Warum eine Firma nicht immer wachsen muss – Preussischer Whisky aus der Uckermark

Wer dachte, Whiskydestillerien gäbe es nur in Schottland oder Irland, hat wohl noch nie vom Preussischen Whisky gehört. Seit etwa 7 Jahren brennt Cornelia Bohn ihren eigenen Single Malt in ihrer Destillerie in der Uckermark, etwa 100km nordöstlich von Berlin. Früher arbeitete sie als Pharmaingenieurin in einer Apotheke, die Liebe für Whisky und der Wunsch, sich selbstständig zu machen, beschäftigte sie aber schon länger. Mittlerweile ist ihr Getränk deutschlandweit gefragt, die kleine, geile Firma könnte locker wachsen. Ihre Produktion will Cornelia aber trotzdem klein halten. Uns hat sie erzählt, warum.

Wie sollte ein guter Whisky schmecken?
Das ist eine ganz subjektive Sachen. Ich mag es im Winter zum Beispiel etwas kräftiger und etwas rauchiger. Im Sommer oder Frühling darf es auch ein leichter Whisky sein, ein fruchtiger Whisky. Es gibt tollen Whisky aus den USA, Bourbon Whisky. Und natürlich Whisky aus Schottland, angeblich der beste der Welt. Single Malt gibt es aber auch in Japan. Whisky gibt es eigentlich überall auf der Welt und seit 2009 auch in der Uckermark.

Was macht die Preussische Whisky Destillerie genau?
Ich stelle hier einen Singe Malt her, der in Fassstärke abgefüllt wird. Ich verwende für mein Produkt nur Wasser, Hefe, Gerstenmalz. Ich arbeite allein, der Whisky ist allein mein Produkt. Jeder Tropfen, der in die Flasche kommt, ist von mir destilliert. Aber manchmal hilft mir mein Mann beim Einmaischen, weil die Säcke doch sehr schwer sind. Die Destillerie ist quasi der Ort, wo alles stattfindet. Hier wird das Malz geschrotet, eingemaischt, destilliert und eingelagert. Alles passiert in einem Haus und dann wird es auch von hier aus an die Händler verschickt.

Warum der Name?
Preussischer Whisky deshalb, weil ich vielen Händlern einen regionalen Bezug geben wollte. Hätte ich den Whisky "Whisky aus der Uckermark" genannt, hätten sich nur eine handvoll Händler dafür interessiert. Die Uckermark ist nicht allzu sehr bekannt. Aber das ehemalige Gebiet Preussen war ja sehr groß, damit können sich viel mehr mit auseinandersetzen.

Warum hast du dich überhaupt für die Uckermark als Standort entschieden?
Mein Unternehmen sitzt hier in der Uckermark, weil ich dort arbeiten wollte, wo ich auch lebe. Ich wollte kurze Wege haben, wollte dort auch am Ort der Entschleunigung arbeiten und nicht nur wohnen. Auf Spaziergängen habe ich den Pferdestall entdeckt und mich in ihn verliebt. Ich habe gleich gewusst, ich muss was damit machen.

Dein Unternehmen ist noch relativ jung. Was hast du davor gemacht?
Bevor ich hier hundertprozentig eingestiegen bin, habe ich als Pharmazieingenierin in einer Apotheke gearbeitet. Dann habe ich über 5 Jahre parallel die Apotheke und die Destillerie gehabt, das waren manchmal bis zu 80 Stunden Arbeitswoche. Letztes Jahr bin ich dann aus der Apotheke ausgestiegen und habe mich nur noch um die Destillerie gekümmert.

Beschreib mir doch mal den Moment, in dem du dich entschieden hast, die selbstständig zu machen.
Der Moment von Pharmazieingenieur zum Whiskybrenner das war eigentlich eine logische Folge. Der Prozess des Destillierens kommt ja ursprünglich aus dem Bereich der Apotheke, der war mir an sich bekannt und hat mich schon immer fasziniert. Die Leidenschaft für Whisky war schon ziemlich lange in mir. Whisky war für mich schon immer ein Produkt der großen weiten Welt. Der coolen Männer, die an der Bar sitzen und wenn sie die Welt gerettet haben, einen Whisky trinken, links und rechts eine schöne Frau. Für mich als Ostkind, die ich so gar nicht damit in Berühung gekommen bin, war Whisky immer ein Produkt der Ferne. Als ich Whisky zum ersten Mal getrunken habe, habe ich mich sofort verliebt. Es war sehr fremdartig, aber irgendwie habe ich es mir auch so vorgestellt. So rauchig und stark und lieblich vom Geruch her. Das war für mich der Moment, in dem ich mir gesagt habe, du musst was mit Whisky machen.

Wie hast du das finanziert?
Das war gar nicht so einfach. Im Jahr 2008 habe ich einen Kredit beantragt mit einem Businessplan, den ich selbst geschrieben habe. Mit Leidenschaft habe ich das dann für mich gewonnen. Letztlich hängt aber auch die Familie mit drin. Ich habe das auch abgesichert durch meinen jahrelangen Job in der Apotheke. Jetzt ist die Rechnung eigentlich sehr gut aufgegangen.

Du könntest also noch wachsen?
Es hat schon die Situation gegeben, wo ich das Angebot hatte, mich stark zu vergrößern. Aber ich muss sagen, dass ist nicht mein Ding. Ich bin für mich meine eigene Manufaktur und ich weiß auch nicht, ob ich die Leidenschaft für jemand anders aufbringen würde. Das wäre auch nicht fair. Und eine Vergrößerung meiner Destillerie zieht ja schon mehr Geld, mehr Zeit, mehr Arbeit hinter sich her. Für mich ist es so, wie es jetzt ist, die perfekte Harmonie. Für mich ist Geld nicht so wichtig, wie für andere. Ich muss davon leben können, aber ich muss auch noch Spaß am Leben haben.

Was ist der größte Vorteil daran, ein kleines Unternehmen zu sein?
Ein kleines Unternehmen ist stressfreier, man hat über alles den Überblick. Man kann alles selbst organisieren, kann alles entscheiden und still vor sich hinarbeiten. Ich destilliere unheimlich gerne, bei einer radikalen Vergrößerung würde mir das verloren gehen. Dass ich plötzlich nur noch am Schreibtisch oder Verhandlungstisch sitze. Das brauche ich nicht. Hier ist mein Platz. Wenn mir jemand das Destillieren wegnimmt, nimmt mir jemand mein Baby weg. Das geht nicht.

Wie sieht die Zukunft aus?
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass sich der Whisky weiterhin so gut verkauft, wie jetzt. Ich liebe zwar Veränderung, aber bei dem Whisky habe ich das Gefühl, ich bin angekommen. Es wird sicherlich noch ein neues Produkt geben, den Preussischen Korn, das war's aber auch schon.

Vielen Dank, Cornelia!


Dieser Artikel ist mit Unterstützung von ZEIT ONLINE entstanden. Noch mehr kleine, geile Firmen findet ihr hier.

Fotos: © Milena Zwerenz

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