11 gute Tipps für alle, die noch nie allein verreist sind, es aber gerne tun würden

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Komischerweise sprechen mich Artikel nie an, in denen mir erklärt wird, warum Alleinreisen ganz toll ist und jeder das mal gemacht haben sollte. Meistens geht es dabei um richtig lange Trips, Weltreisen, einmal quer durch Südostasien oder mit dem Fahrrad durch die Atacama-Wüste. Sowas habe ich nie gemacht. Aber ich habe ein paar schöne Städtetrips mit mir selbst unternommen und bin, was Solo-Trips angeht, bestimmt kein Vollprofi, aber ein realistisches Beispiel dafür, dass auch jemand ohne ausgesprochenen Abenteurergeist spannende, schöne und inspirierende Reisen auf eigene Faust unternehmen kann.

Denn allein wegzufahren ist nicht nur eine tolle Art, sich selbst neu kennenzulernen und den geographischen und kulturellen Horizont zu erweitern, es ist auch einfach sehr praktisch. Oft genug scheitern gemeinsame Urlaube an unterschiedlichen Urlaubszeiten, Budgets oder Reisezielen und am Ende vertrödelt man das lange Wochenende doch wieder zu Hause. Warum also nicht einfach genau dann den Koffer packen, wenn man Zeit und Lust hat? Eben. Voyage, voyage!

1. Aufs Bauchgefühl hören

Wer den Wunsch äußert, allein zu verreisen, bekommt von außen oft hundert gut gemeinte Ratschläge, Sicherheitsanweisungen, Warnungen oder ein energieraubendes "Allein? Das ist doch langweilig" zu hören. Ich glaube: Eigentlich weiß jeder intuitiv ziemlich genau, was er will und schaffen kann. Und nur darauf sollte man hören – bei der Wahl des Ziels, ob ihr mit Nachtzug oder im eigenen Auto anreist, wo ihr wohnt und wie lange ihr bleibt. Kurz: Wenn ihr insgeheim schon lange Lust habt, allein nach Island, Bangkok oder an den Bodensee zu fahren, dann macht's einfach.

2. Gut planen

Ein gutes Bauchgefühl und eine große Portion Wanderlust im Gepäck zu haben ist super, aber es schadet nicht, auch einen soliden Plan in der Tasche zu haben, da unterscheidet sich das Alleinreisen nicht groß vom Zweier- oder Gruppentrip. Aber weil ihr wirklich jede Entscheidung allein treffen müsst, spart es Zeit und Energie, schon vorher ein paar wichtige Eckpunkte zu klären. Wo bekomme ich Frühstück her, wo kann ich einkaufen, wie komme ich von A nach B? Für Food-Tipps benutze ich gerne Instagram als Suchmaschine. Bei öffentlichem Transport hat mir bisher bei der Frage das gute alte Google Maps treue Dienste geleistet. Wo kann ich günstig Geld wechseln oder abheben? Solche Sachen eben.

3. Besonders clever packen

© Jeremy Bishop | Unsplash

Essentiell ist auch, die Tasche sinnvoll zu packen, schließlich kann nicht noch schnell den Föhn bei jemand anderem in den Koffer stopfen oder sich ein paar Socken leihen. Zum Glück hat Ann-Kathrin ein paar gute Tipps auf Lager, wie ihr ohne Übergepäck und trotzdem perfekt gerüstet in einen Wochenend-Trip starten könnt. Was aus eigener Erfahrung gut klappt: Klamotten rollen, statt falten spart echt Platz, zusätzliche Stoffbeutel sind oft Retter in der Not bei kurzen "Ich muss alle Muscheln sammeln"-Momenten am Strand.

4. Auch mal verloren gehen

Bei meinen Städtetrips habe ich die besten Dinge entdeckt, wenn ich "Absichtlich verlaufen" gespielt habe: Ein Viertel aussuchen, in der Mitte davon starten, Handy auf Flugmodus und dann immer der Nase nach. Klappt am besten zu Fuß, weil man nicht so schnell an den spannenden Ecken vorbeifährt, die da links und rechts warten. Für den Rückweg wird dann entweder das Handy befragt oder, was noch besser ist: Man erkennt bekannte Plätze wieder und findet allein ins Hotel, Hostel oder zur Airbnb-Wohnung. Ultimatives Erfolgsgefühl!

5. Lernen, allein zu sein

Alleinsein ist eine Kunst, die gelernt sein will. Aber zum Glück eine, von der ich glaube, dass sie jeder lernen kann. Am wichtigsten ist erstmal, zu merken, worauf man eigentlich selbst Lust hat. Klingt jetzt ein bisschen esoterisch, aber Augen zu machen und in sich reinhorchen ist eine ziemlich gute Methode für Einsteiger. Eine, die aber auch manchmal ungeahnte Wahrheiten zu Tage fördert: Du hast dir drei Tage straffes Kulturprogramm vorgenommen, aber deine innere Stimme verlangt nach ziellosem Rumtrödeln und Ausspannen? Ups. Aber gar nicht schlimm, weil sich oft dann doch beides vereinen lässt: Erst ausruhen und dann mit neuer Energie starten zum Beispiel. Hört sich gar nicht schwer an, oder?

6. Schöne Momente teilen

Das ist wahrscheinlich der größte Wermutstropfen: Der filmreife Sonnenuntergang, das beste Himbeer-Eis des Jahres, die unfassbare Aussicht von einem Berggipfel – solche goldenen Reise-Momente würde man dann doch gerne mit jemandem teilen und sich später gemeinsam daran erinnern. Zum Glück haben wir mittlerweile viele Möglichkeiten, Momente digital zu teilen. Und ja, es gibt Wege, das zu tun, ohne die nervige Person zu sein, die täglich 3 Fotoalben mit 400 Bildern ihrer Schwarzwald-Wanderung bei Facebook postet. Wenn ihr ein paar Tage abhaut, um euch vom Social-Media-Wahnsinn auszuklinken, gilt das natürlich nicht.

7. Kontakt suchen oder sich finden lassen

Was viele am Alleinreisen abschreckt, ist die Vorstellung, dass es eine sehr einsame, isolierte Zeit ist. Nur weil man erstmal ohne Begleitung startet, heißt das nicht, einen tristen Urlaub ohne soziale Kontakte zu verbringen. Selbst jemand, der sonst eher zurückhaltend oder als Einzelgänger unterwegs ist, wird feststellen: Es passiert meistens ganz automatisch, dass man Leute kennenlernt. Scheinbar gibt es geheime Anziehungskräfte zwischen Alleinreisenden. Zumindest glaube ich das, seit aus einem Small Talk an einer roten Fußgängerampel in Kopenhagen eine Einladung nach New York wurde.

8. Nicht nur konsumieren

© Marcello Zerletti

Besonders Städtetrips werden oft zu einem einzigen Shopping- und Konsum-Marathon und der einzige Unterschied zu Zuhause ist, dass auf dem Kassenzettel von Zara eine andere Stadt steht. Klar, es ist keine einfache Aufgabe, sich nicht die ganze Zeit ablenken und berieseln zu lassen, besonders, wenn man allein unterwegs ist. Aber der Versuch lohnt sich. Das Treiben auf den Straßen zu beobachten, die Leute, ihren Stil, die Atmosphäre aufmerksam wahrzunehmen und zu versuchen, ein Gefühl für den Ort, seine Bewohner und ihr Lebenstempo zu bekommen: Das geht alles wunderbar, ohne ständig die Kreditkarte über einen Tresen zu schieben.

9. Die Freiheit nutzen

Was ich am Alleinreisen besonders faszinierend finde: Niemand kennt mich, ich kenne niemanden – das heißt, ich kann mich also für die Zeit der Reise entweder komplett neu erfinden oder mich in der wohligen Bequemlichkeit meiner comfort zone suhlen – beides ist großartig und wohltuend. Es ist die ideale Gelegenheit, sich auszuprobieren und unbekannte Seiten von sich zu entdecken – und sei es nur, als schüchterner Mensch ein Gespräch im Café anzufangen oder sich als Entspannungsphobiker in eine Yoga-Gruppe im Park einzureihen. Außerhalb des gewohnten Umfelds fühlen sich solche Experimente viel leichter an.

10. Kleine Tiefflüge meistern

Hands down, auch im schönsten Solo-Reise-Paradies kann es vorkommen, dass einem was Dummes passiert, man mit dem falschen Fuß aufsteht oder einfach nur einen erschöpften Körper und Geist hat. Allein auf sich zurückgeworfen, fühlen sich solche Momente besonders unbequem und hartnäckig an, schließlich ist da niemand, der einen in den Hintern tritt oder ablenkt. Aber das bedeutet nicht, dass der Tag oder gar Trip damit gelaufen ist. Am Besten beantwortet man sich die Frage "Was würde mir genau jetzt helfen?" ganz ehrlich, auch wenn das bedeutet, dass aus dem geplanten Kulturnachmittag eine ausgedehnte Kuchenpause oder ein kopfdurchlüftender Strandspaziergang wird. Das Gute ist, dass man auch dabei keine Kompromisse machen muss und so ist der Tiefflug auch meistens bald überwunden.

11. Erinnerungen mal anders konservieren

© Cathryn Lavery | Unsplash

Klar, die Kamera ist unser ständiger Begleiter und eigentlich wäre auch ein Selfie-Stick das perfekte Accessoire für Alleinreisende. Aber wir wissen alle, warum wir dann doch keinen haben. Es kann aber auch spannend sein, statt Fotos eine andere Art der Erinnerungskonservierung zu testen. Kurze Tonaufnahmen zum Beispiel, um das Meeresrauschen aufzunehmen oder das fröhliche Stimmengewirr auf einem belebten Platz. Wer gerne schreibt oder zeichnet, sollte unbedingt ein Notizheft mitnehmen, um Gehörtes, Gedachtes oder Gesehenes sofort festzuhalten. Wer nicht gern schreibt oder zeichnet, übrigens auch: Irgendwo solltet ihr nämlich wichtige Telefonnummern und Adressen notieren, für alle Fälle. #jamama

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