Kleine, geile Firmen #20 – APP-ENTWICKLER OFFTIME

Grundsätzlich ist es natürlich super, online zu sein – sonst würdet ihr ja auch diesen Beitrag nicht lesen. Manchmal will man aber doch komplett abschalten. Im betahaus in Kreuzberg haben Michael, Alex und Andreas ihre App OFFTIME entwickelt – eine App, die für einen selbst gewählten Zeitraum Apps und Anrufe blockiert und damit eine Art Auszeit vom Smartphone schafft.  Die Idee finden wir toll, weshalb wir OFFTIME zu einer "kleinen, geilen Firma" küren. Wir haben die Jungs in ihrem Büro besucht, sie zu ihrer Entstehungsgeschichte und ihre Zielen befragt. Der Beitrag dazu entstand in Kooperation mit Vodafone.

Was macht OFFTIME ganz genau?
Wir helfen vernetzten Menschen, einfacher abzuschalten. Dafür entwickeln wir eine Software für mobile Geräte und Desktop-Computer, mit der sie einen Überblick über die eigene digitale Gerätenutzung bekommen und dann gezielte Auszeiten nehmen können, in denen sie nur eingeschränkt erreichbar sind und sich nicht länger selbst ablenken.

Was macht OFFTIME ganz genau nicht?
Wir sind keine weitere App-Bude, die im Auftrag Apps vom Band produziert. Und bei OFFTIME geht es auch nicht darum, die Leute zwingend dazu zu bekommen, weniger ihr Handy zu nutzen. Uns geht es darum, dass sie ihre digitalen Geräte anders nutzen: bewusster und fokussierter darauf, was gerade wirklich wichtig ist.

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Was habt ihr vor OFFTIME gemacht?
Alles Mögliche: Wir waren Campaigner bei NGOs, haben studiert, bereits Software und Apps entwickelt, als Designer und Social-Media-Experten gearbeitet...

Wieso habt ihr die App entwickelt?
Wir hatten das Gefühl, dass man heutzutage kaum eine Chance hat, der Hyperkonnektivität zu entkommen. Selbst, wenn man ein Jahr um die Welt reist, um abzuschalten, wartet zu Hause letztlich wieder das Smartphone und die ständige Erreichbarkeit.

Wie lange hat es von der Idee bis zur fertigen App gedauert?
Die Idee kam schon 2013 auf. Daraufhin haben wir uns in die App-Materie gefuchst. 2014 hatten wir eine Beta-Version laufen, die wir stetig verbessert haben. Im November ging dann die aktuelle Version online.

Wie viele Leute arbeiten bei euch?
Gegründet haben wir OFFTIME zu dritt, mittlerweile sind wir zu fünft.

Wie sieht euer Mitarbeiter des Monats aus?
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Sebastian, unser treuer Android-Developer, macht einen wahnsinnigen Job. Hoffentlich können wir noch lange von ihm zehren.

Die Frage kommt wahrscheinlich immer wieder: Warum brauchen wir eine App wie eure überhaupt? Könnten wir nicht einfach das Handy ausschalten oder leise stellen?
Theoretisch ja, aber dafür muss man eine gewisse Disziplin mitbringen, um das Handy dann auch ausgeschaltet zu lassen. Darum hilft es aus psychologischer Perspektive vielen Leuten, wenn ein Dritter, also die App, mit erhobenem Zeigefinger dasteht und die Person an seine Auszeit erinnert.

Wie nutzt ihr die App eigentlich selbst?
Für mich war die App bisher gar nicht so sehr beim Arbeiten, sondern privat von Nutzen. Wenn ich mit meinem Kind auf dem Spielplatz bin und nicht abgelenkt werden will, ist sie super. Früher habe ich dann doch mal aufs Smartphone geschaut, wenn eine Mail kam und war direkt wieder im Arbeitsmodus.

Ihr habt euer Büro im betahaus. Aus einem bestimmten Grund?
Wir sind hier über einen Workshop hineingeraten, schon Ende 2013. Zwischendurch haben wir zwar überlegt, ein anderes Büro zu suchen, aber das betahaus hat zum einen den Vorteil, dass hier viele unterschiedliche Leute arbeiten und man sich ganz gut gegenseitig aushelfen kann. Außerdem gibt es immer mal wieder Führungen – sei es für die Presse oder Politiker – durch das Gebäude, was für uns als Start-up natürlich super ist.

Was ist euer wichtigstes Arbeitsutensil?
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Post-its.

Habt ihr einen Businessplan, beziehungsweise welches Ziel verfolgt ihr als Firma?
Wir wollen die App noch weiter entwickeln. Momentan ist sie ja nur für Android verfügbar. Außerdem soll sie mit anderen Geräten verknüpfbar sein, also zum Beispiel dem Computer. Dann wollen wir Kooperationen mit größeren Firmen eingehen, die an OFFTIME als Worklife-Balance-Lösung für ihre Mitarbeiter interessiert sind.

Könnt ihr schon von eurer kleinen Firma leben?
Bisher machen wir noch nicht das große Geld mit der App (die ja kostenlos angeboten wird), aber da wir letztes Jahr ein Start-up-Stipendium erhalten haben, reicht das schon, um am Ende ein zum Leben angemessenes Gehalt herauszubekommen.

Offtime, Betahaus, Büro

Als ihr die Firma gegründet habt, was lief nicht so wie gedacht und wie habt ihr das Problem gelöst?
Ehrlich gesagt lief wenig genauso wie gedacht. Beispielsweise brauchten wir noch vor der Gründung Geld, um überhaupt aus dem Tritt zu kommen. Wir haben dann auf eine Crowdfunding-Kampagne gesetzt und für die Idee gekämpft, bis wir tatsächlich fast 300 Menschen überzeugen konnten, uns dafür Geld zu geben. Mit 17.000 Euro aus dem Crowdfunding konnten wir dann die Weichen für unsere Gründung und das folgende Stipendium stellen.

Welche Lektion habt ihr im letzten Monat gelernt?
Effekte in Presse und Öffentlichkeit sind unvorhersehbar. Zu unserem Launch hatten wir gehofft, schnell zu wachsen und, wenn alles gut läuft, bald auf 100.000 Nutzer zu kommen. Aber dass es dann wirklich klappt, dass wir von Google zu einer der besten Apps 2014 gewählt wurden und nun nach 3 Monaten bereits 300.000 Nutzer haben, das hatten wir nicht vorausgesehen.

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Die Fragen hat uns Michael beantwortet. Vielen Dank. Letztes Mal waren wir in der Kakaomanufaktur Belyzium. Den “kleinen, geilen Firmen”-Floh hat uns übrigens dieser Song ins Ohr gesetzt.

Dieser Beitrag ist in Kooperation mit Vodafone entstanden. Auf featured.de erfahrt ihr, wie sich OFFTIME finanzieren, ob die App in ihren Augen erfolgreich ist und was sie über das Verhältnis Mensch vs. Smartphone gelernt haben. 

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