ARTVERGNÜGEN #86 – Unsere 11 Kunsttipps für den Oktober

Der Oktober beeindruckt uns nicht nur mit den schönsten Sonnenuntergängen, sondern auch mit vielen neuen und interessanten Künstlern, die sich neben den Schwergewichten nicht verstecken zu brauchen. Wir können es kaum erwarten, diesen frischen Wind aufzunehmen und sie uns alle einmal genauer anzusehen!

nome© Nome

1. Samizdata: Evidence of Conspiracy – NOME
Julian Assange wurde zum Pionier der Whistleblower. Er ist einer jener Menschen, Aktivisten und Hacker, die schmutzige politische Taktiken furchtlos ans Licht bringen. Zu Edward Snowdon und seinen „Kollegen“ lieferte Laura Pointas den dokumentarischen Film Citizen Four, in dem auch Jacob Applebaum, der Journalist, Künstler und Hacker, eine Rolle spielt: Er entschied, welche der von Snowden enthüllten Akten der Öffentlichkeit gezeigt werden, er repräsentiert Wikileaks mit Assange. Mit Ai Wei Wei erdachte sich Applebaum eine Schmuggeltaktik für geschredderte NSA-Dokumente per Kuscheltier. Diese Soloshow widmet Applebaum den Heldentaten und der Riege besagter mutiger Gentlemen und -women.

Bis 31. Oktober 2015
NOME, Dolziger Straße 30
Dienstag – Samstag: 15.00–19.00 Uhr

 

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2. Schlingensief United Intensivstation Kino – Kino International
Am 24. Oktober diesen Jahres wäre der große Christoph Schlingensief 55 Jahre alt geworden. Zu diesem Anlass werden seine Filme Egomania – Insel ohne Hoffnung (1987) und Das Deutsche Kettensägenmassaker (1990) gezeigt, die Schlingensief als Filmemacher näher ins Licht rücken und trotzdem nur ein paar Funken seines Gesamtwerks bleiben, dessen Aufarbeitung und Tiefe uns noch lange wach halten wird. Die Einnahmen des Abends kommen dem Operndorf Afrika zugute.

28. Oktober 2015
ab 18.00 Uhr
Kino International, Karl-Marx-Allee 33
Karten erhältlich an allen Kassen der Yorck-Kinos

 

PNG2015_Presse_GruppenfotoDie vier Nominierten v.l.n.r.: Christian Falsnaes, Slavs and Tatars, Anne Imhof, Florian Hecker, Foto: © David von Becker

3. Preis der Nationalgalerie 2015 – Hamburger Bahnhof
And the award goes to… Anne Imhof! Imhof ist die 8. Gewinnerin des Preises der Nationalgalerie, was ihr ein besonders hohes kreatives Potential, ein überzeugendes künstlerisches Œuvre und einen neuartigen Ansatz attestiert. Imhof arbeitet mit Skulptur, Zeichung, Video und Performance. Bei den Arbeiten aller Nominierten, die noch bis Januar in der Ausstellung im Hamburger Bahnhof gezeigt werden, ist der Zuschauer elementar für die Vervollständigung – per Klang (elektroakustische Signalverarbeitung von Florian Hecker), Film (Dokumentationen von Christian Falsnaes) oder Gespräch (Lecture Performances von Slavs and Tatar). Anne Imhof kehrt dann im nächsten Herbst mit einer Einzelausstellung in eines der Häuser der Staatlichen Museen zurück.

Bis 17. Januar 2016
Hamburger Bahnhof, Invalidenstraße 50/51
Dienstag, Mittwoch, Freitag: 10.00–18.00 Uhr, Donnerstag: 10.00–20.00 Uhr, Samstag: 11.00–18.00 Uhr, Sonntag: 11.00–18.00 Uhr

 

nancy-4-large© Nancy Kelch

4. Abschlussklasse Marc Volk – Neue Schule für Fotografie
Unter dem Titel "PoV" (Points of View) zeigen die Absolventen eigenständig entwickelte Arbeiten, mit denen sie nach sieben Semestern Studium das Nest verlassen und ihr Erlerntes zur Schau stellen. Neben eindringlichen Porträts werden u. a. die Themen Verstädterung, Architektur und Transparenz bespielt und mit frischem Blick präsentiert. Es ist jedenfalls eine große Freude, in die Ideen der Nachwuchstalente einzutauchen und ihre unterschiedlichen Motivationen und Stile kennenzulernen.

Bis 8. November 2015
Neue Schule für Fotografie Berlin, Brunnenstraße 188–190
Donnerstag – Sonntag: 13.00–18.00 Uhr

 

mgb15_wuerth_09_saint_cyr_sur_mer_liteboxSammlung Würth, Foto: © Philipp Schönborn

5. "Von Hockney bis Holbein" Die Sammlung Würth – Martin Gropius Bau
Der Mann, der mit Nägeln seine Milliarde verdient, besitzt nebenbei eine Kollektion von knapp 16.800 Werken aus über fünf Jahrhunderten – von Hockney bis Holbein. 435 davon zeigt er jetzt auf 5000 Quadratmetern. Sein Tipp für jene, die es ihm nachtun wollen, aber weder über Metall- noch Goldschätze verfügen: Investiert in den akademischen Nachwuchs. Bei den Schauen der Kunsthochschulen kriegt ihr schon mal Arbeiten ab 150 Euro und könnt so nach und nach euer Sammlerprofil herausarbeiten. Vielleicht klappt’s ja auch so mit den Milliarden.

Bis 10. Januar 2016
Martin-Gropius-Bau Berlin, Niederkirchnerstraße 7
Mittwoch – Montag: 10–19.00 Uhr, Dienstag: geschlossen

 

nichoalsnorrisNicholas Norris, Foto: © Eric Tschernow

6. Nicholas Norris – Platform
Keine Zeit zum Kunstgucken? Diese Ausrede gilt jetzt nicht mehr, denn Platform macht es sich zur Aufgabe die Kunst an Berlins U-Bahnhöfe zu bringen und das ganz ohne euren Fahrschein sehen zu wollen. Aktuell kann man sich die Arbeit des in Arizona geborenen Malers Nicholas Norris am U-Bahnhof Kleistpark (Linie U7) ansehen, der die ganze Ausstellungsvitrine als Leinwand nutzt und mit seinen Farben und Formen eine verzaubernde Stimmung in das Herbst-Berlin bringt. Für das Galeriengefühl vielleicht einfach einen Piccolo mitbringen und dirket vor der Vitrine trinken.

Bis 30. Oktober 2015
Platform, aktuell am U-Bhf Kleistpark

 

aaron_rose_cults_exhibition_installation_view_circle_culture_gallery_berlin_2013_ari_12_940x700_q80© Circle Culture Gallery

7. Aaron Rose "TOTEMS" – Circle Culture Gallery
Die Circle Culture Gallery verschreibt sich sei jeher der Street Art. Ihre Ästhetik ist oft grafisch, typographisch und illustrativ. So auch bei Aaron Roses TOTEMS. Seine Malereien und kinetischen Skulpturen spielen auf die menschliche Sehnsucht nach Liebe und Inspiration an, die oft in der Spiritualität gesucht wird. Das zeigt sich dann in der Tonalität von Roses Werken und den ikonographischen, maskengleichen Abbildungen – denn das Leben sei, so Rose, ein Lexikon von Symbolen. „Wir sind immer und überall auf der Suche nach Symbolen, die uns dabei helfen sollen, den Sinn unserer Existenz zu begreifen. Vom Weltlichen bis hin zum Mystischen, Symbole sind Totems, die das Chaos strukturieren und dazu beitragen uns als Stamm zu defnieren“.

Bis 31. Oktober 2015
Circle Culture Gallery, Potsdamer Straße 68
Dienstag: 14.00–18.00 Uhr, Mittwoch – Samstag; 12.00–18.00 Uhr

 

Aslan-Gaisumov_-Volga-2015-900x300© Aslan Gaisumov

8. Aslan Gaisumov – Kromus + Zink
Der Künstler Aslan Gaisumov wurde 1991 in Tschetschenien geboren und hat das erlebt, was wir nur bedingt nachfühlen können: ein Land im Krieg und ein Leben im Flüchtlingslager. Er thematisiert den schmerzenden kulturellen Verlust durch Zerstörung und nimmt sich das, was übrig bleibt, zum Anlass für ein wenig Optimismus. Obwohl er noch einer der ganz Jungen ist, haben seine Werke eine erstaunliche und manchmal traurige Tiefe und sollten uns nicht nur wegen der aktuellen Ereignisse unbedingt beschäftigen.

Bis 31. Oktober 2015
Kromus + Zink, Linienstraße 23
Dienstag – Samstag: 13.00–18.00 Uhr

 

Yellow Bus© Wim Wenders

9. Wim Wenders – BLAIN|SOUTHERN
Dass Wim Wenders wundervolle Filme macht, ist bekannt: Pina (2011), Wings of Desire (1987), Paris Texas sind allesamt stille Spektakel, in denen auch mal minutenlang nichts passiert. Diese Art des Filmemachens ist bereits ein Indiz auf seine photografische Ader, der Wenders im letzten Jahr durch die epische, poetische Dokumentation Salz der Erde eine Hommage an den brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado Ausdruck verlieh. Seine maßlose Bewunderung ist nicht zu übersehen. Bei BLAIN|SOUTHERN zeigt er nun Bilder seiner eigenen Reisen um die Welt.

Bis 14. November 2015
BLAIN|SOUTHERN, Potsdamer Straße 77-87
Dienstag – Samstag: 11.00–18.00 Uhr

 

original© Anselm Reyle

10. Anselm Reyle & Georg Baselitz – CFA
Wenn zwei Schwergewichte der Kunstwelt an einem Ort gleichzeitig ausstellen, sollte man das nicht verschlafen. Zum einen könnt ihr euch die berühmten Streifenbilder von Reyle ansehen und zum anderen die Hundebilder von Baselitz, die so manchen tiefenpsychologisch aufhorchen lassen sollten, wenn man erfährt, dass der Künstler in jedem seiner Bilder eine Reflexion seiner selbst sieht. Siehe da, ein Hund ist ein Hund, ist doch kein Hund. Und an allem Schuld ist wieder einmal Freud. Puh.

Bis 14. November 2015
Contemporary Fine Arts, Am Kupfergraben 10
Dienstag – Samstag: 10.00–18.00 Uhr, Samstag: 11.00–18.00 Uhr

 

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11. Jenny Holzer, Barbara Kruger, Rosemarie Trockel, Cindy Sherman und Louise Lawler – Sprüth Magers
Schon in den frühen 1980er Jahren präsentierte Galeristin Monika Sprüth im Magazin „Eau de Cologne“ zeitgenössische Künstlerinnen sowie weibliche Akteure des Kunstmarktes. Das Magazin ist konzeptioneller Ausgangspunkt dieser aktuellen Show. Prints von Rosemarie Trockel hängen neben Fotografien von Cindy Sherman, die wie gewohnt Mut zur Fratze, zum Grotesken und oft auch Hässlichen zeigt (der meCollectors Room widmet ihr übrigens gerade eine ganze Soloshow). Jenny Holzer, bekannt für ihre LED-Neon-Schriftzüge, schafft mit Texten zur Wahrnehmung von Körper, Selbst und Beziehungen verbindende Elemente zwischen den Prints, Keramiken und Skulpturen ihrer Kolleginnen. Eine Zeitreise von den 80ern bis heute.

Bis 21. Oktober 2015
Sprüth Magers, Oranienburger Straße 18
Dienstag – Samstag: 11.00–18.00 Uhr

 


Im letzten Artvergnügen haben gab es die Tipps für den September. Alle Artvergnügen findet ihr hier.

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