11 Dinge, die du wissen musst, wenn du in Berlin mit den Öffentlichen fährst

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Normalerweise fahre ich mit dem Auto, wie viele andere Berliner. Das ist aber gerade in der Werkstatt, sodass ich die nächsten vier Wochen mit den Öffentlichen fahren muss, wie viele andere Berliner. Was ich bislang darüber wusste: Im Bus muss man in Mon-Corona-Times zu jeder Tageszeit vorne einsteigen. Den Fahrausweis muss man unaufgefordert vorzeigen. Wer aussteigen will, muss vorher den Knopf drücken. Was mir nicht klar war: Auf den Bahnsteigen und an der Bushaltestelle gibt es zusätzlich unausgesprochene Regeln – quasi Underground-Regeln! Falls ihr mit denen so wie ich bis jetzt noch nicht ganz vertraut wart, gibt es hier 11 Tipps, die euch helfen werden, die Fahrt mit dem ÖPNV in Berlin zu überleben.

1. Guck genau hin

Auch, wenn du einen freien Sitzplatz gefunden hast – lass dich nicht zu schnell darauf nieder. Guck ihn dir erstmal ganz genau an, nimm dafür ruhig die Kamerafunktion deines Handys zur Hilfe und zoome ganz nah heran. Wenn du dich das erste Mal aus Versehen in eine Bierpfütze, einen eingetrockneten Blutfleck oder einen Klecks Dönersauce gesetzt hast, wirst du wissen, warum.

2. Trau leeren U-Bahnabteilen nicht

Die Fahrt mit der Berliner U-Bahn fühlt sich manchmal an wie eine Fahrt mit einem Massentiertransporter. Deswegen ist es absolut nachvollziehbar, dass du dein vermeintliches Glück kaum fassen kannst, wenn du ein komplett leeres U-Bahnabteil betrittst. Geh sofort wieder raus, setz dich auf keinen Fall da rein! Auch wenn du nichts sehen kannst – es wird einen Grund haben, warum es leer ist. Und der hat in den meisten Fällen mit Flüssigkeiten, Exkrementen oder Verwesung zu tun.

3. Kontrolleure sind Schlaubären

Auch wenn die Preise für den Berliner ÖPNV sich deutschlandweit im durchschnittlichen Bereich befinden, tun 3 Euro für vier Stationen Bahn ziemlich weh. Versuch trotzdem nicht, die Fahrkartenkontrolleure zu verarschen, indem du „versehentlich“ zuerst nur die Rückseite deines Tickets abstempelst, um es ein zweites Mal benutzen zu können. Die kennen den Trick mittlerweile. Kostet 60 Euro – oder vielleicht mittlerweile auch schon mehr.

4. Nicht mit dem Bus 100 oder 200 fahren

Wenn du schon über die Ticketpreise jammerst, was glaubst du wie es den Touristen geht, die eine Stadtrundfahrt buchen wollen. Die kostet locker das Vierfache. Ungeschickt, wenn man bedenkt, dass die öffentlichen Busse der Linie 100 und 200 an fast allen großen Sehenswürdigkeiten vorbeifahren und dafür nur der Preis eines Einzelfahrscheins fällig ist. Wenn du also keine Lust hast, eingeklemmt zwischen einer spanischen Reisegruppe, einem Seniorenzirkel aus Rom und Großfamilie Schürmann aus dem Westerwald durch Mitte zu fahren – nimm die Bahn.

5. Es gibt Treppenregeln

Rechts stehen, links gehen – diese Rolltreppenregel kennt man mittlerweile sogar im venezolanisch-brasilianischen Regenwald. Aber Vorsicht: Auch auf der normalen Treppe gibt es eine Straßenverkehrsordnung. Du hast dich rechts zu halten! Egal, ob du eine Treppe hoch- oder runterlaufen willst: Die linke Seite solltest du für dich einfach streichen. Tu so, als ob sie nicht existiert, okay?

6. Nicht auffallen

Wenn du nicht gerade Sambatänzerin auf dem Karneval der Kulturen bist oder Zirkusclown, sollte auch auf dich zutreffen: niemand fällt gerne auf. Deswegen ist es wichtig, dass du dich deiner Umgebung anpasst und dich nicht anders verhälst, als der Rest der Fahrgäste. Es kann hilfreich sein, hin und wieder leise bis mittellaut vor dich hinzufluchen, zum Beispiel „Man man man“ oder „Geht's noch ein bisschen näher? Kann die sich ja gleich auf meine Füße stellen.“ So wirst du schnell akzeptiert und niemand hält dich für verdächtig.

7. Ja, die anderen gucken böse

Wie wir gerade gelernt haben, ist die vorherrschende Emotion in Bus und Bahn Aggressivität. Du kannst dich dieser gerne anpassen, jedoch solltest du die Stimmung auch nicht überbewerten: Nur, weil dich in den Berliner Verkehrsmitteln der Großteil mürrisch und unfreundlich anguckt, heißt das nicht, dass alle dich töten wollen. (Das heißt aber auch nicht, dass das keiner vorhat!)

8. Wir sind hier in Berlin

© Jürgen Bürgin

Wir sind in der privilegierten Situation, in einer Großstadt zu leben – sprich, hier fahren die Busse und Bahnen in den meisten Fällen alle paar Minuten, auch spät nachts gibt es noch Verbindungen, wir haben Expressbusse und Sonderzüge bei Großveranstaltungen. Top. Trotzdem sind wir hier immernoch in Berlin – dir sollten also nicht die Augen aus dem Kopf fallen, wenn Menschen ihr Pony mit in die Bahn bringen (ich meine das Tier, nicht die Frisur), sich eine zwei Meter große Dragqueen fast auf deinen Schoß setzt oder eine Gruppe junger Tänzer in der Ringbahn nochmal ihren Flicflac übt, kurz vorm ersten Auftritt. That's Berlin. Deal with it.

9. Es gibt Ausnahmen

Beim Schienenersatzverkehr gelten die gleichen Regeln wie im Kit Kat Club: einfach irgendwo rein. Das ist die einzige Situation, in der du völlig freie Wahl hast, über welche Tür du den Bus betrittst. Auch den Fahrschein musst du bei den SEV-Bussen nicht beim Fahrer vorzeigen. In einem planmäßigen Linienbus natürlich schon! Sonst: Kopf ab.

10. Fahrrad in der Bahn

© Sandra Wulkow

Du möchtest die Umwelt und dein Portemonnaie schonen und fährst mit dem Fahrrad, statt mit den Öffis? Das ist super. Sobald es allerdings anfängt zu regnen, möchten viele vor allem ihre Kleidung schonen und nehmen das Rad dann einfach mit in die Bahn. Offiziell ist das erlaubt. Dir sollte allerdings klar sein, dass du damit den Hass aller auf dich ziehst. Scharfes einziehen der Luft, genervtes Augenrollen, wütendes Wegziehen des Armes, weil du mit dem Lenker dagegen gestoßen bist, sollten dich nicht verunsichern. Du verfügst im besten Fall über eine gute seelische Balance und eine gefestigte Psyche, dann kannst du diese Reaktionen deiner Mitfahrer auch gut ab.

11. Trau dich, drück den Knopf

Sobald die fahrende Bahn nämlich anhält, spielt sich meist folgendes Schauspiel ab: Die Fahrgäste, die draußen auf dem Bahnsteig stehen, starren durch die Türscheibe die Fahrgäste an, die in der Bahn stehen, und umgekehrt. Die einen wollen rein, die anderen wollen raus – aber keiner drückt den Türknopf. Als Beaobachter bekommt man das Gefühl, sie spielen, wer sich zuerst bewegt, verliert. Nur Mut: Wenn du in der Bahn stehst, gib dir einen Ruck, betätige ruhig den Türöffner. Das mag am Anfang noch ganz zaghaft sein, aber wenn du einmal den Dreh raus hast, wird es dir ganz leicht von der Hand gehen. Es ist wirklich nicht so schwer und du hast sowieso das Vortrittsrecht, die Bahn zu verlassen, denn es gilt: erst aussteigen, dann einsteigen – aber das sollte so sebstverständlich sein, dass ich dafür keinen eigenen Punkt aufstelle.

Nun bist du perfekt für eine Fahrt mit Bus und Bahn in Berlin gerüstet! Und falls du dich doch noch unsicher fühlst: Nimm einfach ein Pony mit, dann bist du nicht so allein.

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