11 neue Sprichwörter, die nur Berliner verstehen

Woran soll man sich in diesen Zeiten nur halten, wenn auf nichts mehr Verlass scheint außer dem anhaltenden Regen? Genau, auf die Weisheit der Alten. Sprichwörter sind empirisch geprüfte Volksweisheiten und mindestens so wahr wie der Wetterbericht. Wir haben 11 neu aufgelegte Sprichwörter fürs Poesiealbum, als Wandtattoo oder neuen Whats-App-Status für alle Berliner und solche, die hier irgendwie gelandet sind und nun versuchen, zu überleben. Haltet euch an diesen Sprüchen fest!

1. Das Leben ist kein Breakfast Market.

Der Breakfast Market ist die urbane Version des Ponyhofes und damit eine adäquate Metapher für ein realitätsfernes Schlaraffenland. Dort, wo Mandelmilch und regionaler Bio-Honig fließen, will man äußerst gerne sein, wenn das Leben gerade mal wieder anstrengend ist. Sich hungrig an überfüllten Food-Ständen vorbeischieben und dann aus Frust einen Saft für 8 Euro kaufen, ist natürlich schon ein Träumchen!

2. Besser Späti als nie.

Was wäre Berlin nur ohne seine Spätis. Viele Dinge sind in diesen Läden zwar deutlich teurer, aber allein die Tatsache, dass man dort noch einkaufen kann, wenn alles andere schon zu hat, macht sie zu einer unverzichtbaren Institution in dieser Stadt. Ohne sie wären Berliner besonders nachts ungewollt hungrig, nüchtern oder schwanger.

3. Der Klügere schenkt nach.

Was, ist eigentlich egal. Pfeffi, Craft Beer, Kaffee, Rotwein – es gibt für jede Konfliktsituation das passende Begleitgetränk. Und auch den passenden Konflikt für jeden Alkohol, man muss nur lange genug trinken.

4. Man soll den Tag nicht vor dem Feierabendverkehr loben.

Ein schöner Sonntag war das mal wieder, im Grünen mit Eis und Tretbootfahrt, man kehrt zurück mit Mückenstichen und Beulen von der Frisbee-Scheibe und alles könnte ganz wunderbar sein, stünde man dann nicht noch 45 Minuten im Stau, während derer der ganze Freundenschweiß und alle limonadeninduzierte Glückshormone ins Sitzpolster des PKWs versickern.

5. Wie der Vater so der Friedrich Elias Jonathan.

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, sagt man ja auch. Darf er auch gar nicht, viel zu gefährlich in Berlin. Damit Väter und Söhne möglichst ähnlich bleiben und der Spross später problemlos das Elektroroller-Imperium übernehmen kann, empfiehlt sich von Geburt an eine enge Bindung, zum Beispiel durch Handschellen.

6. Nachts sind alle Katzen blau.

Besonders am Wochenende nimmt die Wahrscheinlichkeit, in Berlin auf der Straße eine nüchterne Person zu treffen, exponentiell ab, je weiter man sich Richtung Warschauer Straße/Schlesisches Tor/Kottbusser Tor bewegt. Und Betrunkene sehen zwar nicht alle gleich aus, aber ihr Verhalten ähnelt sich eben doch erfahrungsgemäß sehr.

7. Schlafende Hunde scheißen nicht.

Außer vielleicht die in Friedrichshain. Das würde zumindest die Unmengen an Unrat auf den Straßen erklären.

8. Ein Schwabe macht noch keinen Sommer.

Nur, weil die Sippschaft aus Bieberach auf Besuch in der großen Stadt ist, heißt das noch lange nicht, dass nun endgültig alle Zeichen auf Sommer stehen. Denn auch im strebsamen Süden kommt langsam die Work-Life-Balance an und Städtetrips nach Berlin sind dank der schnellen Flugverbindung zur beliebten Ganzjahresbeschäftigung geworden. Wenn ihr also das nächste Mal am Hackeschen Markt eine Gruppe schwäbischer Best-Ager "Simmer jetz' scho' in der Altstadt?" sagen hört, heißt das nur eines: Die Flüge waren wohl mal wieder besonders günstig.

9. In der Liebe und im Sale ist alles erlaubt.

Wo der Sommer schwächelt, macht der Sale wett, was wir an Schweiß gespart haben. Wer schon mal auf einem der berüchtigten Schlussverkaufsevents war oder auch nur versucht hat, an einem Samstag in einer größeren Modekette einen Artikel auch nur umzutauschen, wird festellen: Hier werden erbitterte Gefechte am Wühltisch um das letzte Blümchenkleid in XS ausgetragen, die schlimmer sind als alles, was kurz vor Weihnachten bei IKEA passiert.

10. Achtsam ernährt sich das Eichhörnchen.

Mühsam auch, aber eben auch achtsam. So viel Unterschied ist da auch nicht, zugegebenermaßen. Das moderne Eichhörnchen knuspert bedächtig Nüsse, legt Vorräte an wegen Nachhaltigkeit und Nüsse sind ja auch bei seiner Paleo-Ernährungsweise eine wertvolle Vitamin-B-Quelle. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Eichhörnchen-Diät als der neueste Foodtrend ausgerufen wird oder nusslastige "Squirrel Bowls" in den hippen Cafés zwischen Mitte und Kreuzberg über den Selfservice-Tresen geschoben werden.

11. Erst die Arbeit, dann Mit Vergnügen.

Gerne auch andersrum. Bei uns selbst sogar beides gleichzeitig!