11 Theaterstücke, die ihr in dieser Spielzeit nicht verpassen solltet

© Volker Beinhorn

In Berlin gibt es rund 150 Theater, dazu tummeln sich unzählige Theatergruppen und -projekte in der Off-Szene. Dabei einen Überblick zu behalten, ist schier unmöglich. Was auffällt ist, dass neben den sowieso aktuellen Texten auch die Klassiker immer eine Bogen zu zeitgemäßen Themen schlagen. Theater ist, zumindest zu großen Teilen in Berlin, nicht so eingestaubt, wie es manchmal zu sein scheint. Wir stellen euch deshalb 11 Meilensteine der laufenden Spielzeit vor.

1. In unserem Namen
Aktueller kann ein Stück kaum sein: Bei In unserem Namen werden Flüchtlinge inhaftiert, abgeschoben und kriminalisiert. Der Regisseur Sebastian Nübling befragt in seiner Inszenierung anhand der Texte Die Schutzflehenden von Aischylos und Die Schutzbefohlenen von Elfriede Jelinek das demokratische Gefüge, in dem wir alle leben: Wer repräsentiert hier eigentlich wen und vor allem wie?

In unserem Namen | Maxim Gorki Theater | Alle Termine und die Kartenreservierung findet ihr hier

2. Keiner findet sich schön
In einer Zeit, in der wir uns scheinbar nicht mehr entscheiden und festlegen müssen, gerät man schnell ins Straucheln. Eine Alternative, für die man sich entscheidet, eröffnet gleichzeitig immer wieder mehrere neue Alternativen. Keiner findet sich schön von René Pollesch ist ein Liebes- und Liebeskummermonolog, grandios vorgetragen von Fabian Hinrichs. Unsere sogenannten "First World Problems" werden präzise auf den Punkt gebracht. Absolut sehenswert.

Keiner findet sich schön | Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz | Vorstellungen am 18. November, 06. und 15. Dezember 2015 | Weitere Informationen und die Kartenreservierung findet ihr hier

© LSD | Lenore Blievernicht/ Volksbühne

3. Service / No service
Und gleich noch mal Pollesch, denn auch in dieser Spielzeit inszeniert er an der Volksbühne zwei Abende. Im Dezember feiert Service / No service seine Premiere. Anhand des Titels lässt sich schwer herleiten, worum es thematisch gehen könnte, typisch Pollesch eben. Den Stückinformationen auf der Seite der Volksbühne lässt sich entnehmen, dass es einen Bezug zum Thepsiskarren geben wird - einer Art Wohnwagen wandernder Schauspieler. Und da einen Bogen zu aktuellen Diskursen zu schlagen, das fällt Pollesch sicherlich nicht schwer.

Service / No service | Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz | Premiere am 3. Dezember 2015 um 19.30 Uhr | Weitere Termine und die Kartenreservierung findet ihr hier

4. Von Affen und Engeln
In dem Text von Christoph Nußbaumeder geht es hinab in eine Welt, die die unzähligen Möglichkeiten, die wir in beruflicher Hinsicht scheinbar besitzen, als Analogie auf einer Art Weihnachtsmarkt darstellt. Die Menschen, die in dieser hohlen, schrillen und bunten Vergnügungsmaschinerie arbeiten, leben oftmals in sehr heiklen Zuständen. Jeder einzelne Mitarbeiter hat seine Geschichte und seine eigenen kleinen Geheimnisse. Aber was passiert eigentlich, wenn auf einem Weihnachtsmarkt mal der Strom ausfällt?

Von Affen und Engeln | Sophiensäle | Vorstellungen am 11., 12., 13. 18., 19. und 20. Dezember 2015 | Die Kartenreservierung findet ihr hier

© Michaela Schenkirz, Joachim Dette/ Sophiensäle

5. Bella Figura
Zwei Menschen, gerade auf dem Weg in einen wiederholten, gemeinsamen Seitensprung, treffen auf ein anderes Pärchen. Die vier kennen sich natürlich zufällig flüchtig. Letztlich wird dann der Geburtstag der leicht dementen Mutter beziehungsweise Schwiegermutter gefeiert – oder es zumindest versucht. Doch in diesem Beziehungskonstrukt verlagert sich immer wieder die Aufmerksamkeit der Beteiligten (und damit auch die der Zuschauer). Der Chef der Schaubühne, Thomas Ostermeier höchstpersönlich, inszenierte diesen extra für das Ensemble geschriebenen Text von Yasmina Reza und besetzt mit Mark Waschke und Nina Hoss hochkarätig.

Bella Figura | Schaubühne | Vorstellungen am 17., 18. Dezember um 18 Uhr und am 20. Dezember 2015 um 20 Uhr | Weitere Informationen und die Kartenreservierung findet ihr hier

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6. Demetrius
Eine Troll-Fabrik nach Friedrich Schiller – ein passender Titel für all das, was man heutzutage täglich im Internet zu sehen bekommt. Dieser Theaterabend befasst sich mit weltweit arbeitenden Nachrichtenagenturen, deren Ziele nicht Aufklärung oder Wissensvermittlung sind, sondern Wirkung. Diese verbreitete Arbeitsweise zieht eine Masse von Schreiberlingen nach sich, die die Netzwerke und Kommentarseiten "zuspammen" und so eine gelenkte, allgemeingültige und für jeden nachvollziehbare Wahrheit produzieren. Theatergründer und Regisseur Georg Scharegg nimmt Schillers Dramenfragment und bepackt es mit Inhalten aus diesen Trollfabriken, die wir jeden Tag zu sehen bekommen.

Demetrius | Theaterdiscounter | Premiere am 18. Dezember 2015 um 20 Uhr | Weitere Termine und die Kartenreservierung findet ihr hier

7. Woyzeck
Eifersucht, Wahnsinn, Liebe. In Georg Büchners berühmtesten Drama verliert sich der Protagonist Woyzeck im Labyrinth seiner eigenen Gefühle. Ein Rastloser, irgendwie ferngesteuert, der zusätzlich den krankhaften Anforderungen seiner Umgebung, einer immer schneller werdenden Welt, ausgesetzt ist. Gleichzeitig eine Geschichte über die verzweifelte Suche nach Liebe in einer Gesellschaft, die durch Macht und Gewalt verroht ist. Kein Geringerer als Leander Haußmann war hier als Regisseur am Werk und inszeniert diese gescheiterte, erniedrigte Figur Woyzeck grandios – voller Härte, Gefühl und Verrücktheit.

Woyzeck | Berliner Ensemble | Das Stück läuft am 20. Dezember 2015 um 20 Uhr | Mehr Informationen und die Kartenreservierung findet ihr hier

© Lucie Jansch/Berliner Ensemble

8. Das Krippenspiel – Wie man Wärme teilen kann
Weihnachten endet für viele Menschen meist in Stress und Katastrophen, wenn man mal ganz ehrlich zu sich selbst ist. Inmitten von Menschenmassen noch schnell Geschenke besorgen und dann der traditionelle Besuch bei der Familie, der nur noch eine lästige Pflicht darstellt. In dieser rasenden Gesellschaft brauchen wir Dinge, die unser Leben entschleunigen. Und das bedeutet: Wir brauchen Weihnachten. Dringend. Deshalb zeigt das Ballhaus Ost einfach ein klassisches Krippenspiel. Der erste Schritt, um an einem ruhigen und besinnlichen Weihnachten festhalten zu können.

Das Krippenspiel – Wie man Wärme teilen kann | Ballhaus Ost | Das Stück wird am 24. Dezember 2015 um 11, 12, 13 und 14 Uhr gezeigt | Der Eintritt ist frei, eine Reservierung ist nicht erforderlich

9. Und dann kam Mirna
Anschließend an das Stück Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen, das 2014 am Gorki Premiere feierte, ist die Protagonistin älter geworden. Mittlerweile hat sie eine Tochter, Mirna, die ihrer Mutter gar nicht so ähnlich ist, wie diese immer dachte. Sibylle Berg nimmt in ihrem Text einen Elterntypus auf die Schippe, der das Erwachsenwerden vor sich herschiebt und dem Traum von der Selbstverwirklichung jagt. Und paradoxerweise möchten Kinder dabei doch nur eins: Spießereltern. Ein wichtiger Text und eine wichtige Inszenierung, die mit den hochstilisierten Idealbildern einer modernen Mutterschaft abrechnet.

Und dann kam Mirna | Maxim Gorki Theater | Das Stück wird am 13., 14. Dezember 2015 & 02. Januar 2016 um 20 Uhr gezeigt | Weitere Informationen und die Kartenreservierung findet ihr hier

gorki_produktion_und_dann_kam_mirna © Esra Rotthoff/Maxim Gorki Theater

10. Die Räuber
Ein Klassiker, den sicher fast jeder schon mal als Reclam-Ausgabe im Schulranzen mit sich herumgetragen hat. Zwei rivalisierende Brüder und eine Geschichte der Denunziation und Intrigen, bei der es am Ende, wie bei nahezu jedem klassischen Drama, zu einer Katastrophe kommt. Intendant Kay Wuschek wirft in seiner Inszenierung die Frage auf, ob und wie sich das Streben nach absoluter persönlicher Freiheit mit gesellschaftlichen Grenzen vereinbaren lässt. Das Theater an der Parkaue bespielt seit dieser Spielzeit endlich auch den lange brachliegenden Prater.

Die Räuber | Theater an der Parkaue, Spielstätte Prater | Die Premiere findet am 19. Januar 2016 statt | Karten und weitere Termine findet ihr hier

11. Unterwerfung
Nach dem Roman von Michel Houellebecq bringt der Regisseur Stephan Kimmig einen literarischen Text auf die Bühne, der bei seiner Veröffentlichung im Januar 2015 für große Aufregung sorgte. Auf die Frage "Warum Unterwerfung?" gibt der Regisseur selbst eine Antwort, die man auf der Seite des Deutschen Theaters finden kann: "Die allermeisten sind dem neoliberalen Schmu aufgesessen, und so sitzen wir heute allein, von allen guten Geistern verlassen, wir sind allein / [...] wir irren und fallen durch unsere Gegenwart / stopfen Löcher / stellen Eimer unter die Löcher in der Decke / und das Fundament wird lose / wir brauchen einen geistigen Neuanfang / wir wissen aber nicht wie und mit was… es ist öde öde / traurig und einsam. Wir gehen unter."

Unterwerfung | Deutsches Theater | Die Premiere findet am 22. April 2016 statt | Mehr Informationen und Karten findet ihr, sobald der Vorverkauf gestartet ist, hier

Kleiner Tipp: Meist könnt ihr an der Abendkasse auch für ausverkaufte Stücke noch Restkarten ergattern. Die Eintrittspreise variieren zwar von Theater zu Theater, aber eines gilt für alle Häuser: Solange ihr Studentenstatus besitzt, erhaltet ihr eine Ermäßigung. Und die solltet ihr so lange und so oft ausnutzen, wie es nur geht.

 

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