40 DAYS OF EATING #29 – Pêlê Mêlê

© Mit Vergnügen | Franziska Taffelt

Maria und Sophia waren letzte Nacht feiern und arbeiten - am gleichen Ort. Dementsprechend sind sie heute beide Queens of Kater und stürzen sich gierig auf den veganen Brunch.

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Maria, erzähl uns von deinem Tag.

Ich möchte brechen. Gestern hat der Palast Neukölln seine Tore geöffnet und Sophia hat dort gearbeitet. Ich wollten ja eigentlich nur mal ganz kurz vorbei schauen..... Nur so für ein Bier.... Aus einem Bier wurden diverse Biere plus Schnäpse. Schwuppdiwupps war es hell und ich bin nach Hause getorkelt. DAMMIT. Die Wohnung sieht aus wie Sau und erinnert mich stark an einen Einbruch. Der Hund meiner Mitbewohnerin möchte mit mir nach draußen, denn der muss mal und tut dies durch Winseln kund. Wieder draußen gibt zur Begrüßung Nieselregen und der Wautzi winselt noch mehr. Der Regen bringt den Schnee zum Schmelzen und gibt frei, was drei Wochen Schnee kunstvoll bedeckt haben: Silvestermatsch, mehrere Schichten Hundehaufen und ganz, ganz viel Müll. Die Straßen sehen demnach aus, wie ich mich fühle. Heute ist es wieder ein veganes Restaurant. Habe ich einen Trend verpasst? #cleaneating? Ich möchte gerade nichts lieber essen als einen dicken, fetten, saftigen Burger und richte in diesem Moment sicherlich den gesammelten Hass der Veganer auf mich. Aber ich habe doch 'nen Kater. Menno!

Wo habt ihr heute gegessen?

Im Pêlê Mêlê.

Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?

Buffet. Jeden Sonntag gibt es im Pêlê Mêlê - dem veganen Restaurant in meiner Nähe - Brunch für 10 Euro. Es gab viele Pasten und Aufstriche und Salate und Tofu-Ei und, und, und. Es ist echt richtig gut und danach will ich keinen Burger mehr essen. Dazu gibt es leckerste frisch gepresste Säfte und Smoothies an der sogenannten Raw-Bar. Auch Kuchen können wir erkennen, jedoch ist uns gerade nicht so danach.

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Wie ist der Service dort?

Hier darf nach Herzenslust auf den Teller geschaufelt werden. Immer wieder. Und noch einmal. Unsere wunderschöne Fotografin Tabea berichtet aus ihrer eigenen mehrjährigen veganen Ernährung, dass Veganer total verfressen sind und Buffets für ein Restaurant immer hart an die Existenz gehen. Hier scheint das Konzept jedoch aufzugehen.

Was gefällt dir an dem Laden besonders, was nicht?

Mir gefällt die Fensterbank mit den großen Kissen. Ich muckel mich direkt darauf ein und der Hund faltet sich unterm Tisch zusammen. Gemeinsam asseln wir da so rum und Sophia ermahnt mich, dass ich mich nicht so gehen lassen soll. Neben dem Gastraum gibt es einen separaten Bereich für Co-Working. Das finde ich richtig gut. Weniger gut finde ich, dass es hier kein Bett gibt. Ich muss mich doch von meinem desolaten Zustand erholen. Aber dafür kann das Pêlê Mêlê nichts. Dafür kann nur ich allein was - und Sophia, die mir Schnaps gab.

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Wie würdest du die Menschen im Restaurant beschreiben?

Das Café ist bis auf den letzten Platz besetzt. Hier finden sich vor allem größere Gruppen von Freundinnen um die Tische versammelt. Sehr angenehm.

Mit wem würdest du definitiv nicht hierher kommen?

Leute, die keinen Tofu mögen, sind hier falsch. In fast jeder Speise ist Tofu enthalten. Ich versuche die Probe aufs Exempel und packe noch ein Doggybag für meine Mitbewohnerin, die Tofu nicht mag (die liegt Zuhause und gibt mir Hunger-Emergency-Calls. Außerdem vermisst sie ihren Hund). Ich versuche ihr das Tofu-Ei unterzujubeln. Sie erkennt den Schwindel leider sofort und schiebt es maulig beiseite. Mist.

Worüber habt ihr gesprochen?

Über #cleaneating und den Trend dahinter. Ist das denn wirklich so gesund oder nur eine neue Form der Essstörung, die sich unter dem Deckmantel der gesunden Ernährung tarnt?

Was hast du Neues über Sophia gelernt?

Sophia kann richtig streng mit mir sein und spuckt Giftpfeile in meine Richtung. Es kann natürlich auch sein, dass ich heute etwas empfindlich bin.

Das Beste an diesem Essen...

Das Tofu-Ei und der Zimtreis.

Möchtest du noch etwas sagen?

#cleaneating after #40daysofeating? Neeee, lieber Schnaps und Burger!

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Sophia, erzähl uns von deinem Tag.

Drei Stunden Schlaf sind absolut ausreichend! Ich bin auch fast gar nicht verkatert! Nein, alles ist super! Ich mach heute einen auf Schnecke und bewege mich in Zeitlupe ganz, ganz vorsichtig durch meine Wohnung. Nachdem ich einigermaßen bei Sinnen bin, fange ich an, Maria mit Nachrichten zu bombardieren, um sie aus ihrem Party-Koma zu wecken. Sie antwortet nicht, also rufe ich an. Nach dem 30. Klingeln geht sie ran. Ich so: "Maria, aufstehen!" Sie so: "boooawäääähmäääh uh." Ich schimpfe etwas mit ihr und fühle mich sehr überlegen. Mit einer Arroganz, wie sie einem nur Restalkohol beschert, trete ich auf die Straße und muss fast brechen. Die frische Luft erwischt mich eiskalt, überall liegt Dreck und Kacke. Das ist echt uncool! Die heutige Location liegt zwar nur knapp 100 Meter von meiner Wohnung entfernt, trotzdem brauche ich ewig und komme viel zu spät. Ich schäme mich etwas für meinen Zustand. Als ich Tabea erblicke, die unsere heutige Fotografin ist, lässt dies aber augenblicklich nach. Sie sitzt nämlich bereits auf unserem Platz, wiegt sich leicht im Schein der Sonne und wimmert leise.

Wo habt ihr heute gegessen?

Heute gibt es Brunch im Pêle-Mêle in Neukölln.

Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?

Wie ich sicherlich schon das ein oder andere mal erwähnt habe, stehe ich total auf Buffet. Also, liebe Menschen, wenn ihr mir eine Freude machen wollt: Vergesst das fancy Restaurant, ick will Buffet. Seit einem Monat gibt es jetzt JEDEN (ich wiederhole: JEDEN) Sonntag ein veganes Brunch-Buffet im Pêle Mêle. Ich darf also wieder schaufeln, was ganz ausgezeichnet ist. Like a Boss probiere ich von allem etwas: Pasten, Reis mit Scheiß, Rührtofu, Tofu mit Tofu und noch noch mehr Tofu. Offensichtlich sind die Damen vom Pêle Mêle Tofu-Fans. Ich auch, deswegen passt es super! Besonders, da es hier auch meinen absoluten Lieblingstofu gibt. Ja liebe Leute, ich habe einen Lieblingstofu. Auch den Reis möchte ich hier nicht unerwähnt lassen, da er sich nicht nur als ausgesprochen schmackhaft herausstellt, sondern auch mein Katerchen vertreibt. Noch einen Kaffee und zwei Säfte aus der Raw Juice Bar und ich bin fit wie ein Flummi.

Wie ist der Service dort?

Ich schreibe jetzt mal was ganz Neues: Sehr nett. Auch auf Entgleisungen unsererseits (ablegen, lesen, Weinen in der Öffentlichkeit) wird charmant und mit viel Verständnis reagiert. Die Damen an der Saft- und Tofutheke sind vor allem eines: entspannt. Herrlich unaufgeregt füllen sie immer wieder das Buffet auf und schnattern mit den Gästen. Ich fühle mich hier jedenfalls sehr gut aufgehoben und bleibe nicht nur, weil ich befürchte, vor Schwäche auf die Fresse zu fallen etwas länger hier.

Was gefällt dir an dem Laden besonders, was nicht?

Ich muss ja seit Kurzem immer Tatort gucken. Und auch wenn ich diese übermoralische Peinlichkeit von Fernsehsendung zutiefst verabscheue, gibt es doch sehr viele Leute, die auf den Tatort stehen. Wenn man sich beim Tatort gucken gerne mit veganen Menschen umgibt, dann kann man ins Pêle Mêle gehen. Denn hier gibt es jede Woche den Tatort-Sonntag. Außerdem finde ich die Idee, ein Café mit einem separaten Co-Working-Space zu verbinden, immer wieder gut. Wir erfahren, dass dieses Angebot auch sehr gerne wahrgenommen wird. Auf der Tafel prangt das Versprechen: 100% vegan, bio, fair. Was ich aus offensichtlichen Gründe nur gutheißen und unterstützen kann. Ach ja, und die Saftbar! Saftbar! Wenn ich könnte, würde ich den ganzen Tag hier auf der Fensterbank sitzen und mir einen Saft nach dem anderen reinschütten. Säfte sind der Hammer - wie poetisch wir heute wieder sind. Ich finde allerdings, dass sich vegane Cafés - was die Inneneinrichtung angeht - ruhig etwas mehr trauen könnten. Irgendwie sieht es überall gleich aus. Nicht schlecht, aber eben gleich. Schade.

Wie würdest du die Menschen in dem Restaurant beschreiben?

Krass voll hier! Freunde, Pärchen und Bekannte. Alle sehr entspannt und manch ein Gesicht wirkt noch etwas verquollen. Viele Jungs.

Mit wem würdest du definitiv nicht hierher kommen?

Mit dem Schnitzelkönig.

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Worüber habt ihr gesprochen?

Über Säfte. Da wir ein paar von den kleinen Kunstwerken in uns hineinschütten, um wieder fit zu werden, liegt das Thema nahe. Außerdem berichtet die schöne Tabea von ihrem Vitamax. Damit kann man nämlich alles machen! Smoothies, Soßen und sogar Nussmilch. Ich bin brutalst neidisch und wir verabreden uns zum Vitamixen. So spaßig es ist, Sachen durch den Mixer zu jagen, so gruselig sind doch manche Menschen, die sich voll und ganz der Saftdiät verschrieben haben. Wir stopfen gebratenen Reis in uns rein und fangen an zu lästern.

Was hast du Neues über Maria gelernt?

Maria ist doch nicht so erwachsen wie sie immer tut. Manchmal ist sie wie ein kleines Kind. Als sie auf der Fensterbank in sich zusammensackt und die embryonale Haltung einnimmt, muss ich ein Machtwort sprechen. Maria, steh auf! Das ist hier immer noch Arbeit!

Das Beste an diesem Essen...

Die Säfte, der Tofu, der Reis, die lieben Damen vom Pêle Mêle. OK, ich sag es schon wieder: Alles! Das ist wirklich der perfekte Sonntags-Spot. I like a lot.

Möchtest du noch etwas sagen?

Nein. Aua.

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Gestern waren Maria und Sophia im DDR Restaurant Domklause. Alle Folgen 40 DAYS OF EATING gibt es hier.

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Location: Pêlê Mêlê, Innstraße 26, 12043 Berlin

Fotos Tabea Mathern

Text: Maria und Sophia Giesecke

Titelfoto: Franziska Taffelt

Artwork: Frau Grau

Produktion: Mit Vergnügen

(Ja, "40 Days of Eating" ist eine Adaption von "40 Days of Dating".)

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