Wie wirkt sich die Zeitumstellung auf unseren Schlaf aus?

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Zweimal im Jahr diskutieren wir darüber, ob die Zeitumstellung nun sinnvoll oder eigentlich totaler Quatsch ist – auch auf höchster politischer Ebene gab es immer wieder Pläne, dem ewigen Hin- und Her ein Ende zu setzen. Doch vorerst wurde entschieden, dass Sommer- und Winterzeit bleiben. An diesem Wochenende werden also in der Nacht von Samstag auf Sonntag die Uhren wieder eine Stunde vorgestellt. Heißt: Eine Stunde weniger Schlaf. Dafür bleibt es abends aber auch länger hell. Wir haben uns trotzdem gefragt, wie sich die Zeitumstellung eigentlich auf unseren Schlafrhythmus auswirkt. Beeinflusst sie unseren Schlaf? Wenn ja, wie? Und was können wir tun, um nicht aus der Balance zu kommen?

Rat haben wir uns bei Schlafexpertin Katharina Kunzmann geholt. Katharina arbeitet als Journalistin und Autorin und hat sogar ein ganzes Buch übers Schlafen geschrieben. Auf ihrem Blog "Die will nur schlafen" dreht sich ebenfalls alles rund um die schönste Sache der Welt. Wenn ihr euch für das Thema interessiert und tiefer in die Materie eintauchen wollt, solltet ihr unbedingt mal bei ihr vorbeischauen und die vielen nützlichen Tipps lesen. Hier hat Katharina uns aber erstmal einige Fragen zum Thema Schlaf und Zeitumstellung beantwortet. Danke dir dafür!

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Katharina Kunzmann © Jens Mauritz

Wie wirkt sich die Zeitumstellung auf unseren Schlaf aus?

Bei einer Zeitumstellung drehen wir die Zeiger der Uhr nach vorne oder hinten. Das ist jedoch der Sonne egal, die im selben Turnus wie davor auf- und untergeht. Das bringt unsere innere Uhr aus dem Takt und es kommt zu einer Art Mini-Jetlag. Die Folgen sind ganz unterschiedlich: Manche schlafen schlechter, andere fühlen sich müde und schlapp, wieder andere sind schlecht gelaunt und gereizt oder auch unkonzentrierter.

Was kann man tun, um die innere Uhr nach einer Zeitumstellung wieder in den Griff zu kriegen?

Das Schlaueste wäre, selbst gar nicht erst an der Uhr zu drehen, aber das sagt sich so leicht. Für Berufstätige mit festen Arbeitszeiten, für Studierende mit Seminarterminen oder für Eltern, deren Kinder pünktlich in der Schule hocken müssen, ist das ja keine Option. Daher sollte man darauf achten, dass man den Körper während der Umstellungsphase wenigstens nicht zusätzlich stresst – also auf gesunde Ernährung achten und ausreichend bewegen, am besten draußen. Denn der wichtigste Taktgeber für die innere Uhr ist und bleibt das Tageslicht.

Passt die Sommer- oder die Winterzeit besser zu unserem natürlichen Biorhythmus?

Schlafmediziner*innen und Chronobiolog*innen, also Wissenschaftler*innen, die unter anderem die innere Uhr erforschen, nennen die Winterzeit auch Normalzeit – da steckt die Antwort schon drin. Die Umstellung auf Winterzeit bringt uns demnach eine gemopste Stunde Schlaf wieder zurück und macht uns – im besten Sinne – wieder zu Normalos.

Bist du persönlich für oder gegen die Zeitumstellung? 

Ich bin dagegen. Auch, weil die Zahlen eine klare Sprache sprechen: In der Woche nach einer Zeitumstellung passieren zum Beispiel mehr tödliche Unfälle. Ich muss aber gestehen, dass ich die Gegenmeinung nachvollziehen kann. Warme Sommerabende, an denen es lang hell ist, sind magisch. Aber eines darf man dabei nicht vergessen: Permanente Sommerzeit bedeutet nicht endloser Sommer. Es heißt nur, wir drehen so an den Uhrzeigern, dass es abends länger hell ist. Das ist keine biologische Notwendigkeit, sondern eine gesellschaftliche Übereinkunft – und die ist laut den meisten Schlafmediziner*innen schädlich und ungesund. Besser wäre ständige Winterzeit. Auch wenn das, zugegeben, erstmal dunkel, trist und spaßbefreit klingt.

Welche Tipps hast du generell für gesunden Schlaf?

Da gibt es eine Menge: Handy abends weglegen, Schlafhygiene beachten, den Schlaf-Wach-Rhythmus nicht ständig ändern oder entsprechend des eigenen Chronotypen – Eule oder Lerche – zu Bett gehen. Ich habe ein ganzes Buch, "Ab ins Bett!", mit all diesen Themen gefüllt. Aber ich denke, der wichtigste Gedanke ist im Grunde simpel: Liebe deinen Schlaf! Er ist die wichtigste Erholung. Hält gesund, macht schlau und schön – und kommt doch viel zu oft zu kurz. Damit schaden wir uns auf lange Sicht jedoch selbst. Wer sich das klarmacht, wird hoffentlich auch anfangen, Erholung wertzuschätzen und auf ausreichend Schlaf zu achten. Statt höher, schneller, weiter, also bitte: Pause und pennen.

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