Das Leben der Anderen #8 – Diana, Beach Babe im Innendienst

© Matze Hielscher

 

Diana kann nicht ernst gucken. Sie versucht, nicht in Lachen auszubrechen, schafft es kaum und strahlt über ihr ganzes Gesicht. Die 26-jährige ist der personifizierte Sommer. Was gut zu ihrem Beruf passt: Diana ist Fachangestellte für Bäderbetriebe im Sommerbad Humboldthain. Oder auch: Bademeisterin.

Wenn man an Bademeister denkt, kommen oft Bilder von dicken, schlechtgelaunten Männern mittleren Alters mit einem Hang zum Sadismus auf. Die es einem nicht gönnen, Spaß zu haben. Spaß bedeutet in diesem Fall: Arschbomben und Flirten, was das Zeug hält. Was in diesem Fall ganz viel damit zu tun hat, seine Angebetete ins Wasser zu schmeißen. Am besten mit Karacho und natürlich nur echt vom verbotenen Beckenrand. Diana kennt das noch von ihrer Pubertät: „Wir sind schon wegen den Jungs ins Freibad gefahren!“ Heute beobachtet sie die Teens: „Da sieht man immer so, wie die Mädels um die Jungs herumtanzen, herumschwimmen, und die Jungs bei den Mädchen genauso. Das ist ganz knuffig.“ Allerdings scheint sich das Flirten in den letzten Jahren auch verändert zu haben, meint Diana: „Sich gegenseitig mit Schimpfwörtern anmachen – ich glaube, das gab es bei uns nicht.“ Aber wenn dann mal mehr geht als nur ein bisschen Flirten? „Wenn sich jemand beschwert, dann würde ich da natürlich hingehen. Aber wenn da keiner sonst ist im Becken... Vielleicht komme ich auch mal in den Genuss, deshalb sage ich da lieber nichts“, lacht sie. Allerdings wird sie auch mit dem kompletten Gegenteil konfrontiert, denn immer öfter kommen Frauen und Mädchen in „Burkinis“ in das Sommerbad. Die sind zwar seit diesem Jahr offiziell erlaubt, aber was nun genau ein Burkini ist und was nicht, das ist schwer zu unterscheiden für die Angestellten im Freibad. Wenn sich das Ganzkörperoutfit allerdings als Straßenkleidung herausstellt, dürfen die verschleierten Frauen nicht ins Wasser. „Manche stellen sich dann an den Beckenrand und provozieren es oder lassen sich nass spritzen. An richtig heißen Tagen toleriere ich das auch“, meint Diana. So schwappt das große Weltgeschehen auch ins kleine Freibadbecken.

Muss sich eine hübsche, junge Bademeisterin nicht laufend mit Avancen halbstarker Jugendlicher herumschlagen? Ja. Meistens findet sie es süß, wenn ihr hinterhergepfiffen wird. Und ein bisschen flirten ist auch okay. Doch irgendwann hört die Geduld auf: Als vor einiger Zeit jemand so getan hat, als würde er ertrinken, um in die Gunst ihrer Aufmerksamkeit zu kommen, konterte sie mit „Ach, nicht so schlimm, wäre kein Verlust!“ Schließlich kann sowas andere Badegäste in ernsthafte Gefahr bringen, und sie ist schließlich für Notfälle und nicht für Späße da. Überhaupt gefällt es ihr, auch mal die dominante, knallharte Bademeisterin rauszulassen, denn jenseits vom Schwimmbecken gibt es auch genug dumme Aufreißsprüche, schließlich hat Baywatch ganze Generationen versaut: „Die fragen dann immer ‹Wo bleibt dein roter Badeanzug?›“

Im Winter arbeitet Diana in einer Schwimmhalle im Vorort Buch, wo es wesentlich beschaulicher zugeht. Während sie im Wedding über bis zu 5000 Badegäste wacht und nur noch auf Adrenalin läuft, ist sie dort Seelenklempner für alte Damen und gibt Seepferdchenkurse für die Allerkleinsten: „Du hast höllisch viel Spaß, kannst total viel Unfug mit denen machen. Da wird man selbst zum Kind!“ Neben dem Vollzeitjob im Schwimmbad absolviert sie nebenbei ein Fernstudium und bereitet gerade ihre Bachelorarbeit im Fach „Angewandte Gesundheitswissenschaften“ vor. Ihre Augen leuchten, wenn sie davon erzählt.

Beim Rundgang im Bad fragen wir sie, ob hier denn nachts oft eingestiegen wird. Denn das mitten im Park liegende Sommerbad ist ja der perfekte Ort für ein romantisches Nachtbaden. Diana zuckt mit den Schultern und lächelt die Antwort weg. Manche Sachen muss man selbst rausfinden.

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"Das Leben der Anderen" erscheint in Kooperation mit GREATEST BERLIN.

 

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