Sexspielzeug, Online-Dates und wilde Nächte – In dem Buch "Fucking Good" dreht sich alles um das Eine

Nina Wagner ist Head of Sex bei unserem Lieblingsdatingportal im gegenteil. Dort schreibt sie über Blind Dates, Bondage-Erlebnisse, schlechten und guten Sex und alles, was damit zu tun hat. Und weil sie das so gut kann und so viel erlebt hat, hat sie ein Buch mit dem verdammt guten Namen "Fucking good"geschrieben. Wir veröffentlichen hier einen Ausschnitt und wenn ihr fleißig zu Ende lest, könnt ihr was gewinnen.


Aus dem Buch: "Fucking Good"
Kapitel: Sex Toys – Die Online-Welt der Sex Toys

Die ersten vorsichtigen Annäherungsversuche startete ich online, einfach mal checken, was Google so bei dem Suchbegriff „Sex Toys online“ ausspuckt. Die erste Anzeige war www.eis.de - „Dein diskreter Erotikshop“. Nehm ich! Mich erschlug eine Masse an Produkten. Kein Mensch ohne Erfahrung mit dem Kauf von Sex Toys hat auch nur die geringste Chance, auf so einer Seite den Durchblick zu behalten. Klar gibt es Empfehlungen und Kundenbewertungen. Aber eben keine Beratung. Nicht, dass ich diese in Anspruch genommen hätte, viel zu unangenehm. Und darauf baut das Konzept auch auf. Die Bestellung wird neutral oder, wenn gewünscht, sogar mit einer gefälschten Warendeklaration, wie zum Beispiel Handyshop XY verschickt, damit dein Nachbar, deine Eltern oder deine Kollegen auch ja nicht mitbekommen, was du für ein schmuddeliges Schweinchen bist. Das ist auch notwendig, die Privatsphäre sollte gewahrt werden. Trotzdem hatte ich sofort das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun. Oder zumindest etwas Tabuisiertes. Das war anfangs durchaus aufregend.

Ich kam mir schon bei der Vorstellung bescheuert vor, mich mit einem als Quietscheente getarnten Vibrator zu befriedigen

Ich klickte mich stundenlang durch das endlose Sortiment und war irgendwie enttäuscht, dass der Großteil des Shops aus wirklich trashigen bis geschmacklosen Billigprodukten bestand. Bis ich beschlossen hatte, mich erst mal auf die gängigsten Toys, also Dildos und Vibratoren, zu beschränken, vergingen einige Wochen. Immer mal wieder stöberte ich, schob Produkte in den Warenkorb und schloss das Browserfenster wieder. Ich wusste nicht, welche Produkte ich gut finden würde, aber ich wusste, dass ich nichts in verniedlichter Tierform kaufen wollte. Versteh mich nicht falsch, ich kann durchaus nachvollziehen, dass die Verniedlichung von Sexspielzeugen vielen Frauen den Kauf und auch den Gebrauch vermutlich erleichtert, weil es doch ein ganzes Stück weiter von der Realität entfernt ist, als ein fleischfarbener Dildo mit dicken Adern, aber ich kam mir schon bei der Vorstellung bescheuert vor, mich mit einem als Quietscheente getarnten Vibrator zu befriedigen. Die realistischeren Varianten fand ich genauso komisch, nur für irgendetwas musste ich mich ja irgendwann entscheiden, wenn ich Toys auch ausprobieren wollte.

Sex Toys

Mich überforderte nicht nur das Angebot, auch die Produktbeschreibungen brachten mich an meine Grenze:

Big Willy – 18 Zentimeter
- gleitfreudig
- definierte Eichel
- stabiler Saugfuß
- massiver, geaderter Schaft
- mit Hodenansatz

Was soll man darunter denn bitte verstehen, wenn man noch nie in seinem Leben einen Dildo in der Hand hatte? Da helfen dir die Bilder auch echt nicht weiter. Ich konnte mir ja noch nicht mal vorstellen, wie groß oder klein 18 Zentimeter waren. Aber so langsam wusste ich, was ich wollte. Vibratoren schloss ich erst mal aus, man musste ja nicht gleich ganz so verrückt einsteigen. Es sollten ein oder zwei Dildos werden. Aber welches Material eigentlich? Glas, Keramik und Metall waren mir irgendwie zu fancy. Na gut, und 100 bis 400 Euro einfach zu teuer. Ich hatte auch wirklich nicht viel Geld, aber ich hatte auch keine Ahnung, was man realistisch für einen erigierten Kunstpenis so ausgeben sollte. Ich wollte keine Tierchen und keine fleischfarbenen Monster. Und ich hatte keine Ahnung, welche Größe bzw. welchen Umfang ich nehmen sollte, geschweige denn, in mich reinpassen würde.

Letztendlich entschied ich mich für einen Silikondildo in dunkelblau. Er war 15 Zentimeter lang, hatte Zentimeter Durchmesser und eine leichte Aderstruktur. Und weil ich auch gerne etwas Größeres ausprobieren wollte, gab es dazu einen schwarzen, 22 cm langen Dildo mit „authentischer Struktur“, auch aus Silikon, 3 Zentimeter Durchmesser. Keine Ahnung, warum ich mich für dieses Material entschied, in meiner Vorstellung war es vielleicht das angenehmste. Dazu kaufte ich eine Tube Gleitgel auf Wasserbasis. Wurde dazu empfohlen, weiter darüber informiert hatte ich mich aber nicht. Zusammen kostete mich das alles nicht mehr als 30 Euro. Yeah, echte Schnäppchen.

Ich wollte keine Tierchen und keine fleischfarbenen Monster. Und ich hatte keine Ahnung, welche Größe bzw. welchen Umfang ich nehmen sollte, geschweige denn, in mich reinpassen würde.

Ich war tierisch aufgeregt, als zwei Tage später der Postbote bei mir klingelte und mir mürrisch das Paket in die Hand drückte. In diesem Moment war ich über die neutrale Verpackung sehr froh. Leider kam die Ernüchterung echt schnell. Die Dildos sahen billig aus und fassten sich komisch an. Und sie waren viel länger und breiter, als ich sie mir vorgestellt habe. Ich musste lachen und nahm mir vor, sie trotzdem auszuprobieren. Sollte ich keinen Spaß damit haben, auch egal. War ja nicht so teuer.

Die Komplikationen fingen schon mit dem Gleitgel an. Es war zwar, wie beschrieben, geruchsneutral, aber mit der Konsistenz konnte ich mich einfach nicht anfreunden. Es dauerte relativ lange, bis es warm wurde, und es war irgendwie unangenehm klebrig. Aber da ich ja kein anderes hatte und auch nicht auf die Idee gekommen war, ein anderes zu bestellen, benutzte ich es eben trotzdem.

Der blaue Dildo war zwar nicht so lang, dafür ziemlich breit, und somit dauerte es auch eine kleine Weile, bis ich ihn vorsichtig ganz in mich schieben konnte. Er war trotzdem zu breit für mich, Bewegungen waren nicht richtig möglich. Also probierte ich den anderen aus. Der war nicht so breit, aber viel länger, passte also nicht ganz rein, sondern stand noch ein ganzes Stück ab, was in Kombination mit dem weichen Silikon und dem klebrigen Gleitgel auch keinen Spaß machte. Großartig. Mein erster Einkauf im virtuellen Sexshop war demnach ein voller Erfolg. Nicht.

Als ich dann noch nach der Reinigung feststellte, dass ich nicht mal an eine Box, Tasche oder Ähnliches zur Aufbewahrung gedacht hatte, wickelte ich die Dinger einfach in ein Handtuch und stopfte sie unten in meinen Kleiderschrank.

Sexshops waren für mich große, aufdringliche, rote Blockbuchstaben auf den Treppen dreckiger Bahnhöfe

Danach schwor ich mir, beim nächsten Einkauf in ein Fachgeschäft zu gehen und mich richtig beraten zu lassen. Das würde zwar viel mehr Überwindung kosten, das Ergebnis wäre aber bestimmt wesentlich lohnenswerter.Ich traute mich aber sehr lange nicht, in einen Sexshop zu gehen. Die Vorstellung, in einem Laden mit schummrigen Licht rumzustehen, zwischen Regalen voll mit Dildos, Pornos und Latexmasken, neben mir fette, alte Männer, die immer zu mir rüberschielten, wenn sie dachten, dass ich es nicht mitbekomme, machte mir irgendwie Angst. Aber mein Sexshop-Horizont war auch wirklich enorm begrenzt. Er fing bei Orion am Zoo an und hörte bei Orion an der Friedrichstraße auf.

Sexshops waren für mich große, aufdringliche, rote Blockbuchstaben auf den Treppen dreckiger Bahnhöfe. Zwielichtige Läden in Unterführungen oder Autobahnraststätten. Schlecht dekorierte, gesichtslose Schaufensterpuppen mit Federboas und Lackstiefeln. Handschellen mit rosa Leoparden-Plüschfellpolstern. Nimm drei, zahl zwei. Das hatte für mich nie irgendetwas Erotisches. Außerdem hatte ich halt einfach Schiss. Einerseits, weil ich so unerfahren war, andererseits, weil ich nach meiner ersten, nicht wirklich erfolgreichen Erfahrung mit Sex Toys ganz schön pessimistisch war, was dieses Gebiet anging. Dass ich vermutlich in einer der wenigen Städte lebte, in der es wirklich gute Alternativen zu den herkömmlichen Sexramschbuden gab, fiel mir natürlich erst mal nicht auf.


Nina Wagner Fucking good

"Fucking Good – Von Tinder, Online-Dates und wilden Nächten" ist bei Knaur erschienen.

Wir verlosen 2 Exemplare des Buches, wenn ihr uns eine kleine, schmutzige Mail an [email protected] schreibt, Betreff: "Fucking good". (Gewonnen haben Denis und Josefine. Herzlichen  Glückwunsch!)


Titelfoto: © im gegenteil
Autorenbild: © Saskia Bauermeister
Collage Sexspielzeug: © appollonia saintclair

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