40 DAYS OF EATING #37 – Clärchens Ballhaus

Die Stimmungskanone in Mitte: In Clärchens Ballhaus schwingen Tanzbegeisterte tagein, tagaus durch den Ballsaal. Maria und Sophia sitzen mittendrin, halten sich aber lieber an ihr Schnitzel. Zugucken geht hier auch schon ab.

1. Maria, erzähl von deinem Tag.

Die letzten Tage haben sich schon fast im Bereich des Gesunden bewegt, zumindest was die Nahrungsaufnahme betrifft. Rohveganes Essen, erstaunlich wenig Alkohol und einen Abstecher nach Lichtenberg lassen schon beinahe eine Art Lebenswandel vermuten. Nix da, ohne uns! Heute wird es flippig. Die Location ist fast schon so alt wie wir. Seit 100 Jahren kann man hier tierisch Spaß haben – laut eigenen Angaben. Wir fühlen dem mal auf den Zahn und schwingen das Tanzbein.

2. Wo habt ihr heute gegessen?

In Clärchens Ballhaus.

3. Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?

Die Karte ist so unterschiedlich wie die Tänze, welche hier auf dem alten Parkett gezappelt werden: von Stanni bis Salsa ist alles dabei, also tanztechnisch. Beim Futter sieht es ähnlich aus. Pizza, französischer Käse und Wiener Schnitzel vereinen sich zu einem bunten Wust auf der Karte. Die Wiener Wurst mit Kartoffelsalat sagt den in Öl eingelegten Oliven dann, wo es langgeht: nach Vorne! Wir bestellen wild durcheinander. Die Panade des Schnitzels macht das, was sie machen soll: Sie baut lustige Türmchen. Soufflieren nennt man das! (Hab was gelernt bei 40 Days, geil wah?!). Ich bestelle Pizza mit Anchovis und muss leider feststellen, dass diese nur mittelmäßig schmeckt. Das frisch gezapfte Bier haut aber alles wieder raus.

4. Wie ist der Service dort?

Sophia meint, der findet uns gut. Kann ich nicht beurteilen, denn ich habe nur Augen für Sophias Schnitzel, da meine Pizza so abelost hat. Ansonsten geht hier alles mega schnell und das Servicepersonal schlingelt sich elegant durch die walzenden und klatschenden Massen.

5. Was gefällt dir an dem Restaurant besonders, was nicht?

Man muss das Setup hier mal ein wenig erklären: Vor den großzügig mit Glitter bespannten Wänden stehen dunkle, schwere, teils schon sehr wackelige Tische – denn auf ihnen wurde schon viel getanzt. Die Mitte des Saals dient als Spielwiese der tanzbegeisterten Massen. Mich erinnert es hier an die Kneipe meiner Jugend, nur etwas flippiger ausgestattet. Voll gut!

6. Wie würdest du die Menschen in dem Restaurant beschreiben?

Der ein oder andere Ellenbogen kann schon mal scharf an der eigenen Nase vorbeihuschen, wenn Wolfgang und Gabi voller Inbrunst und mit einem beeindruckenden Taktgefühl, jedoch ernster Miene, das Tanzbein schwingen. Nebenan stehen schon wartende, ebenfalls Tanzbegeisterte. Sie fangen an, das Schuhwerk zu wechseln und sich warm zu stretchen sowie Zopfgummis in das wallende Haar zu knoten, damit man energisch den Kopf hin- und herschmeißen kann, ohne dabei Strähnchen ins Auge zu bekommen. Angefeuert werden alle durch Alexchando, welcher, inbrünstig, auf einem Tisch steht, welcher wiederum auf einer Bühne steht, wodurch Alexchando circa sechs Meter über der tanzenden Masse schwebt und ihr flotte Tanzschritte beibringt. Es wird viel geklatscht, gestampft, gefiept und gewirbelt.

7. Mit wem würdest du definitiv nicht hierher kommen und warum?

Habt ihr euch schon lange nicht mehr gesehen und euch viel zu erzählen? Geht besser woanders hin, denn für tiefsinnige Gespräche ist es eindeutig zu laut – außer im Sommer. Da kann man nämlich wuuuunderbar im Garten sitzen. Ganz besonders ist Clärchens Ballhaus zur Spargelzeit zu empfehlen. Richtig lecker!

8. Worüber habt ihr gesprochen?

"WAS?"

9. Was hast du Neues über Sophia gelernt?

Sophia klatscht nicht mit, wenn alle klatschen. Ich bin eher so die Schunkeltype.

10. Das Beste an diesem Essen...

Nicht meine Pizza leider.

11. Möchtest du noch etwas sagen?

Ich wünschte ich könnte mir einen straffen Zopf knoten.

1. Sophia, erzähl von deinem Tag.

Uff, gleich ist es geschafft! Kaum zu glauben, das ich jetzt schon über einen ganzen Monat mein Leben und mein Essen mit euch teile! Um ehrlich zu sein, habe ich langsam wieder Bock auf etwas Privatsphäre. Oder dieses tolle Gefühl, wenn man morgens wach wird und absolut keinen Schimmer hat, was der Tag so bringen wird. Ich weiß ganz genau, was mein Tag bringt. 7.00 Uhr aufstehen, ab 9.00 Uhr Büro, ab 18.00 Uhr Text schreiben, 19.30 Uhr ins Restaurant und frühestens 22.00 Uhr nach Hause (eher später). Und das jeden Tag. Zeit für Freunde, Kino oder andere Aktivitäten bleibt da nicht. Deswegen bin ich auch extra happy, als ich erfahre, wohin es heute geht.

2. Wo habt ihr heute gegessen?

Let’s fetz, heute s(ch)wingen wir das Tanzbein in einer echten Berliner Institution! Heute schwofen wir gemütlich in Clärchens Ballhaus.

3. Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?

Da ich ja direkt vom Büro ins Restaurant gehe und der Weg nicht weit ist, bin ich als Erste vor Ort. Das bleibt auch erst einmal so, denn sowohl Maria als auch Fotograf Christoph sind zu spät. Also hocke ich 40 Minuten an einem winzigen Tisch direkt neben der Bühne und trinke Bier. Und bin einfach nur richtig gut drauf! Als routinierte Clärchens-Gängerin bestelle ich natürlich das Schnitzel, welches hier immer perfekt ist. Maria ist allerdings mit ihrer Pizza so unzufrieden, dass ich meinen kleinen panierten Freund an sie abtreten muss, da sonst eine Unterlippenschippe droht. Ich mag weder Anchovis noch schwarze Oliven, aber die kratze ich einfach runter. Allerdings habe ich hier auch schon gute Pizza gegessen. Wir merken uns: Ins Clärchens geht man zum Spargel essen, Schnitzel essen und zum Hüftenschwingen.

4. Wie ist der Service dort?

Die sind hier aber mal richtich uff Zack! Gekonnt werden Teller zwischen den herumwirbelnden Tanzpaaren balanciert. Hier trägt das Servicepersonal noch Kellneruniform und auch wenn es mal länger dauert, ist der Service on point, nett, freundlich, bisschen schnoddering und eben typisch Berlin.

5. Was gefällt dir an dem Restaurant besonders, was nicht?

Im Sommer mag ich vor allem den urgemütlichen Biergarten. Ok, er ist meist brechend voll, aber ich finde es trotzdem gemütlich. Heute bin ich super geplättet, da ich noch nie im Winter hier war und noch niemals bei einer Tanzstunde zuschauen durfte. Die Energie im Raum ist der Hammer, das macht ja so viel Spaß den Leuten beim Tanzen zuzusehen! Manche lachen, einige sind ernst und fast alle haben es richtig drauf. Toll!

6. Wie würdest du die Menschen in dem Restaurant beschreiben?

Jung, alt, hip, unhip, Touristen, Sekretärinnen, Neugierige, Alteingesessene, Berlinalesternchen, Schnitzellover, Studenten, Medienleute, Normalos und Paradiesvögel. Hier gibt es nichts, was es nicht gibt. Die meisten scheinen tatsächlich zum Tanzen und Trinken hergekommen zu sein.

7. Mit wem würdest du definitiv nicht hierher kommen und warum?

Mit Leuten, die es gerne ruhig und privat mögen. Wir hocken mitten auf der Bühne, ständig kommt jemand an und fragt was, wir werden angerempelt, angelacht, vollgequatscht, angeglotzt. Hier ist es wie in einem wuseligen Bienenschwarm.

8. Worüber habt ihr gesprochen?

Es ist laut, sehr laut. Also benutzen wir unsere Münder hauptsächlich zum Kauen und ab und zu klappt die Kinnlade runter, wenn jemand einen besonders abgefetzen Tanzmove macht.

9. Was hast du Neues über Maria gelernt?

Maria findet es hochfaszinierend, dass einige Menschen tatsächlich in der Lage sind, sich Schrittfolgen zu merken.

10. Das Beste an diesem Essen...

Mein perfektes Schnitzelgebirge. Das Vergnügen war kurz, aber intensiv.

11. Möchtest du noch etwas sagen?

Liebe ist, wenn man das perfekte Schnitzel gegen eine mittelprächtige Pizza tauscht.


Beim letzten Mal waren die Zwillinge im Dong Xuan Center essen. Alle Folgen 40 DAYS OF EATING gibt es hier.


Location: Clärchens Ballhaus, Auguststraße 24, 10117 Berlin
Fotos: Christoph Wehrer
Text: Maria und Sophia Giesecke

Mit freundlicher Unterstützung von Fissler

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