Berliner am Sonntag: Reis frühstücken und Wäsche waschen mit Dagobert

© Hella Wittenberg

Der Sonntag ist heilig! Wir haben uns gefragt, was waschechte, zugezogene oder ganz frischgebackene Berliner an diesem besten Tag der Woche eigentlich so tun? Lassen sie alle Viere gerade sein oder wird doch gearbeitet, was das Zeug hält? Sind sie „Tatort“-Menschen oder Netflix-Binger, Museumsgänger oder festgewachsen am Balkon? Brunchen sie mit Freunden oder trifft man sie allein im Wald beim Meditieren an? Wir haben bei unseren liebsten Berlinern nachgefragt.

Das sagt Sänger Dagobert über seinen Sonntag

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Ist der Sonntag ein besonderer Tag für dich?
Meistens weiß ich gar nicht, was für ein Tag gerade ist. Der Sonntag ist ja als Pause von der Arbeit gedacht. Da ich nie arbeite, ist mir das egal.

Gibt es trotzdem eine Tagesroutine bei dir?
In der Regel stehe ich mit der Sonne auf. Ich habe nämlich in meinem Schlafzimmer eine große Fensterfront und in die strahlt die Sonne in der Früh so rein, dass ich davon wach werde, egal wie spät ich pennen gegangen bin. Und dann gibt es bei mir einen großen Topf Reis. Den schlucke ich so weg und danach habe ich für den ganzen Tag genug gegessen. Abends mit anderen Menschen im Restaurant essen zu gehen, stresst mich. Da halte ich mich lieber raus und trinke.

Abends mit anderen Menschen im Restaurant essen zu gehen, stresst mich.
Dagobert
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Trifft man dich sonntags allein oder mit anderen an?
Gerade habe ich so eine Hardcore-Phase, in der ich sehr sozial bin. Das war nicht immer so, aber hier in Berlin habe ich viele Freunde, die mich quasi durchbringen und dafür muss man sich nun mal öfter sehen. Die verpflegen und bespaßen mich und lassen mich bei sich wohnen. Ich habe wirklich noch nie selbst mieten müssen.

Wie groß ist da der Druck, mit der Musik Geld verdienen zu müssen?
Ich bin 36 und habe noch nie so viel verdient, dass es zum Leben reichen würde. Aber das war auch noch nie ein Problem. Man muss sich nur durchquatschen können, dann ergibt sich alles von selbst. Es geht sowieso nicht um’s Geld. Gerade in der Schule wird jedoch versucht, einem ins Gehirn zu pflanzen, dass man erst Geld verdienen muss, um selbständig leben zu können. Ich kann das absolut nicht bestätigen. Ich bin der Gegenbeweis. Man darf einfach keine Angst vor einer ungewissen Zukunft haben.

Ist man nicht eher angstfrei, wenn es ein Backup gibt?
Bestimmt nicht. Für mich gab es immer nur die Musik. Wenn es viele Möglichkeiten gegeben hätte, wäre ich immer hin- und hergerissen gewesen. Es ist auch nicht förderlich zum Songschreiben, wenn man viele Programme bedienen und Instrumente spielen kann. Eine Sache halbwegs zu können, bringt einen eher voran. Dann ist alles ganz einfach.

Man darf einfach keine Angst vor einer ungewissen Zukunft haben.
Dagobert
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Was passiert bei dir am Sonntagnachmittag?
Da mache ich immer Wäsche. Da ich keine Waschmaschine habe, fülle ich die Badewanne mit Wasser, mache Waschmittel und die Klamotten dazu, knete alles durch und hänge anschließend alles auf. Das dauert schon seine fünf Stunden und ist total nervig. Trotzdem werde ich mir im Leben keine Waschmaschine kaufen. Ich möchte nichts besitzen, was so groß ist. Das kann man ja gar nicht in Koffer packen.

Was läutet den Sonntagabend ein?
Zurzeit versuche ich häufig noch am Tage mit der Band zu proben und mit der gehe ich abends oft noch in eine Bar was trinken bis ich mich gegen zwei Uhr schlafen lege. Aber es kann auch alles ganz anders laufen.

Was ist dir wichtig?
Nichts ist sehr von Belang und das meiste ist völlig belanglos.

Wieso sollte man dann überhaupt morgens schon mit der Sonne aufstehen?
Egal, mit welchem Thema man sich beschäftigt – denkt man es in die Tiefe, stößt man nur auf die totale Sinnlosigkeit. Daran glaube ich. Nichts macht Sinn, deshalb ist es auch so wichtig, dass man sich von dieser Wahrheit ablenkt und sich einen Sinn ins Leben hineinlügt. Bei mir verursacht die Musik Glücksgefühle, die ich sonst nirgends kriege. Die machen zwar sonst auch keinen Sinn, aber sie sind zumindest schön. Den Kick muss ich jedes Mal suchen, aber das ist für mich ein gutes Lebenskonzept.

Warum ist Berlin der richtige Ort für dich?
Davor habe ich ja fünf Jahre in der Schweiz gewohnt, in einem kleinen Bergdorf. Da habe ich den Umgang mit Menschen völlig verlernt, weil es da einfach keine Menschen gab, mit denen man hätte etwas machen können. Mir ging es auch irgendwann nicht mehr gut, weil ich so alleine war. Eine komische Zeit, da war ich ganz unsicher. Dann habe ich meine Eltern angepumpt, einen Flug gebucht und bin in Berlin gelandet. Gleich zu Beginn fand ich zum Glück ein Café, in dem ich bleiben konnte. Und da war ich auch direkt gezwungen, jeden Tag mit den 200 Gästen umzugehen. Das half. Dennoch ist Berlin nicht mein Ort. Ich will hier nicht ewig bleiben. Es befriedigt nur einen Teil von mir.

Das Wort zum Sonntag: Nichts ist wahr, alles ist erlaubt.

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