ARTVERGNÜGEN #94 – Unsere 11 Kunsttipps für den Mai 2016

Einen saukomischen Start in den Mai bescheren uns die Kollegen von "Die Welt“ – nämlich in Form eines Verhaltensguides zum Gallery Weekend. Den könnt ihr, vollkommen zeitlos, für jedes Opening (sagt bloß nicht “Vernissage”, damit macht ihr euch komplett zum Depp!) zu Rate ziehen. Aber jetzt klickt nicht gleich weg! Wir haben noch 9 Highlights vom Gallery Weekend und ein paar andere Tipps, bei denen ihr das Gelernte direkt anwenden könnt.

1. Harland Miller – Blain Southern
Mit dem Ausstellungstitel "Tonight We Make History (P.S. I Can’t Be There)" mauserte sich die erste Einzelausstellung von Miller zu einer der meist fotografierten Eröffnungen des Gallery Weekend. Grund dafür sind Arbeiten, die von den abstrakt-geometrischen Buchcovern der 1960er und 70er Jahre inspiriert sind – und zwar denen aus der Selbsthilfe-Abteilung. Auf ihnen prangen Titel wie "Overcoming Optimism", die im Kontrast stehen zu den positiven Formen und Farben, die auf dem Rest des Covers wahrzunehmen sind. Wir sagen’s ja immer wieder: don’t judge a book by its cover.

Bis 30. Juli 2016
Blain|Southern, Potsdamer Straße 77–87
Dienstag – Samstag: 11.00–18.00 Uhr

Harland Miller, Tonight We Make History (P.S. I Can't Be There), 2016, image courtesy the artist and BlainSouthern (11)© Jörg von Bruchhausen


2. Gert & Uwe Tobias – Contemporary Fine Arts
Neuigkeiten von unseren Lieblingszwillingen: Gert und Uwe Tobias bringen bei CFA wieder ordentlich Farbe in die heiligen Hallen, diesmal mit einer eigens entwickelten Technik von Holzschnitt auf Leinwand. Einflüsse christlicher Ikonographie, Art-Nouveau-Symbolismus und Motive der Pop Art spiegeln sich auf den großformatigen Arbeiten wieder und wurden zum Gallery Weekend mit ordentlich Prominenz im Gepäck gefeiert.

Bis 11. Juni 2016
Contemporary Fine Arts, Am Kupfergraben 10
Dienstag – Freitag: 10.00–18.00 Uhr, Samstag: 11.00–18.00 Uhr

© Contemporary Fine Art


3. Claudia Comte | St.Agnes
Neulich dominierte eine pralle Donut-Skulptur unseren Facebook-Newsfeed. Wir haben also Albernheiten von Claudia Comte erwartet und standen dann plötzlich vor einer imposanten, ortsspezifischen Installation, intim eingenestet in den weitläufigen heiligen Hallen von St.Agnes. Vor deckenhohen Panelen hängen hypnotisierende Scheiben, vor ihnen stehen geschnitzte Holzskulpturen, die in der Form ernst, in ihren Kurven aber humoristisch wirken. Man weiß nicht, ob man lachen soll und entscheidet sich fürs Staunen.

Bis 29. Mai 2016
St.Agnes, Alexandrinenstraße 118–121
Donnerstag – Samstag: 12.00–18.00 Uhr

IMG_3003© St.Agnes


4. Berliner Raum Radar – Neue West
Hinter den Fassaden exklusiver Läden und passkonformer Gastronomie öffnet sich dem Passanten ein Innenhof, der so gar nicht nach Berlin und schon gar nicht nach der leicht schäbigen Potsdamer Straße von einst aussieht. Neue West heißt das hier entstehende Immobilienprojekt. Passender könnte die Location einer Fotoausstellung nicht gewählt sein, in der 30 Fotografen, darunter Tacita Dean und Andreas Mühe, einen ungesehenen Blick auf die Stadt werfen.

Bis 6. Mai 2016
NEUE WEST, Potsdamer Straße 91

Raum-RadarMitch Epstein"Lichtenberg", Berlin, 2008, © The artist, Courtesy of Thomas Zander, Cologne


5. Idris Khan – Galerie Thomas Schulte
Sprache und Bild kommen auf unterschiedlichem Wege zu uns: Einmal schaffen wir uns die Bilder selbst und das andere Mal wird uns etwas direkt vorgesetzt. Wenn beides in der Literatur aufeinander trifft, spielen unsere Erwartungen und manchmal Nicht-Erfüllungen seltsam mit. Diesem Phänomen widmet sich der Londoner Künstler schon seit ein paar Jahren und drückt sich nun zum ersten Mal auch auf dem Medium Glas aus.

Bis 25. Juni 2016
Galerie Thomas Schulte, Charlottenstraße 24
Dienstag – Samstag: 12.00–18.00 Uhr

ThomasSchulte© Galerie Thomas Schulte


6. Rirkrit Tiravanija – Helga Maria Klosterfelde 
Bekannt ist Rirkrit Tiravanija für seine interaktiven Ess-Happenings. Zuschauer gab es dabei nicht, alle wurden zum Akteur. Dieses Mal läd Tiravanija zum Mikadospiel. Überdimensionale Stäbe geben in Fluxus-Manier Handlungsanweisungen und sagen die Zukunft vorher. Außerdem werden bei Klosterfelde Auszüge eines Projekts gezeigt, die Tiravanija im Thailändischen Chiang Mai mit anderen Künstlern betriebt. Fast fühlt sich diese Ausstellung an wie eine Retrospektive.

Bis 30. Juli 2016
Helga Maria Klosterfelde, Potsdamer Straße 97
Mittwoch – Samstag: 11–18 Uhr

123_1461562710_Rirkrit_Tiravanija_untitled_2016_(mikado)web© Klosterfelde


7. Cmelka – Choi – Falsnaes – Blumenladen St. Elisabeth Kirchhof II
Eat, Sleep, Art, Repeat. Das ist nicht nur unser Lieblingsmotto, sondern jetzt auch Teil eines Projekts von Kira Dell, die an drei Samstagen Künstler auf die Wiederholbarkeit ihrer Performances ansetzt und dafür zweifelsohne eine ehrwürdige Location finden konnte. Wann Kerstin Cmelka, Sunah Choi und Christian Falsnaes genau auftreten, findet ihr hier heraus.

7.–28. Mai 2016
Blumenladen St. Elisabeth Kirchhof II, Wollankstraße 66
unterschiedliche Termine

christian_falsnaes© St. Elisabeth Kirchof II


8. Pat O’Neill – VeneKlasen / Werner
Weil dies Pat O’Neills erste Ausstellung in Deutschland ist, konnten die Kuratoren direkt aus 50 Schaffensjahren schöpfen. Und der Mann besticht durch einem unvergleichlichen Facettenreichtum: von perfekt gearbeiteten Skulpturen aus Glas über Zeichnungen zu psychedelischen Videoarbeiten, die auch als experimentelle After-Effects-Spielereien eines jungen Wilden durchgehen könnten. Tatsächlich galt O’Neill als der Pionier des Avantgarde-Films. Dass Avantgarde zeitlos funktionieren kann, zeigt sich hier.

Bis 25. Juni 2016
VW, Rudi-Dutschke-Straße 26
Dienstag – Samstag: 11.00–18.00 Uhr

Neill© VK


9. Hans-Peter Feldmann – C/O Berlin
Im C/O Berlin hat seit Ende April Hans-Peter Feldmann übernommen und konfrontiert uns mit unserer eigenen Bildwelt und Wahrnehmung. Feldmann bedient sich aus dem Fundus öffentlicher Bilder, die er sich aber selbst künstlerisch aneignet und etwas komplett Neues schafft. So ergibt sich die Bedeutung des Fotos erst durch die Interpretation des Betrachters selbst. Spannend!

Bis 10. Juli 2016
C/O Berlin, Hardenbergstraße 22–24
täglich 11–20 Uhr

feldmann_artikelbild_960x1440px_0© Hans-Peter Feldmann


10. State of Design
Kritisch zu sein ist nicht der Kunst vorenthalten. Auch Design soll auf aktuelle Bedürfnisse reagieren und nicht nur kommerzielle Berechnung exekutieren dürfen. So lautet das Statement des "State of Design Festivals". In verschiedenen Eventformaten inklusive 5 Ausstellungen wird kritisches, junges Design gezeigt. Wie Design als Innovationstreiber wirken kann, mit einem Blick von Kuba nach Mexiko und weiter durch die Welt, seht ihr hier.

An verschiedenen Standorten
Hier geht’s zum Programm, hier zum Vorverkauf

EvaLechner© Eva Lechner, Feminist Scarves


11. Performersion – Days of Performing & Immersive Arts
Gerade findet in Berlin die zehnte Ausgabe der größten Konferenz zu Internet und digitaler Gesellschaft "re:publica" statt. Direkt im Anschluss und zum ersten Mal in dieser Form, treffen sich die Profis der Digitalkultur dann mit Vertretern der darstellenden Künste in Workshops, Vorträgen und Performances und werden sich zu neuen Ideen interdisziplinär austauschen und vernetzen. Hinkommen darf jeder, für Labs und Workshops solltet ihr euch im Vorfeld hier anmelden.

5. & 6. Mai 2016
Kühlhaus Berlin, Luckenwalder Straße 3
Eintritt frei, das Programm findet ihr hier

Perfomersion© Days of Performing & Immersive Arts


Noch mehr Kunst und Tipps findet ihr hier.

Titelfoto: © Jörg von Bruchhausen

Entdecke die besten Restaurants, Bars und Plätze in deiner Nähe.

Zur neuen Karte!
Zurück zur Startseite