Unsere 11 Kunsttipps für den Januar 2018

Am Jahresende beschleicht einen das Gefühl, es ende nicht nur der Kalender sondern die gesamte Existenz, das Universum. Alles muss noch erledigt, alle Freunde noch mal gesehen werden. Und dann ist plötzlich Januar – und überhaupt gar nichts hat sich verändert. Auch im Januar enden Dinge, einige gute Ausstellungen zum Beispiel. Aber das natürlich nur, damit Neues beginnen kann. In diesem Sinn: Happy New Year!

© König Galerie

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Isa Genzken in der König Galerie

Isa Genzken ist eine der Grand Dames der Kunstszene. Für die erste Soloausstellung in der König Galerie ließ sie sich vom russischen Künstler El Lissitzky inspirieren. Er bezeichnet Werke als Haltestellen: sie seien nur ein Zwischenstop, stellen nie schon das Ende dar. Von hier aus geht es immer noch weiter. So verhält es sich auch mit Isa Genzkens hier gezeigten Wand-und Betonarbeiten sowie Schauspielern. Ja, Schauspieler. Als solche bezeichnet die Künstlerin skulpturale Figurengruppen. Sie vermenschlicht damit etwas starres, so wie sie überhaupt durch ihr künstlerisches Schaffen Dinge des Alltags oft durch die humorvolle Verarbeitung „ent-abstrahiert“ und uns annähert.

© John Liebenberg

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Stolen Moments im Kunstraum Kreuzberg/ Bethanien

Zuletzt kam es zu einem Revival der afrikanischen Musik in Berlin. Wobei Revival vielleicht nicht ganz korrekt ist: die Vielfalt afrikanischer Musik wurde vielmehr neu entdeckt. Musik an sich erfüllt ja seit jeher eine bedeutende Rolle in der Verständigung. Die Musik der Townships wird beispielsweise in Namibia als Vermittler zwischen den Generationen erachtet, zwischen jener, die die Apartheid erlebt hat und jener, die davon nichts erfahren soll. Die Ausstellung "Stolen Moments" schafft einen Einblick in die Geschichte der Namibischen Populärmusik der 1950er und 1980er.

Richard Mosse, "The Castle". Courtesy of carlier. gebauer

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Richard Mosse bei carlier | gebauer

Jeder kennt die pinken, scheinbaren Traumlandschaften von Richard Mosse. Was die Serie „The Enclave" zeigt sind aber nicht das Paradies und sie sind sehr real. Jene Aufnahmen der Demokratischen Republik Kongo, seit Jahren durch Krieg und Korruption zu den konfliktreichsten Ländern der Welt zählend, wurden mit einer Infrarotkamera aufgenommen,  daher die Farbgebung. Der irische Konzeptfotograf setzt das fotografische Experiment mit militärischen Überwachungstechnologien in „The Castle“ fort. Seine sogenannten Heat Maps zeigen Aufnahmen von Wärmekameras, die Bewegungen und temporäre Stationierungen, also Flüchtlingscamps, entlang der Grenze Richtung Europa abbilden. Bis zu 30km weit reichen deren Zoom.

Wura-Natasha Ogunji, "The kissing mask". Foto © John Rudolph

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Wura-Natasha Ogunji in der ifa-Galerie

Machtverhältnisse und Genderungleichheiten waren im vergangenen Jahr das Thema. Anlässe gab es genug und endlich auch die mediale Aufmerksamkeit dazu. Mit beiden Themen befasst sich Wura-Natasha Ogunji. Es geht um die Präsenz von Frauen im öffentlichen und privaten Raum in unterschiedlichen Gesellschaften. Austin/ Texas und Lagos sind die zwei Orte, die sie ihr zuhause nennt und die der Frau doch recht unterschiedliche Rollen zuteilen. Oder auch nicht?   

Oliver Laric, „Panoramafreiheit“, 2017 © Schinkel Pavillon

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Oliver Laric im Schinkel Pavillon

Alles was Oliver Laric für die Arbeit braucht, gibt es bereits. Im gleichnamigen Video beobachtet er „Versionen“ der Architektur, im Film, in der Welt. Die Spannung zwischen Original und Kopie sind eine Art rote Linie in allem was Laric tut; auch von seinem Lebenslauf existieren multiple Versionen: er sei in Leipzig und Innsbruck, sei weiß und schwarz. Der Mann, der sich nicht festlegt, verehrt Interpretationen von Werken oft mehr als das wirkliche Werk – seine Favoriten habe er teilweise noch nie gesehen, sie wurden ihm nur beschrieben. Mit „Panoramafreiheit“, seiner ersten institutionellen Soloausstellung, verweist er mit drei neuen Skulpturen, Geschöpfe und Charaktere der Mythologie, Folklore und Fantasie, auf das Recht des Copyrights und der Schwierigkeit der Autorenfrage.

Karlheinz Stockhausen, Untitled, n.d.

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Cosmic Communities bei Galerie Buchholz

Etwas visionär muss es zum Jahresauftakt sein – und bei Cosmic Communities geht's mal richtig abgefahren zu. Musiker, Künstler und Filmemacher wie Rainer Werner Fassbinder, Sigmar Polke, Karlheinz Stockhausen, Sun Ra, John Coltrane und noch einmal: Isa Genzken versuchten im Alleingang oder im Kollektiv die Welt zu verändern. Die Ansichten und Ansätze der Künstler jener Ausstellung lassen sich nicht in ein paar Zeilen pressen, zwischen ihren Schaffensperioden liegen teilweise auch immerhin ein ganzes Jahrhundert, aber als kleine Preview: die Bewegung des frühen 21. Jahrhunderts folgte einer recht spirituellen Weltsicht. Kosmische Gesetze hätten sexuell und sozial einflussreiche Kräfte. Eine etwas angewandtere, psychedelische Welle folgte dann in den 60ern.

Agnieszka Polska: What the Sun Has Seen (Version II), 2017 © Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin / Jan Windszus / Courtesy Zak Branicka Galerie, Berlin and OVERDUIN & CO., LA

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Preis der Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof

Alle zwei Jahre wird der Preis der Nationalgalerie verliehen. Zuletzt sahnte Choreographin und Künstlerin Anne Imhoff ab, 2017 ging der Preis an die polnische, in Berlin lebende, Agnieszka Polska. Warum? Davon könnt ihr euch jetzt noch im direkten Vergleich mit den anderen drei nominierten Künstlerinnen Sol Calero, Iman Issa und Jumana Manna selbst ein Bild machen. In einem Jahr circa kehrt die Gewinnerin dann mit einer Einzelausstellung in den Hamburger Bahnhof zurück.

  • Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart Invalidenstraße 50-51, 10557 Berlin
  • Bis 14. Januar | Dienstag, Mittwoch & Freitag: 10–18 Uhr, Donnerstag: 10–20 Uhr, Samstag & Sonntag: 11–18 Uhr 
  • Alle Ausstellungen 14 Euro, ermäßigt 7
© Galerie Max Hetzler

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Christoph Niemann bei Max Hetzler

David Shrigley. Mit Vergleichen wie diesem macht man sich unter Künstlern keine Freunde, aber so nimmt der Mensch nun mal die Welt wahr. Und um den Menschen und dessen Wahrnehmung geht es Niemann. Üblicherweise in stilistisch vereinfachten, humorvollen bis sehr lustigen Illustrationen, jetzt erstmalig aber auch mit Videoarbeiten, verweist er auf die Skurrilitäten des Menschseins.   

Jana Schröder, "Spontacts HME 2", 2017. Courtesy: The Artist and Galerie Guido W.Baudach

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Quintessenz bei Guido W.Baudach

Was passiert eigentlich derzeit in der deutschen Kunstszene? Und wie steht es dabei um die abstrakte Malerei? Die Galerie Guido W.Baudach hat fünf deutsche Künstlerinnen auserkoren, darauf Antworten zu geben. Alle hier vertretenen Künstlerinnen entspringen, nebenbei erwähnt, der Kunsthochschule Düsseldorf, deren Alumni-Liste Gerhard Richter, Sigmar Polke, Joseph Beuys, Andreas Gursky, Candida Höfer, Jörg Immendorff und einige mehr aufweist. Vielleicht (hoffentlich!) endet nicht mit diesen Namen die Kunstgeschichte und vor allem die Malerei.

© Meyer Riegger Galerie. Ausstellung: Jonathan Monk "The Knowledge"

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Jonathan Monk bei Meyer Riegger

Und das Buch ist doch nicht tot! Das wird vor allem Jonathan Monk freuen, der eine besondere Leidenschaft für das gebundene Papier hat, vor allem für das Kunstbuch. Bei „The Knowledge“ enthält er uns aber all das Wissen vor, welches ihm die Literatur der Eltern als Kind gefüttert hat. Hinter Plexiglas, ihres Inhalts entledigt, bleibt nichts als ihre Hülle. Damit verweist er auf den dekorativen Charakter von Büchern. Und, do judge a book by ist cover: ist das Bücherregal nicht das erste, was man beim neuen Schwarm inspiziert? Hand aufs Herz.

Ed Atkins, Still aus “Old Food”, 2017, ©Galerie Isabella Bortolozzi, Berlin, Cabinet Gallery, London, Gavin Brown‘s Enterprise, New York and dépendence, Brussels

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Ed Atkins im Martin-Gropius-Bau

Inzwischen wurde Ed Atkins' "Old Food" vom Monopol- Magazin als eines der Highlights des Berliner Kunstjahrs 2017 auserkoren. Genug wurde bereits darüber geschrieben, auch bei uns. Also zögert nicht länger. Sehr bald löst sich old food auf ... 

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