40 DAYS OF EATING 2015 #17 – Probier Mahl

Das "Probier Mahl" in Moabit heißt nicht umsonst so. Hier sollte man wirklich alle Mahle mal probieren. So wie die Zwillinge, die nach dem Essen glücklich und vollgefuttert auf der Couch lagen.

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1. Maria, erzähl von deinem Tag.

Katzenweckmodus heute: beißen. Um mir wirklich wirklich wirklich klar zu machen, wie akut der Hunger des, meiner Meinung nach wohlgenährten, seiner Meinung nach halb verhungerten, Viehs ist, werde ich konsequent aus dem Schlaf gebissen. Finger, Nase, Augenlid – alles ist einmal dran. Ich werfe Kissen, aber das Miststück ist verdammt flink. Als das Fellknäuel mir meinen Zopfgummi aus dem Haar zerrt, erbarme ich mich endlich und puste dem Fratz erst ins Gesicht – entsetztes Mauzen – und schlurfe dann in die Küche. Katze bekommt Futter, jetzt ist Mutti dran: Ich schmiere mir ein Leberwurstbrot, Katze interessiert sich nicht mehr für den eigenen Napf, sondern schlawenzelt mir um die Füße und wirft mir liebevolle Blicke zu. Keine Reaktion: Katze springt auf den Teller, ich fauche, sie faucht, will sie fangen, sie entwischt mir wie ein Fisch. Brot fällt bei dem Gerangel auf den Boden, natürlich mit der Leberwurstseite nach unten. Als ich es aufhebe, kleben einige Krümel Katzenstreu daran. Mmhh, Neuköllner Krokant – das Brot landet im Napf, Katze freut sich, ich mache mir einen Smoothie.

2. Wo habt ihr heute gegessen?

Es geht Richtung Flughafen (URLAUB?). Moabit ist Beste! Heute geht's ins Probier Mahl.
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3. Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?

Hallo, das ist mein neuer Freund und er heißt Grog! Ich süffele mir eine angenehme Hitze mit einem eierpunschartigen Getränk an und bekomme sofort gute Laune. Beim Essen gilt heute die Devise: Viel hilft viel! Und hier gibt es vor allem viel Abwechslung. Idee des Probier Mahl: Viele tolle Gerichte in kleinen Portionen (deutsche Tapas?). Wieso nur eine Vorspeise bestellen, wenn man alle haben kann?! Wir bekommen tatsächlich alle Tapas, die es auf der Karte zu finden gibt, weil wir uns einfach nicht entscheiden können. Kaum sind die winzigen Kunstwerke auf den Tisch gepuzzelt, flitzen auch schon unsere Gabeln kreuz und quer durch die Leckereien und entlocken uns Laute der Wonne. Und was gab es nun?
Geräucherte Entenbrust auf Rotkrautsalat (schmeckt nach Weihnachten), gebratener Balsamico-Kräuterseitling mit Honiglinsen (lecker), gebratene Garnele auf sizilianischer Tomatensoße (schön scharf), Spinatsalat mit Himbeervinaigrette und karamellisierten Walnüssen (so gut!), Parmaschinken-Mousse mit Grissini (so gut, dass es nachbestellt wird), Pilz-Risotto mit frischen Kräutern (Sophia ist Fan), Blutwurst-Lolli im Pancettamantel auf Apfelkompott (hahahahaha, aber lecker), Quiche Lorraine mit Kräuterschmand (okay), gebratener Wachtelbrustspieß mit Rote-Zwiebel-Apfelmarmelade (unbedingt bestellen!), gebratener Ziegenkäse auf Mangochutney (noch mal in groß nachbestellt). Wir sind – zugegebenermaßen – ernsthaft überrascht von der Schmackhaftigkeit der Gerichte und putzen alles innerhalb weniger Minuten weg. Das ist ja so gut hier!

4. Wie ist der Service dort?

Angenehm. Jugendliche, blonde Zopffrisur trifft auf klassisches Restaurant. Es gibt neben kleinen Speisen auch kleine Witze serviert. Das finden wir urst gut.
ProbierMahl, 40 Days of Eating, Christoph Wehrer

5. Was gefällt dir an dem Laden besonders, was nicht?

Der Laden ist total verwinkelt und brechend voll!. Habe mich direkt erst mal verlaufen und bin in einem Art Séparée gelandet, das ebenfalls total voll ist. Die Kronleuchter schaffen eine angenehme Atmosphäre. Offensichtlich war hier jemand mit Lampenfimmel am Werk. Hier ist es richtig schön gemütlich, man kann an der Bar und deren Polstermöbel gut abgammeln oder eben fein an den dafür vorgesehenen, elegant eingedeckten Tischen essen. Wir kuscheln uns in ein gemütlichen Sofa und sind im Futtermodus. Der recht kleine Tisch biegt sich, aber wir werden erfinderisch und stellen einfach die Hälfte auf den Boden.

6. Wie würdest du die Menschen in dem Laden beschreiben?

Was letzte Staffel Friedrichshain war, ist diese Staffel Moabit. Da Moabit, meiner Meinung nach, nicht im Kommen ist, müssen wir da hin. In dem Laden tummeln sich ein paar ältere Semester, viele Paare und einige Freunde mittleren Alters, die sich mal 'nen Gemütlichen machen und es sich vor allem gutgehen lassen.

7. Mit wem würdest du definitiv nicht hierherkommen und warum?

Mit Menschen ohne Auto. Ganz ehrlich: Dit is schon 'n bisschen weit draußen. Als man kommt zwar mit dem Bus hin, muss dann aber noch ein gutes Stück laufen. Wir heute nicht (DANKE Knie und Christoph!).
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8. Worüber habt ihr gesprochen?

Über Arbeitsvermeidung, Autos, große Autos, kleine Autos. Teppiche – Knie, die Frau unseres Fotografen Christoph (ja, die heißt "Knie") klöppelt gerade einen –, über Hunde, Katzen, ganz viel über das Essen und dann wurde Christoph haaaaart um die Zwillingsfingerchen gewickelt, mit großen Glotzaugen angestarrt, bezirzt und geherzt. Der Typ ist fast immun dagegen, weil glücklich verheiratet, aber wir haben es geschafft – er fährt uns nach Hause!

9. Was hast du Neues über deine Schwester gelernt?

Sophia mag Blutwurst?! Echt?!

10. Das Beste an diesem Essen...

Dass die Portionen so klein sind und man alles probieren kann. Wirklich. Es gab NICHTS zu beanstanden. Öde, ich weiß, aber lecker.

11. Möchtest du noch etwas sagen?

Blutwurstlolly... hahaha.

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1. Sophia, erzähl von deinem Tag.

Angeblich kann man Schlaf ja nicht nachholen, aber ich gebe trotzdem mein bestes: Ich schlafe den ganzen Tag. Einfach mal pennen, an nichts denken müssen und weit und breit kein Wecker, der klingelt. Diesen Luxus habe ich mir schon lange nicht mehr gegönnt und auch wenn immer alle sagen, dass es Luxus ist, jeden Tag Essen zu gehen – Entspannung und dieses "mal nichts machen müssen" ist ein viel größerer Luxus! Ich stehe erst gegen 16 Uhr auf und auch wenn ich weiß, dass das jetzt viel zu viel Rumgeschlaumel war, verspüre ich kein schlechtes Gewissen. Heute ist Samstag und der Samstag gehört mir! Ich fahre zu Maria, weil wir noch Texte schreiben wollen, aber dann schnattern wir lieber die ganze Zeit und machen Quatsch. Zumindest bis 19 Uhr. Dann muss ich mit Maria nach JWD (janz weit draußen). Als wir auf einer zugigen Autobahnbrücke irgendwo im Nirgendwo auf den Bus warten, kommen Zweifel auf, ob wir das jetzt echt durchziehen wollen. Der stundenlange (leichte Übertreibung) Weg durch die Pampa ist auch nicht gerade hilfreich für die gute Laune. Und plötzlich wird alles voll gut.

2. Wo habt ihr heute gegessen?

Heute geht's wirklich sehr weit raus ins Probier Mahl (Tipp: Mit dem Auto supergut und schnell zu erreichen und gar nicht so JWD!)
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3. Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?

Huch, mein Drink brennt. Wie das aufwändige Mixgetränk genau heißt, weiß ich nicht, allerdings heizt es uns ganz schön ein! Nach der Vorspeisenorgie ist allerdings noch nicht Schluss, ganz im Gegenteil, wir haben uns gerade mal warmgegessen. Nicht umsonst wurde heute die Gummizughose aus dem Schrank gekramt! Weil es so schön war, bestellen wir den Ziegenkäse noch mal in groß. Warmer Ziegenkäse geht ja immer. Dann gibt es noch Coq au vin mit Tagliatelle, geschwenkt in Rahm und geschmolzenen Cherrytomaten (mein Liebling. So unfassbar gut! Ich kann nicht ohne Nudeln. Low Carb is nicht!), einen perfekten Bacon-Cheeseburger (perfekter Burger. Und diese Fritten! Aaaaaah!), Kabeljaufilet auf Blattspinat in Rieslingsoße serviert mit Chorizo-Knödel (ganz gut) und Rinderhüftsteak auf Perlzwiebeljus mit tournierten Kartoffeln (okay). Wer hätte gedacht, dass es in einer Tapas-Bar so einen Burger gibt? Am Ende der zweiten Runde liegen wir wie vollgefressene Käfer auf dem Rücken und halten uns die Bäuche. Was für ein Irrsinn! Und was für eine Überraschung! Manchmal ist es eben doch gut, wenn man absolut gar nichts erwartet.

4. Wie ist der Service dort?

Zum Anfang sind die lieben Leute vom "Probier Mahl" ein bisschen aufgeregt, wir auch. Aber der Service hier ist wirklich super, nett, lieb und lustig und neben dem guten Essen könnte auch das ein Grund dafür sein, wieso hier ausnahmslos jeder Tisch besetzt ist. Guter Service ist eben King!
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5. Was gefällt dir an dem Restaurant besonders, was nicht?

Neben dem eher schlicht-rustikalen Restaurantbereich mit Holztischen gibt es noch den eher aufgeplüschten Barbereich. Irgendwie ist uns heute nach gemütlich, also kuscheln wir uns auf die barocken Polstermöbel und mümmeln unser Essen. Ich bin ernsthaft Fan von der Tapete. Irgendwie schön kitschig und 3D. Das könnte allerdings auch am Feuertrunk liegen. Auch wenn ich in meinem Zuhause niemals eine solche Tapete dulden würde, so finde ich sie doch hier sehr passend. Auch toll: die gefühlten 50 Lampenschirme.

6. Wie würdest du die Menschen in dem Restaurant beschreiben?

Krass viele Leute hier! Das Publikum ist wie das Essen: bunt gemischt und vielseitig. Sehen so Moabiter aus? Jedenfalls finden sich hier Familien, aber auch Genießer mittleren Alters. Es wird auffallend viel geschnattert.

7. Mit wem würdest du definitiv nicht hierherkommen und warum?

Standardantwort, wenn wir Tapas essen gehen: Teilen muss sein! Also entweder genug bestellen, um Futterneid entgegenzuwirken, oder nicht hierherkommen. Allerdings ist das hier der perfekte Ort für ein Date: Die abenteuerliche Reise nach Moabit (hihi), die Gespräche darüber, was genau man jetzt alles probieren soll, und dann der Moment, an dem sich die Gabeln zufällig am Bluwurstlolli kreuzen. So sieht Romantik aus!
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8. Worüber habt ihr gesprochen?

"Was ist das da? Wonach schmeckt das? Hast du das schon probiert?" Natürlich reden wir viel über das Essen und quetschen uns gegenseitig aus, wie es denn so schmeckt. Vorlieben werden abgeglichen und wir stellen fest, dass wir alle superkompatibel sind. Wussten wir vorher schon! Fotograf Christoph bringt ja immer seine Frau mit. Die ist ungefähr so toll wie 'ne ganze Wagenladung voll Glitzer, also freuen wir uns natürlich sehr und es wird aufs Heftigste geschnattert. Wir reden über Arbeit, Krankheiten und Autos.

9. Was hast du Neues über deine Schwester gelernt?

Wenn Maria etwas will, dann bekommt sie das auch.

10. Das Beste an diesem Essen...

Der Blutwurstlolli. Komischer Name, schmeckt aber fantastisch!

11. Möchtest du noch etwas sagen?

"Christoph, hol schon mal den Wagen!"
"Aber der steht gleich hier um die Ecke."
"Ick loof heut nich mehr!"

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Beim letzten Mal waren die Zwillinge in der Long March Canteen essen. Alle Folgen 40 DAYS OF EATING gibt es hier.


Location: Probier Mahl, Dortmunder Straße 9, 10555 Berlin
FotosChristoph Wehrer
Text: Maria und Sophia Giesecke

Mit freundlicher Unterstützung von Fissler

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