Warum kümmert sich die Stadt nicht um die Verbesserung des Radverkehrs?

Zugeparkte Radwege, unübersichtliche Kreuzungen, nicht vorhandene Fahrradständer. Ihr habt auch immer das Gefühl, dass Radfahren in Berlin schlimmer als anderswo ist? Dann dürfte die aktuelle Radverkehrsstrategie vom März 2013 des Senats euch Recht geben – denn die ist zwar irgendwie vorhanden, wurde aber in den letzten zwei Jahren nicht mal angeschaut. Wie der Tagesspiegel berichtet, musste der Senat auf Anfrage der Piratenfraktion Auskunft über den Stand der Radverkehrstrategie erteilen (Anfrage und Antwort gibt es hier) und eingestehen, dass sich seit dem Beschluss praktisch nichts getan.

In dem Strategiepapier wird richtigerweise festgestellt, dass die Verkehrssicherheit mangelhaft ist und Engpässe sowohl bei Fahrradständern als auch bei der Mitnahme in öffentliche Verkehrsmittel bestehen, das wird jeder Radfahrer bestätigen. In den "sieben Argumenten für mehr Radverkehr in Berlin" heißt es, dass Fahrradfahren die Lebens- und Luftbedingungen einer Stadt erhöht, die Gesundheit der Menschen und sogar die Wirtschaft Berlins stärkt. Weshalb verschiedene Ziele, Leitlinien, Handlungsfelder und Maßnahmebereiche definiert wurden, die unter anderem vorsehen, die Radwege instand zu setzen, auszubauen und an Baustellen zu berücksichtigen, Falschparker zu ahnden, Abstellmöglichkeiten zu garantieren und überhaupt die "gesamte Stadt fahrradfreundlich zu gestalten". Warum also kümmert sich die Stadt nicht um die Verbesserung des Radverkehrs in Berlin?

things on bike lanes© Things on bike lanes

In 11 von 12 Bezirken gibt es keinen Zuständigen für den Radverkehr

Weil es in 11 von 12 Bezirken keinen Zuständigen für den Radverkehr gibt, "obwohl es in allen Bezirken mindestens eine entsprechende Ingenieursstelle geben sollte", wie der Tagesspiegel schreibt. Im Senat selbst wurde die Stelle aufgrund von Spaßmaßnahmen erst gar nicht besetzt. Andreas Baum, Verkehrspolitiker der Piraten, sagt dazu: "(...) die Antworten [bestätigen] meine schlimmsten Befürchtungen: Die Situation ist so desaströs, wie man sie als Radfahrer in Berlin erlebt."

Wann sich also jemand mit der Verbesserung des Radverkehrs beschäftigen wird, kann keiner so genau sagen. Wahrscheinlich sitzen im Senat und den Bezirksämtern eh nur Autofahrer.

"Das Image des Radfahrens wandelt sich zum Positiven. Es wird zunehmend von breiten Schichten der Bevölkerung als moderne, gesunde und nicht zuletzt zweckmäßige und kostensparende Alternative zum Auto wahrgenommen. Diese Chance gilt es zu nutzen.", steht im Strategiepapier. Schade, dass dies bisher nicht geschehen ist.


Titelfoto: © the Magnificent Octopus, flickr CC

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