So überzeugst du als unsicherer Millenial beim ersten Date

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Zunächst einmal: Herzlichen Glückwunsch. Du hast ein Date. Das ist schön. Wenn du auf diesen Artikel geklickt hast, obwohl du kein Date hast: auch herzlichen Glückwunsch. Du hättest es schlechter erwischen können, denn im Gegensatz zu vielen anderen Online-Ratgebern wird dir hier etwas geboten, das du nicht bereits hundertfach auf den Jugendseiten großer Zeitungen gesehen hast. Wenn du also ein Date hast und genau die Art von unsicherem Millenial-Chaot mit leichter Sozialphobie bist, für die ich dich und mich halte, dann habe ich hier 5 wahnsinnig gute Tipps für dich, wie du es schaffst, dein Date glauben zu lassen, du wärst eine halbwegs erwachsene, zurechnungsfähige Person. Im Idealfall liest du diesen Text also vorher. Wahrscheinlicher ist aber, dass du gerade 15 Minuten zu spät zu deiner Verabredung kommst und das hier SOS-Hilfe in letzter Minute ist. Womit wir schon beim Thema wären:

1. Komm zu spät, aber nicht so sehr zu spät, dass es richtig nervig ist

Machen wir uns nichts vor: Irgendwo pünktlich aufzutauchen ist für dich so realistisch wie Martin Schulz’ Chancen aufs Kanzleramt. Die gute Nachricht ist: Das ist nicht schlimm. In deinem Falle hilft es sogar. Denn warum kommen Menschen zu spät? Weil sie so viel zu tun haben. „Feierabendverkehr“ zum Beispiel ist ideal für dich als Ausrede, wenn du es nicht pünktlich zu deinem Date schaffst, denn beides, Feierabend und Verkehr, weisen auf zwei Dinge hin, die du wahrscheinlich eher nicht hast: einen geregelten Arbeitsalltag und ein Leben, dass außerhalb deiner Wohnung stattfindet. „Stecke noch im Feierabendverkehr fest“ wirkt vielleicht bei einem Lunch-Date um 12 Uhr etwas deplatziert, aber vielleicht bist du ja Schichtarbeiter? Oder hast einfach die Nacht im Office durchgeackert, um den Pitch fertigzubekommen? Die passende Story kannst du dir ausdenken, während du dich zu Hause zum dritten Mal umziehst. Wichtig ist nur: Komm nicht so sehr zu spät, dass es richtig nervig wird. Alles bis 10 Minuten ist easy, dann gibt es noch 5 Minuten "Hab mich verlaufen"-Kulanz und alles darüber hinaus ist dann schon Psychoterror. Zumindest wenn du jemanden datest, der im deutschen Kulturkreis sozialisiert wurde. Bei allen anderen, die deutsche Pünktlichkeit nicht für eine Tugend, sondern eine behandlungsbedürftige Zwangsstörung halten, hast du etwas mehr Zeit.

2. Erzähl lustige Geschichten, aber nicht deine eigenen

Du hast neulich in deinem Rucksack eine kleine Kartoffel gefunden, die schon grüne Triebe hatte und aussah wie eine dieser Trolls-Figuren? Das findest du vielleicht erzählenswert, aber dein Date wird sich höchstens peinlich berührt ein Lächeln abringen. Es ist jedenfalls schwer zu sagen, was dir bei einem ersten Date mehr Angst einjagt: Der Moment, wenn du aufs Klo musst, aber noch nicht zugeben willst, dass dein Körper menschliche Bedürfnisse hat, oder die Tatsache, dass du mehr als drei Sätze von dir erzählen musst. Für die Toiletten-Frage gibt es die elegante Lösung, „Badezimmer“ statt „Klo“ zu sagen (und dir nicht wie zu Hause schon auf dem Weg dorthin die Hose aufzumachen). Aber spätestens, wenn du wiederkommst, wirst du über dich reden müssen, daran führt kein Weg vorbei. Wenn dir das unangenehm ist, erzähl am besten lustige oder aufregende Geschichten von anderen, die dir mal jemand erzählt hat. Zum Beispiel, wie mal deine Freundin Tina beim Grillen beinahe der Schuh angebrannt wäre, aber sie es noch rechtzeitig gemerkt hat. Wie aufregend! Oder wie Malte mal so betrunken war, dass er irgendwas Doofes gemacht hat, aber er sich nicht mehr daran erinnern konnte, weil er so betrunken war. Im Notfall gehen auch Szenen aus Serien, aber achte darauf, die Namen zu tauschen – niemand wird dir glauben, dass deine Freunde wirklich Ross, Rachel oder ALF heißen.

3. Bestell etwas, das du nicht aussprechen kannst und noch nie gegessen hast

Dein Date muss nicht sofort erfahren, dass du, gleich nach dem der Treffpunkt feststand, die Speisekarte als PDF heruntergeladen und dir Gedanken darüber gemacht hast, was du essen wirst. Bestelle entgegen deiner sonstigen Gewohnheiten etwas, das du überhaupt nicht aussprechen kannst und auch nicht weißt, was genau darin ist. Damit erweckst du den Eindruck, als hättest du in deinem Leben Besseres zu tun, als dich minutiös auf Dates vorzubereiten und spielst zudem noch die „Spontan und abenteuerlustig“-Karte. Win-win! Ach ja, Ceviche spricht man „Sewitsche“ aus und ist roher Fisch – nur, falls ihr euch beim Mexikaner trefft.

4. Schau auf den Punkt zwischen den Augen, damit es wie Blickkontakt wirkt

Egal, wie gut oder schlecht es zwischen euch läuft, manchmal ist ständiger Blickkontakt und damit einhergehende Nähe ziemlich anstrengend. Weil es aber unhöflich wäre, dein Handy rauszuholen und im Bildschirm den Sitz deiner Augenbrauen zu prüfen, fixiere stattdessen den Punkt zwischen den Augenbrauen deines Dates. Für dein Gegenüber wirkt es wie ein tiefer Blick direkt in seine oder ihre Augen – und du kannst für einen kurzen Moment ausruhen von der übermenschlichen Anstrengung, die entsteht, wenn du längere Zeit in ein Gesicht schauen musst, das nicht dein eigenes ist.

5. Hol beim Bezahlen „versehentlich“ ausländische Banknoten aus deinem Geldbeutel

Oh huch, was ist denn das? Eine Dollarnote! Die muss noch von deinem letzten Kurztrip nach NYC dort gelandet sein. Oh, und man kann hier gar nicht mit Karte bezahlen? Du bist das gar nicht mehr gewohnt, außerhalb von Deutschland hat ja fast keiner mehr Bargeld dabei. Weltoffenheit und Reisefreude lassen dich interessant wirken und dein nachlässiger Umgang mit den Inhalt deines Geldbeutels verrät, dass dir einfach andere Dinge wichtiger sind, als das große Geld – das du natürlich trotzdem hast als gut verdienende/r Schichtarbeiter/in im Home Office, siehe Punkt 1. Jetzt wäre auch ein guter Zeitpunkt, um zu erwähnen, dass du ansonsten leider gar kein Geld bei dir hast und wohl oder übel eingeladen werden musst. Aber wer könnte da nun schon Nein sagen? Immerhin hast du dich bis hierhin mehr als bravourös geschlagen und mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit so gewirkt, als hättest du dein Leben richtig im Griff – aber eben nicht so sehr, dass es schon wieder unmenschlich und unsympathisch wirkt. Niemand würde jetzt noch auf die Idee kommen, dass dein Tag größtenteils aus Internetlektüre, Selbstgesprächen mit der Frontkamera und dem Verfassen von ironische Lebensweisheiten ohne Satzzeichen besteht.

Verabschiede dich mit deinem bezauberndsten Lächeln und bete zu einer Kardashian-Schwester deiner Wahl, dass noch genügend Instagramfollower online sind, die gleich dein „Forever alone“-Selfie liken können.

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