Die Reviere der Clans haben sich aus Neukölln an die Ränder Berlins verschoben

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Berlin gilt als das Mekka der Clans in Deutschland, das wissen die meisten spätestens seit Blockbuster-Serien wie 4 Blocks oder Dogs of Berlin, die versuchen Licht in die dunklen Strukturen und Machenschaften der häufig aus dem Libanon eingewanderten Familien zu bringen. Selbstverständlich wird in jedem Film und in jeder Serie noch mal eine Schippe Spektakel und Action draufgelegt, aber in wesentlichen Punkten zeigen sie eben doch, wie die Clan-Familien seit zum Teil mehreren Generationen der deutschen Justiz entkommen und eine Art Parallelwelt etablieren konnten. Es geht um Raub, Drogenhandel, Geldwäsche und Mord – also keine Kinkerlitzchen.

Neukölln war bisher der Stammkiez großer Clan-Familien, die schon lange hier leben

Bisher haben sich die großen und über die Stadtgrenzen hinaus bekannten und vernetzten Clans vor allem in Neukölln herumgetrieben, in Shisha-Bars, Spielotheken oder Autovermietungen entlang der Sonnenallee zum Beispiel. Fast war man die pompösen Inszenierungen der Clan-Mitglieder in ihren fetten Karren hier schon gewöhnt, berichten Beamt*innen der Behörden immer wieder. Doch seit geraumer Zeit und zahlreichen Eskalationen, die zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit Schusswaffen führten, greift man in Neukölln nun härter und vor allem konsequenter durch.

Mit einer sogenannten "ämterübergreifenden Einsatzpolitik" führen Polizei, Gewerbeaufsicht, der Zoll und das Ordnungsamt mittlerweile wöchentlich Razzien durch und wollen damit illegale Geschäfte und Organisationen unterbinden. "Wir stören mit unseren Verbundeinsätzen die illegalen Geschäfte, ahnden jede Kleinigkeit“, erklärt Martin Hikel (SPD), Neuköllns Bürgermeister, gegenüber dem Tagesspiegel.

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Die Reviere der Clans verlagern sich weiter an die Stadtgrenzen

Das scheint nach aktuellen Recherchen der Zeitung offenbar auch zu gelingen, denn die Reviere und Stammplätze der Clans verschieben sich raus aus Neukölln an die Stadtränder, wo sich immer mehr Familienmitglieder der jüngeren Generationen ein bürgerliches Leben aufgebaut haben. Der Stammkiez Neukölln wird vielen aufgrund des stetigen Drucks vielleicht zu stressig. Auch wenn die Maßnahmen der Neuköllner Behörden Früchte tragen, ist es natürlich auf Dauer keine Lösung, wenn die Clans sich nur neue Treffpunkte und Viertel aussuchen, in denen sie ihren Geschäften weiterhin und womöglich ungestört nachgehen können. Ganz im Gegenteil: Sie sind dadurch in der Lage, neue Netzwerke zu knüpfen und Kundschaften aufzubauen. Laut des Tagesspiegels gehören neben Wilmersdorf/Charlottenburg inzwischen auch Tempelhof, Marzahn, Lichtenberg, Biesdorf sowie Spandau und (man kann's kaum glauben) auch Kleinmachnow zu den neuen Clan-Treffpunkten.

Martin Hikel fordert deshalb, dass man nicht nur in Neukölln handelt und härter durchgreift, sondern geschlossen als Stadt gegen Clan-Kriminalität vorgeht. "Denn unser Ziel ist nicht, die Clan-Kriminalität nur aus Neukölln zu vertreiben, sondern sie nachhaltig zu bekämpfen. Dafür brauchen wir einen langen Atem", so Hikel im Tagesspiegel.

 

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