Berlinininininstagram: Die schönsten Seiten der Stadt.

Michael Schulz hat ein Mobiltelefon und macht Fotos damit. Wie viele andere auch. Der Unterschied: Nach nicht allzu langer Zeit folgen ihm auf Instagram viele tausend Leute. Warum? Weil er ein Auge für die schönen Seiten Berlins hat. Heute launcht seine Website Berlinstagram.net und gibt den Fotos damit einen angemessenen Rahmen. Wir haben ihm ein paar kurze Geburtstagsfragen gestellt.

Michael, man fragt das ja nicht, aber was ist dein absolutes Lieblingsbild, das du selbst mal gemacht hast? Was war der schönste Moment?

Obwohl der überwiegende Teil meiner Fotos ja eher aus Architektur oder Details besteht, schätze ich die Bilder von Menschen im Kontext zur Stadt am meisten. Wahrscheinlich, weil sie weniger planbar sind als z.B. eine Hauswand, die halt einfach nur "da steht".

Bildschirmfoto 2013-08-15 um 16.30.37 © Michael Schulz, Berlinstagram

Und tolle Momente gab es viele. Meine öffentlichen Instagram-Fotos dokumentieren aber meist das Umfeld dieser Momente anstatt die Situation direkt abzulichten (das ist mir bei 160.000 Followern auch etwas zu privat, ehrlich gesagt). Trotzdem kann ich jedes meiner 2.600 Fotos betrachten und mich sofort an den jeweiligen Kontext bzw. die Situation erinnern. Aber um die Frage etwas konkreter zu beantworten: Ein besonders großartiger Moment in diesem Jahr war Mittsommernacht auf Usedom bei dem dieses unbearbeitete Foto entstanden ist:

Bildschirmfoto 2013-08-15 um 16.39.54 © Michael Schulz, Berlinstagram

Haha, na gut, das ist ja gar nicht Berlin. Aber was würdest du denn gerne mal photographieren? Welche Situation möchtest du erwischen?

Nach zweieinhalb Jahren habe ich manchmal das Gefühl, schon ganz Berlin abgelichtet zu haben. Trotzdem entstehen fast jeden Tag neue Fotos überwiegend "ganz nebenbei" auf meinen regulären Wegen. Momentan reizt es mich vor allem, andere Städte und Länder aus dem trainierten "Berlinstagram-Blickwinkel" zu betrachten. Ich wurde ja jüngst von der offiziellen Tourismus Agentur nach Kopenhagen eingeladen, um Instagram Fotos zu machen, und das schönste Kompliment lautete "thanks for staying weird", da ich im Vorfeld klargestellt habe, eben nicht die kleine Meerjungfrau oder ähnliches Touri-Zeugs zu fotografieren.

Bildschirmfoto 2013-08-15 um 16.46.51 © Michael Schulz, Berlinstagram

Wie viele Bilder hast du insgesamt eigentlich schon gemacht? Weißt du das?

Ich bin total unordentlich und habe 2 1/2 Jahre lang sämtliche iPhone Fotos auf meinen Rechner geladen, um wieder Platz zu schaffen. Mittlerweile summieren sich dort 40.000 unsortierte Aufnehmen, viele davon nicht zu gebrauchen. 2.600 davon habe ich auf Instagram veröffentlicht und eine Auswahl von knapp 1000 Fotos präsentiere ich jetzt auf meiner Website.

Bildschirmfoto 2013-08-15 um 16.48.17 © Michael Schulz, Berlinstagram

Eine Frage habe ich noch: Ein Vorwurf, der Instagrammern immer wieder gemacht wird ist ja, sie würden nicht im Moment leben, sondern ihn stattdessen mit der Kamera ablichten. Wie stehst du dazu?

Zu dem Thema gab es kürzlich einen sehr lesenswerten Artikel "We're dying to share every moment. We should be living instead". Ich kann mich davon auch nicht ganz frei machen und hatte natürlich Situationen, in denen ich verzweifelt neue Motive gesucht oder meine Freunde genervt habe, aber eigentlich war das eher selten. Wesentlich schlimmer: Viele Menschen und besonders Teenager nutzen Social Media und Instagram, um ein digitales Image zu kreieren. Ich bekomme jeden Tag dutzende Nachrichten von Teenagern, ob ich ihnen folgen kann oder einen "Shout Out" veröffentliche. Wenn ich mir dann die Profile anschaue, sind dort meist nur eine Handvoll Selbstaufnahmen und das war's. Die Anzahl der Likes und digitalen Fans/Followern/Freunden werden zu Statussymbolen - es geht nicht mehr um Inhalte sondern nur noch um puren Image-Narzissmus. Und ich befürchte, dass diese Entwicklung nicht aufzuhalten ist. Ich bekomme häufig Kommentare a la "du fotografierst tolle Details, an denen ich vorbei gelaufen wäre" - und das freut mich, denn darum geht es meiner Meinung nach bei Instagram: Schönes, Ungewöhnliches, Kreatives zu teilen.

Bildschirmfoto 2013-08-15 um 16.52.58 © Michael Schulz, Berlinstagram

Danke, Michael.

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