"Einen Traumjob macht vor allem auch das Team aus" – Edition F verrät, was man bei der Jobsuche beachten muss

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Es ist mittlerweile eineinhalb Jahre her, dass Susann Hoffmann und Nora-Vanessa Wohlert ihr Online-Magazin EDITION F gegründet haben. Auf ihrer Homepage fungieren sie zum einen als Jobvermittler, versuchen dabei aber nicht stoisch Unternehmen mit Arbeitnehmern zu verbinden, sondern geben beiden Seiten die Möglichkeit herauszufinden, worauf man sich einlässt. Neben der Jobbörse gibt es aber auch detaillierte Firmenprofile, Hilfestellung bei Bewerbungsfragen, Webinare und ein ziemlich gutes, emanzipiertes Magazin, in dem gefühlige, aber auch politisch bewegende Themen angesprochen werden.

Dass ihr Konzept vielversprechend ist, zeigt sich schon allein in den Nutzerzahlen, die nach weniger als zwei Jahren schon auf rund 550.000 pro Monat angestiegen sind. Sie selbst beschreiben ihre Seite als "digitales Zuhause für starke Frauen". Was genau ihr Erfolgskonzept ist und was die beiden über Bewerbungen, Jobwechsel und Arbeitsklima denken, haben wir sie in im Interview gefragt.

Es gibt immer mehr Jobbörsen. Wie unterscheidet sich die Edition F Jobbörse von den Mitbewerbern?
Die meisten Jobbörsen haben sich bisher darauf konzentriert, möglichst viele Jobs anzubieten. Unser Fokus liegt eher darauf, Jobs und Unternehmen auszuwählen und vorzustellen, die zu unserer Zielgruppe passen – also Frauen, die Lust auf die nächste berufliche Herausforderung haben, die ggf. nach der Elternzeit wieder einsteigen oder gerade erst ihre Berufslaufbahn beginnen. Deshalb haben wir jetzt Premiumprofile für Unternehmen gelauncht: Wir geben unseren Lesern damit Einblicke hinter die Kulissen eines Unternehmens, bei dem sie sich vielleicht bewerben wollen. Und einen Traumjob macht ja nicht nur die Stellenbeschreibung, sondern vor allem auch das Team und zukünftige Arbeitsumfeld aus. Das kann man bei uns jetzt kennenlernen.

Warum sollte man sich überhaupt noch einen festen Job suchen?
Sollen muss man gar nichts. Das Gute ist ja, dass der Arbeitsmarkt immer flexibler wird und man selbst im Konzern nicht unbedingt mehr 9 to 5 und in Vollzeit arbeiten muss. Aber wer Lust hat, selbstständig zu sein, der sollte dem Drang folgen – und in der EDITION F Jobbörse dann einfach mal unter den Jobs für Freelancern schauen, ob da der nächste Auftrag dabei ist.

Erzählt uns mal von der besten Bewerbung, die ihr bisher gesehen habt. Wie hat die sich von den anderen Bewerbungen unterschieden?
Tatsächlichen sind unsere EDITION F-Bewerber sehr oft kreativ: Von Videos und Podcasts über Instagram-Sites, Tweets bis hin zu eigenen Websites hat uns schon alles erreicht. Echt grandios, wie persönlich und individuell sich viele Bewerber vorstellen. Zwei unserer Kolleginnen gehören auch in die Top 10: Unsere Redaktionspraktikantin Marcia mit ihrer Twitter-Bewerbung und dann die Webseite mit richtig guten Gifs von unserer PR-Volontärin Vreni.

Vreni hat eine eigene Webseite mit tollen Gifs gebastelt

© Screenshot/ employ Vreni

Marcia twittert sich ins Praktikum

© Screenshot/ Twitter Marcia Julia

Was geht in einer Bewerbung gar nicht?
Also, nach der Lobeshymne auf viele unserer Bewerber müssen wir natürlich eingestehen, dass uns allzu oft auch echt nicht so gute Bewerbungen erreichen. Standardtexte, falsche Namen – manchmal sogar noch der falsche Unternehmensname, Rechtschreibfehler und unübersichtliche Layouts sind da nur ein paar Hürden. Unsere liebe Redakteurin Silvia hat gerade erst einen tollen Artikel über die No Goes geschrieben – der fasst ganz gut zusammen, was man dringend vermeiden sollte, wenn man den Traumjob noch sucht.

Wie viel Zeit investiert ihr bei Edition F in eure Mitarbeiter? Was macht ihr konkret, um ein gutes Arbeitsumfeld zu kreieren?
In den letzten Monaten sind wir nochmal ganz gut gewachsen und inzwischen haben wir 19 Leute im Team. Da merkt man, dass es auch bestimmte Strukturen braucht und nicht mehr alles nur auf Zuruf klappt. Wir machen also regelmäßig einen Jour Fixe mit den einzelnen Teams und individuellen Teammitgliedern und arbeiten super transparent, die meiste Zeit in Google Drive. Gerade das wöchentliche Teammeeting mit allen ist ideal, um zu verstehen, was in den unterschiedlichen Bereichen von Redaktion über Jobbörse bis hin zu Webinaren und auch strategisch in unseren Gründerinnenköpfen passiert. Das ist aber nur der Arbeitsablauf. Die gute Stimmung entsteht ja nicht allein durch die Gründer: Ich glaube, wir hatten ein sehr, sehr glückliches Händchen im Recruiting – denn unser Team ist echt toll. Deshalb machen Team-Frühstücke, DIY-Adventsbastel-Abende, Ausflüge und die Kaffeepause einfach Spaß.

Bin ich glücklich, was will ich, was kann ich schon, was will ich noch lernen und wo will ich hin?

Viele wechseln ihren Job alle zwei Jahre, weil es mittlerweile zum guten Tön gehört. Warum lohnt es sich, seinen Job nicht zu behalten?
Klar, das sieht man auch in vielen Lebensläufen, und wenn man das Gefühl hat, hier geht es nicht weiter für mich oder man bekommt eine tolle Chance, ist ein Wechsel total gut. Bei jeder Hürde immer gleich zu wechseln, macht aus meiner Sicht aber keinen Sinn: Denn bei dem ganzen Wechselspiel merkt man schnell, dass das Gras anderswo auch nicht immer grüner ist. Deshalb sollte man nicht unbedingt auf den Look im Lebenslauf achten, sondern vor allem auf sein Herz hören und sich fragen: Bin ich glücklich, was will ich, was kann ich schon, was will ich noch lernen und wo will ich hin? Und wenn das bedeutet, dass das, was man möchte, im aktuellen Job nicht möglich ist, muss man rausfinden, wer einem das bieten kann.

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Warum ist die Jobsuche noch so einseitig? Glaubt ihr, dass irgendwann Einzelpersonen über Edition F mitteilen, dass sie gerade einen Job suchen?
Wer hat euch unser Strategiepapier geschickt? Denn tatsächlich arbeiten wir gerade an den persönlichen Profilen und den Netzwerkmöglichkeiten bei EDITION F. Unser Wunsch ist es, dass man bei uns die Menschen trifft, die einem bei den eigenen Zielen helfen. Das kann ein neuer Job sein oder eine bestimmte Fähigkeit, die man sich aneignen möchte. Bei EDITION F stehen wir für ein bestimmtes Mindset und erreichen eine spezielle, wenn auch große, Zielgruppe. Die stärker miteinander zu verbinden, macht für uns einfach Sinn.

Was antwortet man auf die blöde Frage, was die größte Stärke und was ist die größte Schwäche schwei?
Im Grunde kennen wir ja alle unsere Stärken und Schwächen, aber im Jobinterview hören viele Personaler immer wieder das Gleiche: Jemand ist zu detailverliebt oder zu genau etc. Also im Grunde: Ich will alles perfekt machen. Das stimmt aber selten im Joballtag – und der kommt. Also macht es Sinn, durchaus ehrlich zu sein. Meine liebe Mitgründerin Nora zum Beispiel hat schnell gemerkt, dass mein Perfektionismus sich nur auf bestimmte Bereiche erstreckt – und dazu gehören keine administrativen Aufgaben. Wenn man seine Schwächen eingesteht, kann man besser daran arbeiten und besser im Team mit seinen Stärken eingesetzt werden. Deshalb mache ich beispielsweise nicht die Buchhaltung. Ich rate also: Nur Mut zur Wahrheit.

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