Unsere 11 Kunsttipps für den September 2017
Aufwachen! Der Sommer ist vorbei! Der was? Okay, wir haben genug lamentiert, und nein, das war nichts. Oft hätten wir uns die Flucht vor dem Regen und in die Galerien gewünscht, die aber haben sich in ihre sonnigen Sommerresidenzen zurückgezogen. Egal, aufwachen! Das Sommerloch ist geschlossen, der Kunstherbst klopft an. Diese 11 Ausstellungen und Events aus der Kunst- und Kulturszene solltet ihr euch diesen Monat nicht entgehen lassen:
1 Art Week Berlin in der ganzen Stadt
13. September 2017 – Neujahr der Kunstszene. Es ist die Eröffnung der Berlin Art Week: 5 Tage, 52 Ausstellungsorte. Die Altmeister für Fotografie und Film, Alfredo Jaar und Haroun Farocki, werden im N.B.K. gezeigt, Künstler aus LA gastieren bei der Haubrok Foundation, die Sammlung Boros ist ausnahmsweise ohne Anmeldung zu besuchen und der Flughafenhangar Tempelhof wird erstmalig durch die Volksbühne neu bespielt. Das wäre dann mal ein Bruchteil unserer Highlights. Hier geht’s zum Programm.
2 Festival of Future Nows im Hamburger Bahnhof
Wie ein „Berliner Punk-Opern-Wetter“ wird es über und durch den Hamburger Bahnhof ziehen. Es ist ein Sprachbild so visuell wie abgedreht. 2014 fand das Festival of Future Nows erstmalig in der Neuen Nationalgalerie statt, damals als großes Finale des vierjährigen Projektes „Institut für Raumexperimente“ des dänisch-isländischen Künstlers Olafur Eliasson an der UdK. Das ist vorbei, nicht aber sein raumgreifendes Engagement. „Kreative Energien und Informalitäten“ von rund 100 Künstlern erwarten euch.
3 Whenever the Heart Skips a Beat am Mehringplatz
Der Mehringplatz ist ein übersehener Ort: losgelöst zwischen Mitte und Kreuzberg versteckt er sich hinter dem Halleschen Tor. Doch jetzt erleuchtet ihn das Spotlight. „Whenever the Heart Skips a Beat“ bringt Performances, Workshops und Ausstellungen zu kulturellen Praktiken der Gastfreundschaft. Mehr als zwanzig internationale Künstler*innen produzierten hierfür Interventionen, im öffentlichen Raum und in den dort ansässigen Geschäften. So werden Ladenbesitzer zu Gastgebern.
4 Willem de Rooij im KW
Seit seiner Ausstellung „Intolerance II“ in der Neuen Nationalgalerie 2010 habe ich Willem de Rooij nicht mehr vergessen. Dort stellte er Malereien des holländischen Malers Melchior d’Hondecoeter aus dem 17. Jahrhundert einer Gruppe fedriger Objekte aus dem 18. und 19. Jahrhundert gegenüber. Wie in all seinen Arbeiten ging es auch hier um den Akt der Repräsentation und damit Hierarchien der Macht. Im KW werden Arbeiten der letzten 20 Jahre aus de Rooijs Repertoire gezeigt – vielleicht ja auch aus Intolerance II …
5 Norbert Bisky in der König Galerie
Die Galerie König holt sich einen der bedeutendsten zeitgenössischen Maler ins Haus: Norbert Bisky. Seine neuen Arbeiten stehen unter dem Titel "Trilemma", ein Neologismus, der einen Konflikt zwischen drei möglichen, aber gleichsam unbefriedigenden Optionen bezeichnet – wie ein Dilemma also, nur schlimmer. Die Figuren in den Bildern müssen einiges an Naturgewalten aushalten – kennen wir ja von diesem Sommer selbst.
6 Felix Kiessling bei Alexander Levy
Wenn im Facebook-Event nichts weiter steht als „Felix Kiessling. Neuordnung II. Sep 09 – Nov 04, 2017. Opening: Sept 09, 2017, 6 - 9 p.m.“ ist entweder die Galerie furchtbar faul oder der Künstler eine Marke. In diesem Fall stimmt auf jeden Fall letzteres. Felix Kiesslings Arbeiten sind ruhig, aber kraftvoll, hypothetisch, aber fundiert und wissenschaftlich begründet, aber zugänglich. Und nein, ich glaube nicht dass Alexander Levy faul ist.
7 Dan Flavin, Wim Wenders und Paul Wallachs bei Galerie Bastian
Drei Künstler, drei Etagen. Das wäre vor Kurzem, als die Galerie Bastian nämlich nur zwei Etagen des ikonischen Chipperfield-Gebäudes am Kupfergraben belegte und Contemporary Fine Arts das Erdgeschoss, nicht möglich gewesen. Dann entschied man sich das Haus dem Preußischen Kulturbesitz zu schenken, überlegte es sich wieder anderes, blieb und ist jetzt noch größer. So läuft das Leben. Und jetzt kommen wir eben in den Genuss von einem vielversprechenden Triptichon: Wim Wenders Fotografien stehen seinen Filmen in nichts nach, Dan Calvin setzt mit seinen Leuchtröhren-Skulpturen aus den 60ern und 90ern Eye-Catcher in den Raum und Paul Wallachs Skulpturen untersuchen Zeit, Raum, Proportionen und Größe.
8 Buchlaunch und Artist Talk mit Andreas Mühe bei carlier | gebauer
Und noch ein Hattrick! Drei Argumente sprechen für diesen Abend: Fotograf Andreas Mühe, einer der elegantesten, prägnantesten und provozierendsten unseres Landes, launcht seinen neuesten Bildband, der geschätzte Zeit-Redakteur Christopher Amend moderiert ein Panel und Florian Illies liest dazu Auszüge seines Buchs „1913“. Genug ist gesagt.
9 Everybody Dreams in der Casper x JUNIQE Pop Up Gallery (Sponsored)
Träume sind seit jeher Inspirationsquelle – auch in der Kunst. Zur Art Week schmeißen deshalb JUNIQE, Plattform für bezahlbare Kunst, und Casper, Produzent hochwertiger Matratzen, sich und uns gemeinsam auf die Matratze. Die Arbeiten geladener junger JUNIQE-Künstler und ein Rahmenprogramm aus Lesungen, Talks und Filmen dürfen wir hier in der Horizontalen genießen und für ein paar Abende verwandelt sich die mit gemütlichen Matratzen ausgestattete Pop Up Gallery in eine Art Traum-Museum. Das meist abendliche Programm entführt uns dabei in Fantasiewelten irgendwo zwischen Träumen, Fantasie und Kunst – der Brunch am letzten Tag rundet das Ganze köstlich ab. Na dann: Gute Nacht!
10 Ein Tag Zukunft. Open House im Futurium (Sponsored)
Gerade entsteht nahe des Hauptbahnhofs ein Zukunftshaus, das sich Visionen, Utopien und vielleicht auch Dystopien widmet. Und da das Futurium das Futurium ist, schickt es euch schon jetzt für einen Tag in die Zukunft. Klassiker des Sci-Fi Genres dienen euch zum Realitätsabgleich. Musikalische Interventionen vom Radialsystem V, Tanzchoreographien der Flying Steps Academy und ein Interior, das mit raketenförmigen Lampen an Christopher Nolans Batman-Reihe erinnert, machen die Zeitreise perfekt. Wie eine Lichtgestalt wird das Haus sich danach auch erstmal wieder zurückziehen, um an einem anderen Tag wieder auf der Erde zu landen.
11 Berlin Masters im Max Liebermann Haus
Berlin Masters fördert den Berliner Künstlernachwuchs. Als solcher wird Fotograf Paul Hutchinson gehandelt – dabei ist er eigentlich schon viel mehr, als nur „Nachwuchs“: 2016 wurde sein Bildband „BBoys, Fly Girls & Horticulture“, eine Reportage der Hip-Hop-Szene in Bangalore, mit dem Eberhard Roters-Stipendium für Junge Kunst ausgezeichnet. Wo sich Paul dem Menschen zuwendet, schaut Carla Chan auf die Natur. Minimalisierte Installationen, Videos und Fotografien zeichnen die verschwommenen Linien zwischen Realität und Fiktion nach. Sie sind zum Versinken poetisch.
Bei den Tipps 9 und 10 handelt es sich um gesponserte Beiträge.