ABENDBROT MIT AIDA #26 Thaiwiese in Wilmersdorf

© Tina Thiede

Was, schon wieder ein Markt? Ja, ich höre ja schon euer genervtes Seufzen. Aber halt, nicht schon wegklicken, lest weiter! Denn ich will euch von meinem allerliebsten Lieblingsort in Berlin erzählen. Ich muss mindestens einmal die Woche hin, und weiß auch schon, wer den besten Papaya-Salat macht und wo ich meine Decke am liebsten ausrolle. Ich habe sogar schon mal geweint, als ich auf dem Weg dorthin war und es angefangen hat zu stürmen – kein Scherz, ich war einfach furchtbar traurig, weil ich mich die ganze Woche auf Pad Thai und Mango Sticky Rice gefreut hatte. Aus diesen und unendlich vielen weiteren Gründen müsst ihr auch auf die Thaiwiese im Preußenpark, aber erst einmal der Reihe nach.

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Irgendwann vor einigen Jahren begannen thailändische Familien damit, sich im Preußenpark in Wilmersdorf zu treffen. Idyllisch gelegen ist er nicht, hübsch anzusehen aber sehr wohl. Besonders die riesige Liegewiese lädt dazu ein, sich in großen Familienbanden niederzulassen und zu schlemmen. In den Büschen ringsum hoppeln Kaninchen, manchmal hüpft eines auch aufgeregt über die große Wiese und guckt ganz verwirrt. Unzählige thailändische (und indonesische und vietnamesische) Omis schnattern auf großen Picknickdecken, während die Enkel umherrollen. Vor vielen dieser Omis sind Kühlboxen aufgebaut mit Getränken oder vorbereiteten Leckereien, vor vielen aber auch ein kleiner Gasherd, darauf ein Wok mit blubbernd heißem Frittieröl, ein Topf mit Brühe oder andere Küchengerätschaften. Tabletts voller Hühnerfüße und Klebreispralinen werden mit Sonnenschirmen geschützt, eisgekühlter Thaikaffee und allerlei Cocktails gemixt.

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Angeblich ist das neben den Märkten Südostasiens selbst der beste Ort auf der ganzen Welt, um authentische thailändische Speisen zu probieren. Der tote Fisch, der da vor mir liegt und vollgestopft ist mit sauer-scharfem Reis, scheint mir trotz seiner traurigen Äuglein recht zu geben. Anfangs fand nur am Wochenende dieser Art Markt statt, aber mittlerweile sitzen in den Sommermonaten auch unter der Woche einige Damen auf ihren Picknickdecken und bieten ihre Spezialitäten feil. Wie dieser Ort trotz Ordnungsamt und strengen deutschen Gesetzen funktioniert? Man weiß es nicht so recht. Gerüchteweise will der Bezirk immer mal wieder hart durchgreifen, aber andererseits hat auch schon der Bezirksbürgermeister in der Presse relativierend gesagt: «Naja, ich würde keinen dieser Hühnerschenkel bei 36 Grad im Schatten essen». Hab ich übrigens schon gemacht und mir ist nichts passiert.

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Der Markt ist ein eigener Mikrokosmos, der immer wieder faszinierend zu beobachten ist: Das Chaos ist organisiert und selbstverwaltet. Und das sogar ziemlich gut. Immer wieder laufen Menschen herum, die kostenlos Mülltüten verteilen und uns ermahnen, ja unseren Müll aufzuräumen und angemessen zu entsorgen, die Frauen haben sogar für die größten Scheine Wechselgeld, deutsche Opis verkaufen Obst aus dem eigenen Garten, brasilianische Truppen mixen Caipirinhas und wenn der Abend anbricht, ist alles blitzeblank sauber, als wäre nichts passiert.

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Was habe ich euch gesagt? Es ist der beste Ort Berlins. Und ich kann kaum bis den nächsten Sommer erwarten, wenn ich wieder jede Woche auf der Thaiwiese abhängen, mich vollfuttern und das irre Treiben beobachten kann.

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Mit mir vollgefuttert hat sich übrigens meine liebe Freundin Tina Thiede, die mit ihrer analogen Kamera viele Abenteuer erlebt. Ausserdem ist sie noch viel Thaipark-süchtiger als ich. Und wer bis zum nächsten Abendbrot noch mehr mit mir futtern möchte, meine Improkitchen freut sich auf Besuch.

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