Unsere 11 Kunsttipps für den April 2019

Set for the sun titelt ein Ausstellungshighlight im April. Wir sind bereit für die Sonne, den Frühling und all seine Events: das Gallery Weekend zum Beispiel.  Schönerweise reichen sich in diesem Monat aber auch einige Kulturen die Hand  – hat vielleicht was mit diesen Frühlingsgefühlen zu tun. Kanye tut was Kanye eben tut, Jünglinge ziehen (fast) blank und wir schauen TV. Paradies, oder?

Heji Shin, “KW9”, 2018, Installationsansicht Galerie Buchholz, Berlin 2019

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Heji Shin in der Galerie Buchholz

Zwischen Genie und Wahnsinn ist oft kein Millimeter Platz. Beispiel: Kanye West, the artist also known as Yandhi, der sich als eine Art Gott zelebriert. Sein Bekenntnis zu Trump bedeutet eine Paarung zweier größenwahnsinniger Maniacs. Kanye ist un(be)greifbar und gleichzeitig zählt er schon zu Lebzeiten zu den legendärsten Figuren der Musik- und Popgeschichte. In der Galerie Buchholz blickt the Master uns aus überlebensgroßen Porträts entgegen, oder eher auf uns herunter. Diese sakrale Art der Malerei ist sonst Staatsrepräsentanten vorbehalten – dies bereits ein Kommentar zu Kanyes Status. Auch deren Urheberin Heji Shin ist es gewohnt sich mit ihren provokanten Arbeiten ins Schussfeuer zu stellen – „ich wusste die Leute würden diese Ausstellung hassen“, sagt sie in einem artnet Interview. Wie Kanye provoziert Heji gern. Noch so ein Spitzenduo.

Studioansicht, Behind_Hein_1, Photo: Studio Jeppe Hein & Runa Huber

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Behind Hein bei Johann König

Die Arbeiten von Jeppe Hein sind zum Eintauchen. Er involviert den*die Betrachter*in mit derart schönen, großen und leisen Spektakeln, dass er/sie gar nicht anders kann als voll dabei zu sein. Optische Täuschungen und Illusionen werden mal mit Spiegeln kreiert, manchmal genügt aber auch eine einfache Bank, um Teil zu werden. Diese Öffnung zum*r Betrachter*in treibt er jetzt noch weiter: in Behind Hein lässt der in Berlin lebende Bildhauer uns in sein Studio blicken. Wie entstehen seine Arbeiten? Was passiert hinter verschlossenen Studiotüren? Für ein Wochenende werden Prototypen und Modelle gezeigt, die wir sonst nicht zu Gesicht bekommen. 

Tainted Love/Club Edit, 2019, Villa Arson, Nice. 
Installationsansicht © François Fernandez / Villa Arson

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Norbert Bisky bei Crone Side

Sich über Norbert Bisky zu informieren bedeutet von bunten Katastrophen und trunkenen Jünglingen zu lesen. Der gebürtige Leipziger ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Maler sowie ein gefeierter Vertreter der Postmoderne und des neuen Realismus. Er kritisiert die gesellschaftlichen Entwicklungen unserer Zeit, darunter Körperkult, Terrorismus und Antisemitismus. Die stilistische Poppigkeit seiner Malereien steht allerdings im Kontrast zu der Schwere der Themen, weswegen sie besonders eindrucksstark wirken. Bei Crone Side werden jetzt Biskys Arbeiten von 2001-2018 gezeigt

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Gallery Weekend in Berlin

Bunte Farben stehen für den Frühling, ebenso Heuschnupfen, Vogelgezwitscher und natürlich das Gallery Weekend. Die Berliner Galerien holen grad wieder Luft und ihre vielversprechendsten Talente. Ein paar Highlights findet ihr im Folgenden, aber eine extra Empfehlung gilt der Kunst des Flanierens. Einfach treiben und überraschen lassen ist ja wohl die wertvollste aller Künste in unseren nach Effizienz strebenden Zeiten.

Sol Calero, Amazonas Shopping Center, 2017, Installationsansicht Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin © Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin / Trevor Good / Courtesy the artist, Laura Bartlett Gallery, London

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Sol Calero bei Chert Lüdde

Sol Calero aus Venezuela produziert hervorragend instagrammable Kunst, aber mit Hirn und Konzept. Ihre Settings erinnern an das Bühnenbild trashiger Telenovelas. Bewusst wählt sie also eine Ästhetik, die vor Klischees trieft, erzählt damit aber relevante Geschichten aus einem Alltag, der in unseren westlichen Narrativen nicht auftritt. Ihre Nähe zum TV vertieft sie mit dem Gemeinschaftsprojekt Conglomerate, ein Programm, das sie mit den Künstlerkollegen Ethan Hayes-Chute, Derek Howard, Christopher Kline and Dafna Maimon produziert. Im letzten Jahr gewann Calero übrigens den Publikumspreis der Nationalgalerie. Palmen ziehen halt doch immer.

  • Chert Lüdde Ritterstraße 2a
  • Bis 19. Juni | Eröffnung 26. April, 18– 21 Uhr 
| Dienstag–Samstag, 12–18 Uhr
Installation in Saint Etienne, 2016 © Clemens Behr

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Set for the sun im Lobe Block

Jenne Grabowski, ehemaliger Gallery Manager bei  HVW8, Fotograf, visueller Stratege, Vernetzer und Herausgeber, lädt zum Showcase seines Studios Trouble. Zu erwarten sind geometrische Skulpturen von Clemens Behr, illustrierte Brillanz  von Stefan Marx, Farbenfroh-Grafisches von 44 Flavours und Tessa Perutz sowie Graffiti-inspirierte Malereien von Pablo Tomek. 

  • Lobe Block Boettgerstraße 16
  • Eröffnung 11.April, 18–21 Uhr | Freitag, 12. April, 13-19 Uhr, Samstag, 13. April, 12-19 Uhr
© OHNISHI Mitsugu

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Tōkyō & Berlin: Zwei Metropolen – Tausend Dörfer im Japanisch Deutschen Zentrum Berlin

Japan – ein Land, das für viele gleichermaßen faszinierend wie befremdlich wirkt. Für die sanfte Annäherung empfiehlt sich ein Besuch der Fotoausstellung „Tōkyō & Berlin“ anlässlich der 25-jährigen Städtefreundschaft. Beide Städte vereinen Vergangenheit und Gegenwart, stecken aber auch zwischen Chaos und Struktur. Die beteiligten Fotografen, alle aus Berlin oder Tokyo, schauen aus ihrer ganz persönlichen Perspektive auf ihre Stadt. Vielleicht helfen sie bei der Annäherung und zeigen uns, dass wir alle gar nicht so unterschiedlich und unvereinbar sind.

Hell Gette, From the series "#studiolife #intheworks"(breakfast)

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Paper Positions Berlin in der Deutsche Telekom Hauptstadtrepräsentanz

Trotz der digitalen Durchdringung unseres Alltags bleibt eine Tatsache: Unsere Leben sind nicht digital. Es gibt Erlebnisse, Güter und Kultur darüber hinaus. Die alternative Messe Paper Positions bezieht hierzu Stellung. Sie stellt ganz bewusst künstlerische Positionen zum Thema Zeichnung und dem Medium Papier aufs Parkett, genau genommen 128 internationale KünstlerInnen. Viele davon sind noch an einem frühen Punkt ihrer Karriere, soll heißen: Hier können junge Kunstinteressierte ihre Sammlerlaufbahn starten. Als Tipps nennt das Festival Hell Gette, für das dickere Portemonnaie finden sich auch ein bisschen Emil Nolde und Ernst Ludwig Kirchner dazwischen gestreut.

  • Deutsche Telekom Hauptstadtrepräsentanz Französische Straße 33a-c, 10117 Berlin
  • Eröffnung 25. April, 17–20 Uhr | Freitag/Samstag, 13–20Uhr, Sonntag, 11–18 Uhr

  • Eintritt 12 Euro, ermäßigt 6 Euro 

Julian Charrière, An Invitation to Disappear, 2018, Film Still (copyright the artist; VG Bild-Kunst, Bonn, Germany)

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Julian Charrière bei Dittrich & Schlechtriem 


Julian Charrière ist der Shooting Star aus 2018. Im letzten Jahr nämlich gewann er den GASAG Kunstpreis, was mit einer Soloausstellung in der Berlinischen Galerie gefeiert wurde. Diese führte das Publikum unter die Wasseroberfläche des Pazifischen Ozeans – ein unerschlossener und schwer zugänglicher Ort, wie Charrière sie bevorzugt erforscht. Diese Feldstudien – Umweltwissenschaft gepaart mit Kulturgeschichte – packt er in Skulpturen, Videos und Installationen. Folgt ihm bei Silent World in die unterirdischen Höhlen Mexikos …

  • Dittrich & Schlechtriem Linienstraße 23
  • Bis 29. Juni 
| Eröffnung 26.April, 18-21 Uhr | Dienstag – Samstag, 11–18 Uhr

Robert Šalanda, Passive Perperator, 2016 ©Robert Šalanda

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Praha-Berlin Barter bei Urban Spree

Mehr als 100 Künstler und Künstlerinnen bezogen die Prager Trafacka Residenz, um dort zu wohnen und zu arbeiten. Mehr als 200 Projekte wurden hier in den acht Jahren ihres Bestehens realisiert, bis das alte Kraftwerk 2014 abgerissen wurde. Heute gibt es eine neue Trafo Gallery. Acht von ihren Künstler*innen zeigen nun im Rahmen eines Austauschs bei Urban Spree ihre Arbeiten, im Mai revanchieren sich dann die Künstler des Urban Spree in Tschechien. Es heißt, das sei der erste Austausch dieser Art zwischen zwei unabhängigen, europäischen Galerien. Na, das wurde aber auch Zeit.

Kris Martin, The End, 2006 © Courtesy Sies + Höke, Düsseldorf, Photo: Achim Kukulies, Düsseldorf

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Beyond im me Collectors Room Geschlossen

Das Jenseits wirkt seit dem Mittelalter eine unwiderstehliche Anziehung auf die Menschen aus. Wir bleiben einfach fasziniert von dem, was uns immer ein Rätsel bleiben wird. Das Jenseits steht für unklare Vermutung, unheilvolle Drohung oder süße Verheißung, und torkelt zwischen Apokalypse und Paradies. Zahlreiche Künstler aus dem Dies- aber auch dem Jenseits haben ihre Vorstellung abgebildet, von Francisco de Goya bis Jonas Burgert und Natalie Djurberg. Sie, alle Teil der Obricht Collection, werden im Rahmen der Ausstellung BEYOND gezeigt.

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