Die Friedrichstraße soll 2020 für drei Monate komplett autofrei werden

Nachdem es in diesem Jahr schon die ersten Versuche gab, die Friedrichstraße zumindest für einzelne Stunden oder Tage autofrei zu gestalten, kündigte der Staatssekretär Ingmar Streese auf einer Veranstaltung der "Initiative für eine zukunftsfähige Berliner Mitte" jetzt an, das Projekt "autofreie Stadt" im nächsten Jahr tatsächlich weiter vorantreiben zu wollen. Dabei will die Politik offenbar wirklich weiter gehen als bisher und plant eine dreinmonatige Sperrung der Friedrichstraße für sämtliche Kraftfahrzeuge. Zuletzt war die Friedrichstraße Anfang Oktober für drei Tage zwischen der Französischen Straße und der Mohrenstraße gesperrt worden.

Berlin soll grüner und klimafreundlicher werden, das ist seit Monaten immer wieder zu lesen und so steht es auch im aktuellen Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm, das eine klimaneutrale Stadt bis zum Jahr 2050 vorsieht. Um diesem Ziel näher zu kommen, will man deshalb die Verbrennungsmotoren zunehmend aus der Stadt verbannen, wenn auch erst mal nur lokal und temporär.

Warum ausgerechnet die Friedrichstraße?

Dass die Friedrichstraße nun also als erstes dran glauben muss, hat seine Gründe. Es liegt auf der Hand, dass sich entlang der Einkaufsstraße viele Verkehrsknotenpunkte befinden. Allein an den Kreuzungen Unter den Linden und Leipziger Straße staut es sich täglich über mehrere Stunden. Zudem beklagen mehrere Stimmen, dass die Friedrichstraße eigentlich für niemanden wirklich funktioniere – weder für Tourist*innen noch für Berliner*innen oder Geschäftsleute, die hier arbeiten.

Und ehrlich gesagt sehen wir das mittlerweile ähnlich. Die Gehwege sind hier sehr schmal und deshalb auch immer sehr voll, die Luft ist schlecht (Diesel-Fahrverbote existieren streckenweise schon) und Grünflächen gibt es kaum bis gar nicht. Für Radfahrer*innen gleicht eine Fahrt durch die Friedrichstraße eher einem Ritt durch die Hölle, wenn sie sich im Parcours durch die im Stau stehenden Autos manövrieren müssen – denn Radwege gibt es hier nicht. Kurzum: Die Situation ist weder für Radfahrer*innen noch für Autofahrer*innen besonders schön. Warum also nicht mal was wagen und gemeinsam versuchen, das Leben für alle Verkehrsteilnehmer*innen in der Stadt ein bisschen besser zu machen? Das heißt nicht, dass das für alle Beteiligten angenehm wird, denn die Autofahrer*innen werden längere Fahrzeiten und Umwege in Kauf nehmen müssen. Aber wenn wir es mit der Verkehrswende wirklich ernst meinen, müssen wir alle Abstriche machen. Auch die unbequemen.

Das dreimonatige Modellprojekt "Autofreie Friedrichstraße" soll voraussichtlich am 21. Juni 2020, zum Start der Fete Fête de la Musique, beginnen. Wie steht ihr zu dem Versuch?

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