Berlinale 2015: 5 Filme, 3 Partys und 3 Ausstellungen, die ihr nicht verpassen solltet

Der rote Teppich wird am Potsdamer Platz ausgerollt, Dieter Kosslick bereitet sich mit einer kohlenhydratefreien Diät auf 10 anstrengende Tage vor, die Twilight-Fans freuen sich ekstatisch auf Robert Pattinson und wir können uns nicht entscheiden, welche der über 400 Filme wir vom 5.-16. Februar sehen wollen. Für alle, die sich auch nicht entscheiden können, welche Partys, Ausstellungen und Diskussionen sie auf der Berlinale 2015 besuchen sollte, haben wir hier 11 Tipps.

Fünf Filme, die man sehen sollte

Festival-Filmtipps abzugeben ist eine der größten Herausforderungen, der man sich bei der Berlinale stellen muss. Solltet ihr keine Tickets für euren Wunsch-Film bekommen, lohnt es sich trotzdem, sich auf gut Glück kopfüber ins Festivalprogramm zu stürzen und, ähnlich wie beim Pferderennen, auf den Film zu setzen, der interessant klingt oder bei dem man einfach ein gutes Bauchgefühl hat. In den letzten Jahren hat sich auch besonders die Festivalsparte “Generation 14plus” als wahre Wundertüte für großartige Filme entpuppt.

Taxi-Still-via-BerlinaleSzene aus "Taxi", © Berlinale

1. "Taxi" von Jafar Panahi
Die Berlinale ist bekannt dafür, innovative Regieansätze zu honorieren. Das geschieht auch bei "Taxi", in dem der iranische Regisseur Jafar Panahi in einem Taxi durch Teheran fährt und durch sein fahrendes Filmstudio dem Zuschauer einen Einblick in die Gesellschaft dieses Landes ermöglicht. Kino ist auf der Berlinale auch immer ein politisches Statement oder wie Jafar Panahi selbst feststellt: "Ich bin Filmemacher. Ich kann nichts anderes, als Filme machen. Mit Kino drücke ich mich aus, es ist mein Leben. (...) Kino als Kunstform wird zu meinem Hauptanliegen. Ich muss unter allen Umständen weiter Filme machen, um der Kunst Respekt zu erweisen und mich lebendig zu fühlen."

2."Cobain: Montage of Heck" von Brett Morgen
Gerade hat "Cobain: Montage of Heck" noch auf dem Sundance Festival für Aufregung gesorgt. Jetzt könnt ihr den von Kurt Cobains Tochter, Frances Bean, koproduzierten Film auch in Berlin sehen. Mit bisher ungesehen Kinderfotos und Interviews mit Freunden und Familie von Kurt Cobain dürfte bei der Dokumentation von Brett Morgan auf jeden Fall jedes Nirvana-Fan-Herz höher schlagen. Wer gleich weiter im Musikdokumentationsmodus ist, kann sich außerdem die Dokumentationen "54: The Directors Cut" über das Studio 54 oder "Love & Mercy" über Brian Wilson, den Gründer der Beach Boys, anschauen, die auch im Programm laufen.

3. "Queen Of Earth" von Alex Ross Perry
Ein einsames Haus am See, eine schmerzhafte Trennung und zwei beste Freundinnen, die sich Dinge anvertrauen, die schon lange hätten gesagt werden sollen – das ist die Basis dieses Indie-Thrillers von Alex Ross Perry. Besonders sehenswert ist die intensive Darstellung von Elisabeth Moss (Peggy Olsen in "Mad Men") als schleichend verrückt werdende Catherine, die sich von ihrer Freundin Virginia (Katherine Waterston) emotional immer mehr distanziert und entfremdet.

4."The Beat Beneath My Feet" von John Williams 
Bei der insgesamt doch etwas politisch schweren Berlinale-Kost ist es manchmal auch gut, einfach einen humorvollen Film im "Almost Famous"-Stil zu sehen. "The Beat Beneath My Feet" ist ein intelligent gemachter, aber dennoch klassischer Coming-of-Age-Film über den Mut, seine Träume mit allen Mitteln zu verwirklichen und an sich selbst zu glauben.

5. "Life" von Anton Corbijn
Anton Corbijn hat schon 2007 mit "Control", dem Portrait über Joy-Division-Frontmann Ian Curtis, eines der besten und entmystifzierendsten Popkulturportraits abgeliefert. Jetzt folgt mit "Life" ein Film über James Dean (Robert Pattinson), der die Beziehung des "rebel without a cause" zum Fotografen Dennis Stock zeigt. Corbijn beleuchtet hier, wie schon in Control, die Entstehung eines Mythos und Personenkults, der bis heute andauert.

Drei Partys, die sich lohnen

Bei der Berlinale gilt: Schlafen ist für Anfänger. Nachdem man sich tagsüber die Augen viereckig geschaut hat, ist es abends Zeit sich unter das Berlinale-Volk zu mischen, um bei einem Gin Tonic die besten Film-Empfehlungen für den nächsten Tag abzustauben. Für den Party-Dschungel empfehlen wir euch folgende Highlights.

Ein Hit ist ein Hit Montage: © nawim96

1. Ein Hit ist ein Hit Vol 25.: Spiel mir das Lied von Berlin – Movies and Melodies of a Metropolis

Im Ballhaus erwartet euch am Mittwoch die Jubiläumsausgabe von Ein Hit ist ein Hit und passend zur Einstimmung auf die Berlinale ausgesuchte Klassiker und Oden auf das swingende Berlin, in der schon internationale Film- und Musikgrößen wie Marlene Dietrich, Hildegard Knef, Frank Zappa, Lou Reed, David Bowie und Iggy Pop flanierten. Ein Abend voller Nostalgie, mit Leinwand, Livebühne und vielen Überraschungsgästen und Zeitzeugen aus der Welt der Musik und des Films.

04.02.2015 | Ballhaus, Chausseestraße 102 | Beginn: 20.15 Uhr | Eintritt: 10 Euro

2. Sehsüchte Filmschool Party
Im Anschluss an den traditionellen Berlinale-Empfang der Filmhochschulen geht es am Dienstag, den 10.02., für die Filmschool Party ins Ritter Butzke. Dort kann das feierwütige Berlinalepublikum zu den Klängen von Frank & Friedrich, Nod One's Head, Quincy Burquist, Crazy B., Dan Ostendorf, Spanks und El Flosso tanzen. Die Party ist der Vorreiter des internationalen Studentenfilmfestivals Sehnsüchte, das dieses Jahr vom 22.–26. April (vormerken!) in Babelsberg stattfindet. Bis dahin haben wir uns dann auch alle wieder von der Berlinale erholt.

10.02.2015 | Ritter Butzke, Ritterstrasse | Beginn: 22.00 Uhr | Eintritt: 8 Euro

3. 99 Fire Films Award Party
Die 99 Fire Films sind sowas wie das außer Rand und Band geratene, inoffizielle, kreative Talentfeuerwerk der Berlinale. In exakt 99 Stunden produzieren Filmemacher aus Deutschland, Österreich und der Schweiz Kurzfilme, die genau 99 Sekunden lang sein dürfen. Ab dem 5.12. findet ihr die von einer Jury ausgewählten 99 besten Filme auf der Website, wo ihr für euren Favoriten voten könnt. Am 12.2. findet dann in Berlin die feierliche Verleihung der Preise statt. Dass die Party so großartig wie die eingereichten Filme wird, versteht sich von selbst. Da es sich hier um eine exklusive Veranstaltung handelt, freuen wir uns, 1x2 Karten für den Abend zu verlosen! Schreibt uns dafür einfach eine Mail an [email protected] mit dem Betreff "99 Fire". (Gewonnen hat Isabelle M.. Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank an alle Teilnehmer!)

12.02.2015 | Admiralspalast, Friedrichstraße 101 | roter Teppich: 20.00 Uhr, Beginn: 21.00 Uhr, Aftershow-Party mit dem Beatsteaks DJ-Team: 23.00 Uhr

Drei Ausstellungen, wenn man genug Filme gesehen hat

Während der Berlinale gibt es natürlich nicht nur Filme zu sehen. In der ganzen Stadt finden während des Festivals verschiedene Veranstaltungen statt, die sich dem Thema Film und Filme machen aus verschiedenen Perspektiven annähern. Interessante Panel-Diskussionen gibt es vor allem in der Berlinale Talents-Sektion im Hebbel am Ufer.

Sickert-PosterFilmplakat "Der amerikanische Freund", © Margrit und Peter Sickert

1. 50 ausgewählte Filmplakate im Haus der Berliner Festspiele
Jeder hat wahrscheinlich ein Film-Plakat im Kopf oder sogar in der Wohnung hängen, dass das Gefühl eines Films für immer an die Wand bannt. Im Haus der Berliner Festspiele gibt es zu diesem Thema eine Ausstellung mit 50 Filmplakaten von den Grafik- und Designkünstlern Margrit und Peter Sickert. Das Design-Duo entwarf über 300 Film-Plakate für Regisseure wie Wim Wenders, Rainer Werner Fassbinder oder auch Martin Scorsese.

03.–15.02.2015 | Haus der Berliner Festspiele, Scharperstrasse 24 | Öffnungszeiten: 10.00–16.00 Uhr

2. Ausstellungseröffnung Forum Expanded in der Akademie der Künste
In der Akademie der Künste ist dieses Jahr das komplette Berlinale-Progamm der Sektion "Forum Expanded" zuhause, das sich neben den filmischen Beiträgen in einer Gruppenausstellung mit Installationen und Performances widmet. In diesem Rahmen findet am Eröffnungsabend eine Performance von Lara Khaldi und Yazan Khalilis mit dem Titel "Love Letter to a Union: The Falling Comrades" statt, in der die Briefe zweier Liebenden verlesen werden, in denen es um Alltag, historische Ereignisse und Filme geht.

04.02.2015 | Akademie Der Künste, Hanseatenweg 10 | Einlass: 18.30 Uhr, Begrüßung: 19.00 Uhr, Performance: 21.30 Uhr | Eintritt: frei

blow-upSzene aus "Blow-Up"

3. Blow-Up im C/O Berlin
Thematisch passend zeigt das C/O Berlin die Ausstellung "Blow-Up", die sich dem popkulturellen Film-Klassiker von 1966 und der Frage nach der Konstruktion von medialer Realität widmet. C/O Berlin kooperiert außerdem, wie schon in den letzten Jahren, mit der Berlinale und schickt wie jedes Jahr 13 junge Nachwuchsfotografen als professionelle Fotojournalisten auf die Berlinale, um die interessantesten Festivalmomente aus einer frischen Perspektive einzufangen. Die besten Fotografien werden am Ende der Berlinale im Amerika Haus ausgestellt und ausgezeichnet. In Kooperation mit C/O Berlin werden wir euch hier übrigens die besten Bilder zeigen.

Ausstellung bis 10.04.2015 | C/O Berlin, Hardenbergstraße 22–24 | täglich von 11.00–20.00 Uhr | Einritt: 10 Euro, ermäßigt: 5 Euro


Tickets

Eine der größten Herausforderungen bei der Berlinale ist es, an Tickets zu kommen. Der Ticketvorverkauf beginnt am 2.2. Tickets für alle Filme könnt ihr hier kaufen. Wie das am besten funktioniert, erklärt euch auch ausführlich Stil in Berlin.

Viel Spaß!


Titelfoto: © Berlinale
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