Montag, 19.10. Mediterranea – Kant Kino

Das Thema könnte kaum aktueller sein. Und dennoch ereignete sich die wahre Begebenheit hinter “Mediterranea”, die Unruhen in Rosarno, bereits im Jahre 2010. 60 Menschen wurden teils schwer verletzt, Tausende Migranten mussten bei den Ausschreitungen in der italienischen Provinz evakuiert werden. Die Bilder von Vertreibung und Fremdenfeindlichkeit waren und sind eine italienische, eine europäische und vor allem eine menschliche Schande, die Jahre später aber auch in Nauen, Dortmund, Tröglitz und weiteren Städten in Deutschland ebenso stattfindet. Die Welt ist nicht netter geworden.

Und genau deswegen wühlt „Mediterranea“ auch so dermaßen auf und macht einen richtig wütend: Die Brennpunkte sind heute nicht mehr in Burkina Faso, sondern in Syrien und Libyen, die Kriege, Tragödien, Mechanismen und Folgen sind immer noch die Gleichen. Geändert hat sich also wenig, einzig dass Ungarn, Österreich und Deutschland inzwischen im Zentrum der Flüchtlings- und Asyldebatte stehen. Doch gerade Deutschland mit seiner geschichtlichen Vergangenheit, seiner politischen und vor allem ökonomischen Macht begeht ähnliche Fehler wie die italienische Lokalregierung damals.

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Dass sich wie auch immer motivierte Kriege in instabilen Regionen nicht von heute auf morgen bewältigen lassen, ist klar. Aber dass sich Bundeskanzlerin Angela Merkel für den Satz, Deutschland sei ein Land, welches Flüchtlinge mit einem Lächeln empfängt, rechtfertigen und gar beschimpfen lassen muss, ist ein gesellschaftliches Armutszeugnis. Schon eher wird in Dresden & Co. das Abendland an der Engstirnigkeit und dem generell fehlenden Verständnis für andere untergehen.

In "Mediterranea" klauen Ayiva und Abas in ihrer humanitären Not, aber was bleibt ihnen in den aktuellen Rahmenbedingungen zwischen Existenzangst, körperlichen und seelischen Kriegsnarben und moderner Sklavenarbeit in Europa auch oft anderes übrig? "Mediterranea" ist ein sensibler Film, der ohne große Worte und ohne Politik leise und subtil die Vielschichtigkeit und Unmenschlichkeit – mit Ausnahme ein paar weniger Lichtblicke – sowie deren Folgen zeigt. Es ist authentisch erzählte Geschichte, in der die Migranten sich selbst spielen und den Film von Jonas Carpignano zu einem Plädoyer für mehr Offenheit und Weltverständnis machen. Ein Film, der in diesen Tagen überall gezeigt werden müsste.

 

Mediterranea | 19.10.2015 | Kant Kino | 15.45 Uhr, 18 Uhr | Tickets: 6,50 Euro

Titelfoto: © Meditteranea

Kant Kino

Kantstraße 54, 10627

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