40 DAYS OF EATING 2015 #22 – Jacob's Bar & Restaurant
Ein israelisches Diner? Ja, das gibt wirklich und dazu noch richtig gut. Im Jacob's Bar & Restaurant steht neben Frühstück und Burger auch jede Menge Humus auf der Speisekarte – und da legen sich die Zwillinge heute so richtig rein.
1. Maria, erzähl von deinem Tag.
Ich bin im Büro und starre durch den Bildschirm hinein in meine Traumwelt. Angeblich leben wir ja in einem Sonnensystem. Sonne, Ursprung allen Lebens. Nur leider hat die Pisskuh es sich offensichtlich zur Aufgabe gemacht, eben dieses Leben in Berlin komplett auszurotten und sich einfach mal eben für ein paar Monate verpieselt. Ewig nicht gesehen, das Stück. Abmahnung! Ich drehe mich auf meinem Bürostuhl um mich selbst und versuche in einen meditativen Zustand zu gelangen. Klappt nicht. Zum Glück haben wir derzeit ja sowieso nur drei Stunden so etwas Ähnliches wie Tageslicht, also beschließe ich augenblicklich, jetzt auf Nachtaktivität umzuschalten und damit prima über die Runden zu kommen. Check! Heutiger Ober-Luxus: Fotograf Christoph holt mich ab. Mit dem Auto. Von der Arbeit.
2. Wo habt ihr heute gegessen?
Israelische Küche in West-Berlin: Jacob’s Bar & Restaurant.
3. Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?
Heute gibt es keinen Alkohol für mich! Ich bin so was von am Streiken. Aber so einfach komme ich wohl nicht davon. Barchef Bekir versucht, mich zum Alkoholkonsum zu überreden, aber ich entscheide mich für Tee und fühle mich wahnsinnig willensstark und ziemlich lässig. Bis der Abschiedsschnaps unsere Kehlen runterläuft. Das wesentliche Auszeichnungsmerkmal des Ladens ist bereits im Namen enthalten: Hier gibt es sowohl einen Barbetrieb als auch eine kleine feine Speisekarte, unterteilt in Frühstück, Vorspeisen und Burger. Burger hatten wir zwar schon genug, probiert wird aber trotzdem. Aber eigentlich konzentrieren wir uns heute auf die Vorspeisen und hier wird ordentlich Humus aufgetischt. Dazu gibt es Humus. Und Gemüse. Ein Traum!
4. Wie ist der Service dort?
Vor langer Zeit, als ich noch klein war, haben Bekir und ich mal zusammen die Bar im King Size unsicher gemacht und Mitte abgefüllt. Das Wiedersehen ist entsprechend herzlich. Wir verfallen fast in alte Abfüll-Muster, aber meine Willenskraft ist heute unzerstörbar.
5. Was gefällt dir an dem Laden besonders, was nicht?
Hier wird direkt an der Bar gekocht und gegrillt – es gibt also keine extra Küche. Trotzdem riecht es hier nicht nach Burgerbude; man kann die Bar auch ohne "Bratfettschatten" wieder verlassen und Westberlin unsicher machen. Hier gibt es unkompliziertes, schnelles Essen in Spitzenqualität in einem coolen Umfeld und supergemütlicher und schöner Einrichtung. Top!
6. Wie würdest du die Menschen in dem Lade beschreiben?
Ein Querschnitt der Gesellschaft. Neben uns speist ein Grüppchen Finnen im Anzug, am Fenster sitzt ein Pärchen um die 20. Hier ist jeder willkommen und das merkt man auch.
7. Mit wem würdest du definitiv nicht hierherkommen und warum?
Hier ist es nicht etepetete, sondern quick 'n easy. Wenn ihr mal am Ku'Damm bummeln seid (mit Muddern oder Omi oder so) dann hin da und der Verwandtschaft mal einen schwarzen Burger servieren lassen.
8. Worüber habt ihr gesprochen?
Ich sage heute nicht viel, sondern hänge irgendwo zwischen Delirium und totaler Erschöpfung. Sophia sieht zwar auch echt mitgenommen aus, jedoch scheint Humus eine anregende Wirkung auf sie zu haben. Sie fachsimpelt über die verschiedenen Konsistenzen und Geschmacksvariationen von Humus in der Welt, matscht ihre Gabel rein, guckt, testet, riecht, probiert und fällt ein Urteil: GEIL.
9. Was hast du Neues über deine Schwester gelernt?
Sophia hat ein sehr inniges Verhältnis zu Humus, welches ich total nachvollziehen kann. Sie wälzt sich in dem Zeug wie der nasenlose Hund in einem toten Eichhörnchen.
10. Das Beste an diesem Essen...
Humus.
11. Möchtest du noch etwas sagen?
Humus?!
1. Sophia, erzähl von deinem Tag.
Zack, bumm, kalt! Plötzlich ist er doch da, der Winter. Also meinetwegen hätte ich auch darauf verzichten können. Heute hocke ich wieder im Büro, also muss ich das an dieser Stelle nicht weiter ausführen. Aber auf dem Weg zum Restaurant denke ich über die Frage nach, die wir immer wieder gestellt bekommen: Sehen wir uns Kritiken von dem Restaurant an, das wir besuchen? Die Antwort ist einfach: Nö! So eine eigene Meinung ist ja ein sehr zartes Pflänzchen und leicht beeinflussbar. Nur weil jemand anderes etwas doof fand, heißt das ja nicht, dass auch ich das doof finde. Also hat Google Pause und wir versuchen, so unvoreingenommen wie möglich an den Abend heran zu gehen.
2. Wo habt ihr heute gegessen?
Schalom West-Berlin! Heute geht es in ein jüdisches Diner in der Nürnberger Straße – zur Jacob’s Bar &Restaurant.
3. Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?
Wir haben so richtig Kohldampf, also bestellen wir erst einmal eine bunte Variation an Vorspeisen. Da Humus ja zu allem passt, besonders aber zu Humus, gibt es neben Humus auch noch Sabich (Humus, gegrillte Aubergine, rote Paprika, gekochtes Ei, Tahini und Petersilie, serviert mit Pitabrot). Außerdem gibt’s noch gegrillten Blumenkohl. Alle Vorspeisen sind BRUTAL lecker und halten es keine fünf Minuten auf unserem Tisch aus. Die Spezialität des Hauses sind allerdings die schwarzen Burger! Jap, schwarze Burger. Die Buns werden hier mit Tintenfisch-Tinte schwarz eingefärbt. Das macht geschmacklich keinen Unterschied, sieht aber so richtig cool aus. Mein Chicken-Burger ist auch mit dieser Spielerei versehen. Dazu werden Süßkartoffelchips gereicht. Na, wer erkennt hier einen Trend?
4. Wie ist der Service dort?
Bar-Büffel Bekir kennen wir bereits seit vielen Jahren. Damals, als wir uns vor unserem Studium hinter Berlins Bars versteckt haben. Also fällt es uns etwas schwer, hier ein neutrales Urteil bilden zu können. An den anderen Tischen ist der Service, soweit ich das erkennen kann, aber sehr freundlich und professionell. Wir verstehen uns mit allen super und zum Zeichen unserer gegenseitigen Hochachtung verarschen wir die Frisur des jeweils anderen.
5. Was gefällt dir an dem Laden besonders, was nicht?
Meiner Meinung nach ist das hier ein typisches Diner. Es gibt Frühstück, es gibt gute Drinks und es gibt Burger. Ich finde ja, Berlin fehlt es an Diners. Und genau das ist der Grund, wieso ich die Jacob’s Bar so mag.
6. Wie würdest du die Menschen in dem Laden beschreiben?
Vom Touristen bis zum Geschäftsmann tummelt sich hier so ziemlich alles, was so über den Kurfürstendamm schlendert und gerne bereit ist, 10 Euro für einen Burger zu investieren. Die Gäste sind angenehm und nett und alle bleiben lange an ihren Tischen sitzen.
7. Mit wem würdest du definitiv nicht hierher kommen und warum?
Mit Menschen, die keinen Humus mögen. Das ultrageile Zeug gibt's hier nämlich überall. Allerdings sollte man hier auch unbedingt mit Vegetariern hingehen, da es 1. wirklich ganz ausgezeichneten Humus gibt und 2. der Veggie-Burger echt lecker ist und unbedingt von jedem Veggi-Burger-Lieberhaber auf dieser Welt probiert werden sollte.
8. Worüber habt ihr gesprochen?
Darüber, dass ich mein Kind wohl mal Humus nennen werde, es wird jeden Tag nur Humus essen und all seine Spielsachen werden aus Humus gefertigt sein. Zur Einschulung gibt es – richtig – eine Schultüte voller Humus.
9. Was hast du Neues über deine Schwester gelernt?
Krass, die sieht ja aus wie ich!
10. Das Beste an diesem Essen...
Humus!
11. Möchtest du noch etwas sagen?
"Humus, kommst du bitte rein, das Essen ist fertig! Es gibt Humus!"
"Oh, klasse!"
Update: Wie uns Leser berichten, wird in Jacob's Bar & Restaurant leider kein Essen mehr serviert.
Beim letzten Mal waren die Zwillinge im Heat & Beat essen. Alle Folgen 40 DAYS OF EATING gibt es hier.
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Location: Jacob's Bar & Restaurant, Nürnberger Straße 15, 10789 Berlin
Fotos: Christoph Wehrer
Text: Maria und Sophia Giesecke
Mit freundlicher Unterstützung von Fissler
