Der neue Pirelli-Kalender ist da – und er ist anders als alle zuvor
Von dem Pirelli-Kalender wird der eine oder andere sicher schon mal gehört haben. Der berühmteste Kalender der Welt erscheint seit 1964 und die erotischen Bilder und Limitierung auf eine geringe Stückzahl für Werbekunden machen den Kalender jedes Jahr aufs Neuste zu einem begehrten Sammlerstück.
Zu sehen sind nackte bis halbnackte Models – mal am Strand, mal auf der Straße, mal in Afrika. Manche Bilder sind kleine surrealistische Kunstwerke, andere wirken aufgrund der Szenerie albern. Hinter der Kamera: einige der bekanntesten Fotografen unserer Zeit. Bevor wir einen Blick auf die Ausgabe 2016 werfen, aber erst mal ein Blick zurück.
1984 von Uwe Ommer
1986 von Helmut Newton
1988 von Barry Lategan
1990 von Arthur Elgort
1992 von Clive Arrowsmith
2001 von Peter Lindbergh
2009 von Peter Beard
2011 von Karl Lagerfeld
"Der Reiz des Besonderen ergibt sich daraus, dass sich Models nackt zeigen, die sonst so nicht zu sehen sind, weil sie es nicht nicht nötig haben – Lara Stone, Kate Moss, Cindy Crawford, Laetitia Casta.", schreibt die WELT. Ein Versprechen auf Eskapismus und Exklusivität würde verschenkt.
In der Welt, in der wir gerade leben, scheint das sicher ein hübsches Versprechen. Vergessen, was um uns herum passiert. Für einen Augenblick mal aus dem brutalen Alltag fliehen. Und das seit über 50 Jahren. Es war wohl an der Zeit, etwas zu ändern; Frauen nicht nur als Objekt auf Papier zu bannen, sondern zu zeigen, das hinter jedem nackten Körper eine Stimme steckt, die wichtiger ist als der fetischisierte Fokus auf den Körper an sich.
2015 übernahm Annie Leibowitz die Kamera
Die Fotos stechen nicht nur durch ihre Optik hervor, sondern auch aufgrund ihrer Protagonistinnen. Dabei sind Yao Chen, Natalia Vodianova, Kathleen Kennedy, Agnes Gund und ihre Enkelin Sadie Rain Hope-Gund, Serena Williams, Mellody Hobson, Fran Leibovitz, Ava DuVernay, Tavi Gevinson, Shirin Neshat, Yoko Ono, Patti Smith und Amy Schumer. Es sind keine Models mit vermeintlich perfekten Körpern, sondern Frauen, die sich durch ihr gesellschaftliches Engagement in Politik, Film, Musik und Popkultur verdient gemacht haben.
"Ich begann über die Rolle der Frauen nachzudenken und was sie erreicht haben. Ich wollte klassische Porträts machen. Die Frauen sollten stark, aber auch natürlich aussehen. (...) Dieser Kalender ist etwas vollkommen anderes. Es ist ein Aufbruch.", sagt Fotografin Annie Leibovitz. Und der Kalender bezieht Stellung. Im Vorwort des Jubiläums-Bildbandes, das dieses Jahr erschien, schreibt Pirelli-CEO Marco Tronchetti Provera, "die jeweiligen Fotografen würden ihre Vision der gesellschaftlichen Entwicklung ausdrücken, daher seien die Bilder zeitgemäß." (via WELT) Vielleicht hat Leibovitz dieses Versprechen zum ersten Mal in der Geschichte des Kalenders eingelöst.
Bei Hapars Bazaar gibt's "Behind the Scenes"-Fotos und hier könnt ihr das Making-of-Video sehen.
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Titelfoto und Fotos Pirelli-Kalender 2015: © Pirelli/via Hapars Bazaar