Weg von der Flasche: Das Projekt "Wasserkiez" will Plastikflaschen aus dem Mariannenkiez verbannen

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Wer in Berlin durch die Straßen läuft, sucht meist vergeblich nach einem Ort, an dem man die eigene Wasserflasche auffüllen kann, denn in Berlin ist die Trinkwasserbrunnen-Dichte, nun ja, ausbaufähig. Die Jungs und Mädels des Vereins a tip: tap haben bereits im vergangenen Jahr dazu aufgerufen, gratis Refill-Stationen aufzubauen. Dazu brauchte es nicht viel mehr als einen Wasserhahn und einen vom Verein verschickten Aufkleber als Erkennungsmerkmal.

Ein gutes Jahr später haben sie sich jetzt ein neues, ziemlich cooles Projekt ausgedacht: den Wasserkiez. Um uns von der Plastikflasche weg- und zum Trinken von Leitungswasser hinzubringen, starten die Vereinsmitglieder jetzt im Mariannenkiez mit aktiver Aufklärungsarbeit. Der ganze Kiez soll perspektivisch PET-frei werden. Warum das Projekt wichtig ist, welche Vorteile es hat, auf Leitungswasser statt auf Flaschenwasser zurückzugreifen und wie Privatleute und Cafés bei der Umstellung helfen können, verrät uns Julian Fischer, der Leiter des Pilotvorhabens "Wasserkiez".

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Was ist das Ziel eures Projekts?
Julian Fischer: Erstmalig soll in Deutschland ein ganzer Kiez leitungswasserfreundlich werden. Wir wollen, dass die Anwohner*innen immer und überall Leitungswasser trinken können. Denn Leitungswasser ist umweltfreundlich, günstig und gesund.

Wieso ist Wasser in Plastikflaschen so schlecht?
Mal abgesehen von der Mikroplastikthematik der Plastikflaschen, ist das einfach jede Menge unnötiger Müll. Und wenn wir alle in Berlin auf Leitungswasser umsteigen, können wir 100.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid im Jahr einsparen.

Vor allem in Altbauten sind die Wasserleitungen ja ziemlich verkommen. Ist es trotzdem unbedenklich Leitungswasser zu trinken?
Unsere Erfahrung sagt ja. Zudem gibt es immer weniger unsanierte Wohnungen in Berlin. Blei wird beispielsweise schon lange nicht mehr verwendet. Bei längeren Abwesenheiten, wie es bei einem Urlaub der Fall ist, ist es übrigens unabhängig von der Wohnung empfehlenswert, das Wasser in allen Hähnen erstmal ein paar Minuten laufen zu lassen. Wer einen Verdacht auf Bleirohre im Haus hat, kann sein Wasser darauf für unter 20 Euro testen lassen.

In eurem Projektgebiet sind auch ziemlich viele Cafés, Restaurants und Bars, aber natürlich auch einige Schulen, öffentliche Einrichtungen und Wohnhäuser. Inwiefern unterstützt ihr die jeweiligen Gruppen bei der Umstellung?
Für Schulen und Kitas bieten wir kostenfreie Bildungsangebote an. Dabei unterstützt uns unser Leitungswasser-Maskottchen Tropfi. Cafés, Apotheken und andere Orte können am Refill-Programm teilnehmen und Flaschen wieder auffüllen. Wir können ihnen auch behilflich sein, die Auffüllstation im Wasserkiez bekannter zu machen. Bald wird es eine interaktive Karte geben, wo Anwohner*innen die Ergebnisse von ca. 70 Wassertests einsehen können. Und mit unserem Aktions-Lastenrad sind wir an unterschiedlichen Stellen im Kiez vor Ort und beantworten individuelle Fragen rund ums Leitungswasser. Wer uns sucht, findet uns auf jeden Fall im Social Impact Lab am Mariannenplatz.

Was muss ich als Bewohner des Kiezes tun, um Teil des Projekts zu werden?
Leitungswasser mit Vergnügen trinken sowie Freunden und Bekannten vom Wasserkiez erzählen und so die Idee verbreiten. Wir suchen auch noch Leitungswassertrinker*innen aus dem Kiez, die sich bei Aktionen und Bildungsangeboten engagieren möchten.

Was sind eure Pläne für die Zukunft?
Wir bereiten gerade ein Angebot vor, um Unternehmen, Vereine und öffentliche Einrichtungen zu unterstützen, gemeinsam mit ihren Mitarbeitenden auf Leitungswasser umzusteigen. Neben der Berechnung zur Einsparung von Kohlenstoffdioxid und Geld, werden wir zudem eine Box mit Anschauungsmaterial (unterschiedliche Karaffen usw.) zur Verfügung stellen. Ab Herbst 2018 soll die Umstiegsberatung starten.

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