Wie verändert ein neues Einkaufszentrum Moabit?

© Nora Tabel

Wenn ich aus meinem Fenster schaue, kann ich der Gentrifizierung Moabits beim Wachsen zusehen. Ich wohne direkt an der derzeit allseits beliebten Arminiusmarkthalle, wo seit mehreren Monaten pünktlich 7 Uhr morgens die Presslufthämmer und anderes ohrenbetäubendes Gerät angeht, um die Straßen und Wege rund um die Markthalle herzurichten. An meinem Haus selbst wird seit mittlerweile einem Jahr gebaut. Der Dachstuhl wurde ausgebaut, ein Aufzug eingebaut, der Fassade geht's gerade an den bröckeligen Kragen. Die bei Anwohnern belächelte Eckkneipe "Drei Mädels Eck" bekommt gerade ein Makeover. Ob sie bleibt, wissen wir nicht. Vielleicht kommt ja eine "schicke" Craft-Beer-Bar rein. Die Wilhelmshavener Straße, die die U-Bahnhöfe Turmstraße und Birkenstraße verbindet, blüht seit zwei Jahren immer mehr auf und beherbergt mittlerweile etliche neue Cafés und Restaurants.

Der Kiez ist beliebt, weil er noch vergleichsweise bezahlbar ist und das vor allem, weil er vor einigen Jahren noch gefürchtet war. Die JVA an der Alt-Moabiter und der damals noch zugewucherte Kleine Tiergarten trugen zum schlechten Ruf bei, weil hier mit allerhand Drogen gedealt wurde – und das sah man auf den Straßen. Aber von der Vergangenheit ist kaum noch was zu erkennen. Dazu trägt auch das wohl umstrittenste Projekt in Moabit bei, der Bau eines neuen Einkaufszentrums an der Strom- und Turmstraße.

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Schultheiss-Brauerei Moabit

Auf dem alten Schultheiss-Gelände in Moabit entsteht derzeit ein neues Quartier mit Einkaufszentrum und Studenten-Apartments. Dies wird die Gegend rund um die Turmstraße nachhaltig verändern.

Posted by Abendschau on Tuesday, August 15, 2017

Bis 2018 entsteht hier auf dem alten Gelände der Schultheiss-Brauerei – das bis 2015 eine der größten Sportanlagen Berlins beherbergte – das Schultheiss Quartier mit 110 Geschäften, einem Kaufland und einem großen Media Markt, dazu Büros und ein Meininger Hotel mit 300 Zimmern. Es ist damit das 68. Einkaufszentrum in Berlin und die Berliner fragen sich zurecht, wozu man das braucht, vor allem, weil der Kudamm gerade mal zwei U-Bahnstationen entfernt liegt.

Die Abendschau vom rbb hat sich in dem Gebäude, das im März 2018 eröffnet werden soll, mal umgeschaut und meine Lieblingsblumenhändlerin Angelika Hetzer gefragt, was sie denn so davon hält. Sie immerhin scheint optimistisch zu sein, dass ihr die Kunden nicht verloren gehen. Ich hoffe eher, dass sie nicht auch Opfer der Gentrifizierung wird und umziehen muss.

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