40 DAYS OF EATING #20 – District Mot

© Mit Vergnügen

Bergfest! Halbzeit! Himmelhilf! Zu diesem Anlass gibt es etwas für mutige Herzen auf den Teller: nämlich Raupen und Hühnerfüße. Außerdem lernen die Zwillinge, was YOLO auf Vietnamesisch heißt.


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Maria, erzähl uns von deinem Tag.

Nicht zu fassen: Schon die Hälfte rum. Jubelschreie. Ich kann mich echt nicht beschweren. Wir wurden überall mit großer Herzlichkeit aufgenommen und haben tolle Menschen kennen gelernt. Ich jubiliere schon den ganzen Tag ein bisschen.

Wo habt ihr heute gegessen?

Heute weht ein Hauch von Urlaub durch den Gastraum. Zur Feier des Tages gibt es was ganz ausgeflipptes: Saigon Street Food. Hier kommen Dinge auf den Teller, die mir normaerweise nicht in die Tüte kommen, aber die passionierte Foodbloggerin kennt da nix, da muss man durch. Man kann ja nicht wissen, wie es schmeckt, wenn man es noch nie probiert hat. Angst ist fehl am Platz, heute bin ich zu allem bereit. Bei District Mot in Mitte.

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Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?

Sag wir mal so: Ich hatte nicht wirklich die Wahl. Da sich Sophia kurz vor Projektbeginn feige in den Vegetarismus geflüchtet hat, ziehe ich regelmäßig die Arschkarte oder in diesem Fall: die Raupen und die Hühnerfüße. Als Vorspeise gibt es lecker vietnamesischen "spicy" Crepe und eben Hühnerfüßchen und Seidenrauben. Ich hab total Bock das Zeug zu probieren, traue mich aber nicht so richtig. Phoung, dem nicht nur das District Mot sondern auch das Si An und Chen Che gehören, gesellt sich zu uns und futtert mir beispielhaft einen Hühnerfuß vor, damit ich es nachmachen kann. Und was soll ich sagen: Er schmeckt doch tatäschlich wie Hühnchen. Vor der Raupe habe ich etwas Schiss. Der Geschmack wird mir als nussig beschrieben. Ich probiere also: Schmeckt nach Raupe. Fotograf Max traut sich erst nicht, kann es aber wohl nicht auf sich sitzen lassen, dass ich größere Eier habe als er, und isst am Ende dann auch alles. High-Hühnerfuß-Four, Max! Es folgt ein Hot Pot, also eine gigantische Wanne voll leckerer brodelnder Brühe. Dazu kommt ein riesiger Teller mit frischem rohen Fleisch, Fisch, Gambas, Calamari und ein wenig Gemüse, begleitet von zwei Dips. Nachdem die Brühe ordentlich am Kochen ist, werfen die Fleischfutterer unter uns das Zeug ins brodelnde Brühebad und warten ein wenig. Mit einem Kescher wird alles wieder herausgesammelt. Wir mümmeln zufrieden und die Brühe kocht langsam ein, das Essen wird also von Minute zu Minute leckerer.

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Wie ist der Service?

Wir sind mit Max unterwegs, der ungefähr 700 Jahre jünger ist als wir. Hat zur Folge, dass mich der Kellner erst einmal siezt. Das muss ich ihm schleunigst abgewöhnen. Der Service sonst: super fix, nett ohne viel blabla. Und Phoung sowieso, aber man kennt sich ja schon.

Was gefällt dir an dem Laden besonders, was nicht?

Auf Grund meines ausgeprägten ADHS bin ich für viel Abwechslung beim Gucken sehr dankbar: Ein Streetfood-Wagen begrüßt den Besucher direkt am Eingang, überall hängt Zeug von der Decke, es gibt große Gläser mit eingemachtem Gedöns, die ich alle öffne und dran schnuppere. Auf dem Klo gibt es Bier. Toll hier. Die Speisen wurden schärfetechnisch leider etwas an den deutschen Gaumen angeglichen, also muss scharfe Soße her.

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Wie würdest du die Menschen im Restaurant beschreiben?

Der Hot Pot mit den verschiedenen Startern wird in Vietnam vornehmlich zum Saufen getrunken, ist also ein durchaus geselliges Essen. Hier haben das fast alle verstanden. Es wechseln sich Kleingruppen mit Pärchen ab, die sich verliebt kochend heiße Fleischklumpen in die Münder schieben. Süß. Oh, hallo Raupi.

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Mit wem würdest du definitiv nicht hierher kommen?

Ob zukünftige Geschäfts- oder Lebenspartner, geselliger und aufregender geht es kaum. Hier kann man ordentlich Eindruck schinden mit Mut und eigenen Kochkünsten (Wir erinnern uns: ist ja eigentlich nicht so meine Stärke). Zum Vorglühen (im wahrsten Sinne des Wortes) vor einer Party auch sehr empfehlenswert. Ich glaube, ich sehe da auch eine Bierbong.

Worüber habt ihr gesprochen?

Raupen. Es gibt ja Leute, die mögen keine Spinnen. Und ich finde Spinnen ganz okay, aber mit Raupen kann ich eben nicht so viel anfangen. Ich mag sie nicht. Nach einigen innderes Diskussionen habe ich mich darum dafür entschieden, sie aufzuessen, damit die Dinger endlich weg sind. Adieu, Raupi.

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Was hast du Neues über Sophia gelernt?

Sophia mag's jung und knackig. In allen Belangen.

Das Beste an diesem Essen...

Ob Bier, Brühe, Fuß, Soßen, Cocktails, eingelegte Pflaumen oder Fleisch: Hier ist nicht nur alles sehr frisch sondern schmeckt richtig gut. Augen, Magen und Hände haben ordentlich zu tun, das gefällt mir.

Möchtest du noch etwas sagen?

Ich würde wieder 'ne Raupe essen. Auch Grashüpfer. Null problemo. Außerdem wollte ich mich noch einmal bei all den tollen Gastgebern der letzten 20 Tage bedanken. Ihr wart wirklich Zucker und wir danken euch sehr, dass ihr uns diese Erfahrung ermöglicht. Love, Peace & Raupiness.


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Sophia, erzähl uns von deinem Tag.

20 Tage essen. 20 Tage, die ich nicht missen möchte. 20 Tage lang habe ich Maria jeden Tag gesehen und gemeinsam mit ihr gefuttert. Manchmal haben wir uns gekabbelt, manchmal haben wir uns geliebt. Das Fazit zur Halbzeit: Es war toll, spannend, unterhaltsam, überraschend und unerwartet abwechslungsreich. Gut gelaunt hübsche ich mich für das heutige Date mit Maria auf (man muss der Frau ja was bieten). Und dann, ZACK Karma. Ich reagiere allergisch auf meine Augencreme und führe deswegen heute zwei hübsche Tränensäcke spazieren. Natürlich werde ich den ganzen Abend von Maria und Fotograf Max verhohnepiepelt. Die beiden geben mir Namen: Goddiebag, Täschen und Gesichtsluftkissen.

Wo habt ihr heute gegessen?

Im District Mot in Mitte, das ich bisher nur vom guten und günstigen Lunch kannte.

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Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?

Ich muss keine Raupen essen! KEINE RAUPEN! JUHU! Im District Mot gibt es vietnamesisches Streetfood, aber bekannt ist der Laden wohl für die außergewöhnlichen Speisen wie Hühnerfüße und Raupen. Muss ich nicht essen. Sagte ich schon. Ich freue mich aber so sehr darüber, dass ich es gerne noch einmal wiederhole: Ich muss keine Raupen essen. Wir bekommen eine Auswahl verschiedener Vorspeisen. Maria isst todesmutig Raupen (ich nicht) und Hühnerfüße (ich nicht). Ich muss würgen. Als Hauptspeise gibt es für mich Sommerrollen zum Selbermachen. Das grenzt ja fast an Erlebnisgastronomie. Ich nehme ein Salatblatt, packe Reisnudeln, Kräuter und frittiertes Gemüse hinein, versuche eine einigermaßen ansehnliche Rolle zu rollen und stopfe mir dann das klägliche Ergebnis meiner Bemühungen in den Mund. Eher ein Sommerhaufen als eine Sommerrolle. Schmeckt aber gut. Das alles spühle ich mit einem Strawberry Mojito runter, den ich nur empfehlen kann. Mir wird erklärt, dass ich das kleine Kunstwerk ordentlich durchrühren muss, da salziges Pflaumenpulver oben drauf gestreut wurde. Ich mag ja so ausgeflipptes Zeug (solange es keine Raupen sind). Und natürlich dürfen der vietnamesische Espresso mit süßer Kondensmilch sowie eine Auswahl an Desserts (Matcha Cheesekake!!!! WOAH!!!) nicht fehlen. Als Absacker gibt es hausgemachten Schnaps mit Pflaumen, Anis und Zimt. Ohne Raupen.

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Wie ist der Service?

Der Service war nett, schnell und professionell. Wir werden vom Inhaber begrüßt und er gesellt sich zu uns, um ein bisschen mit uns zu plaudern. Maria kennt ihn schon, war ja klar, die kennt ja echt JEDEN. Ich bin etwas schüchtern, aber der Mojito klopft mir wie ein alter Freund auf die Schulter. Maria turnt derweil durch das Restaurant und die Menschen nehmen das sehr gelassen hin und bleiben ruhig. Sehr professionell, sage ich. Und sehr nett obendrein.

Was gefällt dir an dem Laden besonders, was nicht?

Draußen ist es brutal kalt, weswegen alle mit 'ner schönen Rotznase das Restaurant betreten. Für diesen Fall stehen auf jedem Tisch Klopapierrollen bereit. Die Deko wirkt so, als hätte man einmal das komplette Sortiment den Dong Xuan Centers im District Mot verwurstet. Überall gibt es was zu gucken und man fühlt sich beinahe wirklich wie auf einer kleinen Marktstraße in Saigon. Mal kurz Google fragen, wie es da aussieht... Jap, sieht da so aus. Sogar die Klos sind vollgestopft mit Asia-Ramsch. Mir gefällt das Themenrestaurant sehr gut und ich mag die kleinen Plastikhocker oder das Servietten-Klopapier, die Streetfood-Wägen und das Fahrrad draußen vor dem Restaurant. Ist halt alles ein bisschen sehr klischeehaft, aber irgendwie auch süß. Wir lernen auch, was YOLO auf Vietnamesisch heißt: Khong say khong ve.

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Wie würdest du die Menschen in dem Restaurant beschreiben?

Typisch Mitte: Bisschen hip, jung und erfolgreich. Offenbar kommen hier außerdem viele Pärchen her, an den Nachbartischen sieht es verdächtig nach Date Night aus. Ich kuschel noch kurz mit den Raupen, bevor Maria sie aufisst.

Mit wem würdest du definitiv nicht hierher kommen?

Mit mäkeligen Essern oder empfindlichen Menschen, denn hier riecht es etwas streng und die Leute an den Nebentischen könnten unter Umständen gerade an einem Hühnerfuß nuckeln. Das verträgt ja nicht jeder.

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Worüber habt ihr gesprochen?

Maria ist der festen Überzeugung, dass sie nun entgiften muss. Sie berichtet, dass es so etwas wie Auswring-Yoga gibt. Was genau das ist, das weiß sie aber nicht, in meinem Kopf kämpfen Raupen mit Marias Gedärmen. Dann doch lieber das gute alte Konterbier. Wir diskutieren über Hühnerfüße, die kleinen Kriechtiere und darüber, ob man wirklich immer alles essen muss, was auf den Tisch kommt.

Was hast du Neues über Maria gelernt?

Maria isst, was auf den Tisch kommt.

Das Beste an diesem Essen...

Auch wenn ich es aufgrund der Fleischbrühe nicht essen wollte: Der Hot Pot ist defivitiv ein Erlebnis und sieht zumindest sehr spaßig aus. Für Pärchen und Gruppen ein perfektes Dinnererlebnis. Ich persönlich freue mich über Essen zum selber basteln, das ist so etwas wie die lustige Fress-Hobbythek.

Möchtest du noch etwas sagen?

Khong say khong ve! (= Sind wir nicht besoffen, gehen wir nicht nach Hause.)


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Gestern waren die beiden bei Osmans Töchtern. Alle Folgen 40 DAYS OF EATING gibt es hier.
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Location: District Mot, Rosenthalerstraße 62, 10119 Berlin

Fotos: Max Seedorf

Text: Maria und Sophia Giesecke

Anfragen: [email protected]

Titelfoto: Franziska Taffelt

Logo & Artwork: Frau Grau

Produktion: Mit Vergnügen

(Ja, "40 Days of Eating" ist eine Adaption von "40 Days of Dating".)

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