11 Aktionen, die nötig sind, um dein Haus vor dem Verkauf zu bewahren

© Vanessa Eggert

Am Freitag fiel wieder einmal der Hammer bei einer hochspekulativen Immobilienversteigerung. Angeboten wurde ein Gründerzeithaus in bester Kreuzberger Kiezlage an der Ecke Muskauer Straße / Eisenbahnstraße. Der Altbau, der nicht nur nach Katalogangaben, sondern augenscheinlich sanierungsbedürftig ist, bildet das Zuhause von insgesamt 80 alteingesessenen Mietern, die teilweise nur 2,11 Euro pro Quadratmeter zahlen müssen.

Nun allerdings befürchten viele dieser Mieter, ihre Wohnung in absehbarer Zeit zu verlieren. Für 7,16 Millionen Euro (Verkehrswert: 5,52 Millionen Euro, plus 32 Prozent) hat ein anonymer Telefon-Bieter letztlich den Zuschlag erhalten. Der Bezirk versucht nun, sein Vorkaufsrecht geltend zu machen, doch ob das langfristig die Mieter-Vielfalt im Haus bewahren wird, scheint fraglich – zumal noch immer umstritten ist, ob das Vorkaufsrecht überhaupt rechtlich haltbar ist.

Es ist nicht der erste und ganz sicher nicht der letzte Fall eines spekulativen Hausverkaufs in Berlin. Im Prinzip kann es jeden treffen, der in einem Kleinod lebt, dessen Vermieter ein Privatmann ist und dessen Haus noch den Charme der Vorgentrifizierungszeit versprüht.

Sollte auch euer Haus künftig in die Verkaufsspirale gezogen werden, solltet ihr nicht nur auf die Politik hoffen, sondern selbst die Initiative ergreifen. Wir haben 11 Aktionen gesammelt, die euer Haus vielleicht retten werden:

1. Redet mit euren Nachbarn

Ihr findet euer Haus im Netz, ihr lest von einer anstehenden Versteigerung in den Medien, ihr erhaltet einen ominösen Brief von eurer Hausverwaltung? Der erste Schritt sollte darin bestehen, die anderen Mieter aus eurem Haus zu informieren und zu einem Treffen zusammenzurufen. Wer weiß was? Wie kann man sich gemeinschaftlich wehren? Wie soll es weitergehen? Eins ist sicher: Gemeinsam läuft euer Kampf besser!

2. Informiert die Medien

In jeder großen Redaktion sitzt mindestens ein Redakteur, der sich intensiv mit dem Thema Gentrifizierung beschäftigt. Lasst euch von den Zeitungen, TV-Sendern und Blogs zum zuständigen Mitarbeiter weiterleiten, schickt ihm oder ihr eine Mail, trefft euch mit den Autoren und Fotografen – so könnt ihr Aufmerksamkeit generieren.

3. Gründet eine Initiative

Eine Initiative wirkt stärker als ein einzelner Mieter. Sie bündelt Informationen, benennt einen Ansprechpartner für Medien und informiert über den aktuellen Stand der Dinge. Wichtig ist zudem, eine Website aufzusetzen. Außerdem könnt ihr andere Initiativen mit ins Boot holen – am besten eine, die im Kampf gegen steigenden Mieten bereits einen Sieg erzielt hat.

4. Organisiert öffentliche Kundgebungen

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Solange Häuser nur von außen sichtbar sind, kennen die Menschen auch nur die Fassade. Lasst sie hinter die Fassade sehen, zeigt euer Gesicht, erzählt eure Geschichte. Das weckt Empathie und ihr werdet merken, dass der Zuspruch von ganz allein kommt.

5. Ladet euren Vermieter ein

Das ist ein Tipp, der naiv erscheint. Aber come on, einen Versuch ist es wert! Und vielleicht folgt euer Vermieter ja wirklich eurer Einladung, er ist ja schließlich auch nur ein Mensch. Befragt ihn zu den Gründen des Verkaufs, fragt, ob es Alternativen hierzu gibt. Wenn euch der Vermieter besser kennt, rückt er vielleicht von seinen Plänen ab.

6. Bittet Lokalpolitiker, sich für euch einzusetzen

"Die da oben" sind nicht so bürgerfern, wie manch einer denkt. Viele Berliner Politiker haben mittlerweile verstanden, dass das Gentrifizierungsproblem eines der größten in ganz Berlin ist. Sie können euch über Strategien informieren und ihrerseits mit allen Streitparteien ins Gespräch treten.

7. Sucht euch einen guten Anwalt

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Auch wenn die Situation noch nicht allzu schlimm aussieht, schadet es nicht, schon frühzeitig einen guten Anwalt aufzusuchen. Dieser berät euch nicht nur zum anstehenden Verkauf, sondern kann auch unmittelbar in dem Fall, dass euer Haus den Besitzer wechselt, Maßnahmen ergreifen – gerade dann, wenn der neue Vermieter versucht, euch rauszuekeln.

8. Informiert euch über eure Rechte

Auch wenn ihr keinen Anwalt habt, solltet ihr genau wissen, welche Rechte ihr als Mieter besitzt. Geht zur Mieterberatung, lest Blogs zum Thema und besucht Workshops. Dann wisst ihr genau, welcher Schritt zu welcher Zeit nötig wird.

9. Zeichnet Banner, Plakate und verteilt Sticker

© Max Müller

Ihr meint, schon genügend Aufmerksamkeit generiert zu haben? Da geht noch was. Wenn ihr beispielsweise Banner aufhängt, werden Fotografen aufmerksam auf euch und schon landet euer Anliegen erneut auf Blogs und in Zeitungen.

10. Lasst euch nicht aus der Ruhe bringen

Es ist natürlich schwierig, angesichts einer ungewissen Zukunft die Ruhe zu bewahren,  dennoch solltet ihr das tun. Es nützt niemanden etwas, wenn ihr in Panik ausbrecht. Genießt euer Leben in eurer Wohnung.

11. Lasst euch auf keine Kompromisse ein

Einige Vermieter versuchen, euch mundtot zu machen, gar zu drangsalieren oder auch, euch zu einem Kompromiss zu bewegen. Darauf solltet ihr euch keinesfalls einlassen. Nun ja, wenn das Angebot wirklich gut ist, könnt ihr drüber nachdenken. Den anderen im Haus gegenüber wäre das jedoch nicht fair, insofern sie nicht ähnliche Angebote vom Vermieter unterbreitet bekommen.

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