Die Berliner Clubs fordern von der Stadt mehr Unterstützung gegen Verdrängung

© Marit Blossey

Ein bisschen gehören Clubschließungen ja zum Berliner Nachtleben dazu: Wenn hier ein Club schließt, macht woanders ein neuer, aufregender Laden auf. Der einen oder anderen legendären Institution weinen wir noch Jahre nach der letzten Party hinterher. Die wachsende Raumknappheit in Berlin, die immer weiter steigenden Mieten und Probleme wie Beschwerden wegen mangelnden Lärmschutzes sorgen aber dafür, dass sich die Situation für Clubbetreiber*innen seit Jahren immer mehr zuspitzt und vielen Clubs die Schließung droht. Das Nachtleben ist nicht nur einer der größten Anzugspunkte für den Tourismus in der Hauptstadt, sondern auch ein essentieller Teil der Stadt und ihrer Geschichte – ist in ein paar Jahren davon nichts mehr übrig?

Eine Studie im Auftrag der Clubcommission, einem Netzwerk der Berliner Clubs, soll nun schwarz auf weiß die Bedeutung des Berliner Nachtlebens herausstellen. Schließlich sind Clubs seit jeher nicht bloß Unterhaltungsorte, sondern haben auch einen wichtigen Platz im kulturellen und sozialen Gefüge der Stadt und dienen eben auch oft als Safe Space für marginalisierte Gruppen. Deren Verdrängung wäre verheerend für die Stadt.

Um sich vor dieser Entwicklung zu schützen, fordert die Clubcommission nun, dass Clubs rechtlich in Zukunft als Kulturstätte angesehen werden und ihnen somit mehr Sicherheit gewährt wird. Bisher werden Clubs nämlich als Vergnügungsstätte eingestuft. Damit stehen sie eher auf einer Stufe mit Casinos oder Pornokinos als mit vergleichbaren Kulturorten wie etwa Konzerthäusern.

Berliner Clubs wollen als Kulturstätte angesehen werden

Neben dieser Forderung nach kultureller Anerkennung betont die Clubcommission auch, dass das Nachtleben wirtschaftlich ein wichtiger Faktor für die Hauptstadt ist: Die Branche schaffe zahlreiche Arbeitsplätze und der Club-Tourismus bringe rund 1,48 Milliarden Euro Umsatz im Jahr. Deshalb wäre es wohl durchaus gerechtfertigt, wenn die Stadt ein bisschen mehr investieren würde, um die Clubkultur zu erhalten, indem beispielsweise Gelder für Lärmschutzmaßnahmen bereitgestellt werden.

Noch gibt es zwar rund 280 Clubs in Berlin – diese kämpfen aber teilweise finanziell aufgrund steigender Kosten schon jetzt ums Überleben. Dieser Überlebensdruck sorge auch dafür, dass die Veranstalter*innen an Qualität einbüßen müssten, erklärt die Clubcommission bei rbb24: Wenn es nur noch darum ginge, Umsätze zu generieren, ließe sich nicht mehr experimentieren. Unbekannten DJs oder Newcomer-Bands eine Plattform bieten? Das geht dann immer weniger. Und so würde aus der kreativen, außergewöhnlichen Club- und Musiklandschaft irgendwann Einheitsbrei.

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