Bretzeln verkaufen, Kinder hüten & Pferdeställe ausmisten: Erinnerungen an unsere Sommerferienjobs

© Jon Tyson | Unsplash

Wiebke war Kinderbetreuerin und Fotomodell:

Für alle Familien, bei denen nicht ein Elternteil das Haus hütete, wurde in meiner Heimat die Walderholung gegründet. Mitten im Wald wurde ein kleines Paradies für Kinder aufgebaut, mit Riesenrutschen, Kletterwänden und (Wasser-)Spielplätzen. Damit sich die Kleinen austoben können, während die Eltern arbeiten sind. Während die Kurzen sich ausgetobt haben, war ich als Aufpasser bzw. Bespaßer dabei, habe unzählige Kinder geschminkt, circa tausend T-Shirts gebatikt, Holzschwerter bemalt, Kindertränen getrocknet, Streitereien um die coolste Spritzpistole geschlichtet und mir so mit 16 das bisschen Geld mehr als verdient.

Außerdem hab ich mich mal freiwillig gemeldet für ein Fotoprojekt von der Jugenförderung, gab fünfzig Euro. Ich dachte, dass das nur intern genutzt wird, war leider nicht so. Als ich am Ende der Sommerferien zurück in die Schule kam, hab ich mit meinem coolen Aufklapp-Handy beim Fake-Telefonieren diverse Plakate und Programmhefte geziert. War peinlich, ist immer noch peinlich, denn offenbar hat die "Jufö" seit dem keine neuen Bilder gemacht.

Max hat beim Zensus mitgemacht:

Alle paar Jahre sammelt Vater Staat Informationen von seinen Schäfchen, "Zensus" nennt sich die breitangelegte Informationserhebung. 2011 war das zuletzt der Fall. Ich hatte gerade mein Abi in der Tasche und reichlich Zeit, Daten für das Statistische Bundesamt zu sammeln. Zunächst hatte ich ein bisschen Respekt vor der Aufgabe. Schließlich sollte es in fremde Wohnungen gehen, zu Menschen, die vermutlich ebenso wenig Lust wie ich haben, überhaupt etwas von sich einem Fremden preiszugeben. Bereits die Schulung nahm mir jedoch die Angst, irgendwas falsch zu machen – spätestens in dem Moment, als zum fünften Mal gefragt wurde, was Rentner nun auf Seite fünf in Spalte 117 eintragen müssen. Hallo, zuhören vielleicht? Aufregend blieb es trotzdem, zumal es in einige zwielichtige Wohnungen ging, in denen auch Menschen am Rande des Wahnsinns lebten. Mein Highlight: Die Frau, die behauptete, tote Kinder in ihren Balkonkästen vergraben zu haben. Schneller bin ich in meinem Leben nicht mehr weggerannt.

Wiebke hat auch noch Brezeln verkauft:

In meiner Heimatstadt sind Brezeln der Shit. Es gibt sogar ein eigenes Fest dafür. Klar, dass die Brezel-Könige der Stadt überall kleine Verkaufsstände aufgebaut haben. Weil die Brezel-Könige Freunde meiner Eltern sind, durfte ich deswegen mit 14 in einem Glashäuschen (im Sommer) ohne Toilette stehen und Brezeln und Käsestangen verkaufen.

Daliah hat Pferdeställe ausgemistet:

Als Strafe für eine jugendliche Dummheit, die etwas mit Motorhauben und dem Verlagen, auf ihnen zu stehen, zu tun hat, musste ich zwei Wochen meiner Sommerferien auf einem Pferdehof arbeiten. Der Wecker klingelte zu einer unmenschlichen Zeit, die Arbeit war schweißtreibend und den Geruch von Pferdemist und Heu habe ich noch Tage später in der Nase gehabt. Die Ställe mussten gefühlt stündlich ausgemistet werden, Pferde gestriegelt und ständig gefüttert werden. Wäre ich damals ein Pferdemädchen gewesen, wäre das Ganze wahrscheinlich nur halb so schlimm gewesen.

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