bin ich lockerer geworden und das tut mir wahnsinnig gut.

Wenn mir etwas nicht gefällt oder mir eine Ungerechtigkeit widerfährt, dann packe ich das nicht weg, ich gehe damit um.
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„Und der Zukunft zugewandt“ startet am 05. September 2019 im Kino.

Was konntest du von Antonia Berger, deiner Rolle in „Und der Zukunft zugewandt“ mitnehmen?

Meine Eltern sind mit mir 1983 von Rumänien nach Berlin geflohen. Als ich das erste Mal das Drehbuch gelesen habe, meinte ich, ein Verständnis dafür zu haben, das von irgendwo her tiefer kommt, als dass man es rational beschreiben kann. Ähnlich ging es mir bei meiner ersten Begegnung mit dem Regisseur Bernd Böhlich. Danach dauerte es noch eine Weile, bis das Projekt umgesetzt werden konnte, weil wir auch noch das Geld zusammen bekommen mussten. In meinen über 20 Jahren als Schauspielerin wurde es dann zu eine der schönsten Arbeiten, die ich je machen durfte. Das liegt an der Rolle, an dem unglaublich beeindruckenden und klugen Regisseur und auch daran, dass jeder mit seinen eigenen Erfahrungen zu diesem Thema an den Film herangegangen ist. Die Geschichte birgt so viel in sich – was mit dem Damals zu tun hat, aber auch mit dem Heute. Beim Dreh wussten alle, Menschen im unterschiedlichsten Alter und den unterschiedlichsten Hintergründen, dass es besonders ist, was wir da machen.

Hast du beim Dreh auch mal improvisiert?

Nein, Bernd weiß genau, was er will und hat uns zum Glück sehr gut geführt. Er hat sich außerdem so viele Jahre mit der Geschichte auseinandergesetzt, da hätte Improvisation keinen Platz gefunden. Ich würde mir sehr wünschen, dass wir noch mal zusammenarbeiten können. Ich hatte bei ihm das Gefühl, dass er ganz genau weiß, wie man am besten mit mir arbeitet.

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