Die James-Bond-Premiere in Berlin: Selfies und salziges Popcorn

Das ganz neue iPhone, das alte iPhone, eine rote Kamera, ein iPad, ein Android, eine kleine Spiegelreflex-Kamera. Daniel Craig arbeitet sich durch sämtliche elektronischen Geräte mit einer scharfen Routine. Zack. Klick. Check. Einmal anschauen und dann zum nächsten Selfie. Craig weiß bei wirklich jedem Gerät sofort, wo er abdrücken muss und wo er das Bild noch einmal ansehen kann. Er macht immer zwei Fotos. Zack. Klick. Check. Nächster. Und dazu der James-Bond-Blick: Die Lippen leicht nach vorn und die Augen zusammen gekniffen. Zack. Klick. Check. Nächster. Ob Craig, der dieses Spiel seit einer halben Stunde spielt, gerade gute Laune oder schlechte Laune hat, ist nicht zu erkennen. Er macht es halt. Er zieht es durch, er und seine Filmfigur Bond sind in diesem Moment undurchsichtig miteinander verschmolzen. 

Wir befinden uns bei der Deutschland-Premiere zum neuen Bond-Film im Sony Center am Potsdamer Platz. Dieses unwirkliche Gebilde, könnte auch ein Setting von einem Bond-Film sein. Dort stehen auch immer unwirkliche Gebäude irgendwo rum. 

Am roten Teppich ist erwartungsgemäß sehr viel los. Das Teenagerkreischen hat sich nicht verändert. Es ist immer noch schrill und laut. Ein Zimmermann ist mit seinen beiden Söhnen hier, eine Gruppe 16-Jähriger ist aus ganz Deutschland angereist, sie stehen seit 10 Uhr morgens schon hier. Dazu die Profi-Fotografen, die alle die gleichen Fotos von den Prominenten machen. Die wiederum teilen sich in zwei Kategorien: Die einen formen ihre Hände zur Waffe und machen einen auf Bond – sie sind in der Überzahl. Und die anderen, die es halt nicht machen.

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Christoph Waltz wird am Rand von Steven Gätjen interviewt. Wie er sich auf die Rolle des Oberschurken Blofeld vorbereitet hat? Wie immer, er hat den Text gelernt und ist pünktlich am Set erschienen. Lustige Antwort, klar, aber beim Abendessen, möchte man neben dem ewig zynischen Waltz eigentlich nicht sitzen. Gätjen lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und lächelt einfach weiter. Zack. Klick. Nächster Star. Er ist mein Held des Abends. 

Im Gang vor den Kinosälen gibt es nur zwei Fragen. Wo ist das salzige Popcorn? Im welchem Kino sitzt du? Zu einer Bond-Premiere wollen natürlich alle kommen. Sämtliche A–Z-Stars der Stadt, Politiker, Pressemenschen, Ticketgewinner, Blogger, Botschafter und Sponsoren wurden im Vorfeld auf die vielen Kinosäle verteilt. Es ist eine Art Reality-Check in welcher Rangordnung und Gehaltsklasse man steht. Im iMax-Kino sitzen die britischen Botschafter, im Saal 7 Alex von Boss Hoss. So halt. Wir sitzen in Kino 3. Mit mir der Betreiber vom Prince Charles, die Jungs vom Musikexpress und ein paar Radiogewinner. Hier ist es angenehm unehrfürchtig: Neben mir sitzt einer, der nach der Eröffnungssequenz nach draußen geht und nicht zurück kommt.

Nun zum Film: Bond ballert, knutscht, rennt, leidet und schwitzt sich durch Mexiko, Rom, die österreichischen Alpen und London. Sein Gegner – man könnte ihn auch seinen Endgegner nennen – ist Blofeld. Es gibt gewaltige Explosionen, die Gadgets und Drinks, die leichten Frauen und die besonderen Frauen. Es gibt Stellen, bei denen man denkt, jetzt kann ich mal schnell auf Toilette gehen, dann drückt einen die Spannung aber wieder in den Kinositz. Zum Schluss gibt es wieder den Showdown nach dem Showdown, inklusive offenes Ende. Keine Frage, es ist sehr gute Kinounterhaltung aber ähnlich wie Craigs Umgang mit den Kameras am roten Teppich, ist das alles ein wenig zu routiniert und berechnend.


Vielen Dank an Heineken für die Einladung. 

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