Gegen diese bemalten Busse in Bolivien kann die BVG einpacken

Uff, Bus fahren – der mitunter nervigste, unbequemste Teil des Alltags. Dabei haben die geräderten Nahverkehrsschaukeln sogar das Zeug zur Leinwand für Street Art. Das legt zumindest die Bilderserie des Fotografen Daniel Hofer nahe. Seine professionelle Karriere begann in New York bei Martin Schoeller und mittlerweile arbeitet der aus Düsseldorf stammende Fotograf für Magazine wie das ZEITMagazin, Wired oder Musikexpress. Als er auf einer seiner Südamerika-Reisen in Bolivien die Airbrush-Kunst auf den Bussen dort entdeckte, fing er an, deren farbenfrohe Rückseiten zu fotografieren.

Die Motive changieren zwischen Popkultur, Kitsch und Fantasy und ergeben im Zusammenspiel mit der ärmlichen Umgebung einen ironischen, wenngleich bittersüßen Kontrast. Die ganze Serie findet ihr auf seiner Homepage. Na, BVG, da könnt ihr nicht ganz mithalten, was?

Aber am Besten, wir lassen Daniel selbst erzählen, denn wir hatten da natürlich noch ein paar Fragen:

Wann und wo genau bist du auf die Busse aufmerksam geworden?
Ich war 2010 und 2011 zweimal für mehrere Wochen in Bolivien unterwegs, um dort für meine Diplomarbeit SALAR zu fotografieren. In La Paz bin ich dann zufällig in Villa Fatima vorbei gekommen, einem Ortsteil von La Paz, von wo aus regelmäßig Busse Richtung Amazonasbecken / Yungas abfahren. All diese Busse sind dekoriert mit tollem Airbrush-Artwork, und aus Neugierde habe ich dann begonnen, die Busse alle von hinten zu fotografieren.

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Weißt du mehr über den oder die Künstler dahinter? Ist das ein offizielles Projekt oder freie Street Art?
Leider weiß ich nicht mehr über die Künstler. Die Fotos waren ursprünglich gar nicht als eigene Serie geplant, so dass ich da auch nicht viel recherchiert habe. Es gibt aber offensichtlich eine Kultur der Verzierung dieser Busse. Es gibt mehrere Busunternehmen, die diese Amazonas-Route bedienen, und ich denke, das sind oft sehr kleine Unternehmen, die mitunter nur einen oder mehrere Busse haben. Damit diese etwas „einzigartiger“ werden und gut wiederzukennen sind, gibt man sich mit dem Artwork dann auch viel Mühe.

Hast du etwas Ähnliches auch in anderen Ländern schon gesehen?
Bewusst ist mir das noch nicht aufgefallen, aber Freunde haben erzählt, dass sie ein ähnliches Phänomen auch in westafrikanischen Ländern gesehen haben.

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Ist das ein typisch europäisches oder sogar deutsches Ding, dass öffentliche Verkehrsmittel so verdammt langweilig aussehen (müssen)?
Kann ich nicht viel zu sagen, aber ich glaube, dass es in Bolivien auch mit dem besonderen Stellenwert von öffentlichem Transport zu tun hat. Es gibt fast keine Züge, sehr viele Menschen besitzen kein Auto. Aber um in den nächstgrößeren Ort zu gelangen, zum Markt, zur Arbeit oder um Verwandte zu besuchen, werden oft diese mittelgroßen Reisebusse genutzt, die meist unglaublich voll gepackt sind. Da werden dann auch schon mal Hühner auf dem Schoß transportiert. Vielleicht hat es auch ganz lokal mit dem Wettbewerb der Busunternehmen in Villa Fatima zu tun.
In Deutschland bestimmten ja sehr große, teilweise auch kommunale Unternehmen den ÖPNV, da geht es nicht um individuelles Herausstechen einzelner Fahrzeuge, sondern schnöde um Effizienz und einheitliches Design.

Wohin führt dich deine nächste Fotostrecke?
Im Moment bin ich sehr beschäftigt mit Magazin-Jobs, so dass ich kaum zu freien Arbeiten komme und nichts Konkretes in Aussicht habe. Aber da ich wahnsinnig gerne für Zeitschriften Portraits mache, kann ich mich da im Moment auch nicht drüber beklagen.

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Besten Dank für die Antworten und Bilder, Daniel! Wir erfreuen uns solange an den bunten Bussen und sind gespannt, was wir als Nächstes von dir sehen werden.

Bilder © Daniel Hofer/laif

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